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Aus dem neuen »miteinander«

... und cut!

Editorial aus dem "miteinander" | Ausgabe 1-2 / 2023 - Von Chefredakteur Henning KLINGEN

 

Seit 30 Jahren filme ich. Familienfeiern, Urlaube, erste und letzte Partys. Eine Unmenge an Bandmaterial hat sich min diesen Jahren angesammelt. Erst verwackelt und analog-verrauscht, dann plötzlich kristallklar digital. Manches liebevoll geschnitten und nachvertont, vieles rasch zusammenkopiert und elendslang. Derzeit digitalisiere ich diese flimmernden Erinnerungen, wandle sie in Bits und Bytes um in der Hoffnung, sie für die familiäre Ewigkeit konservieren zu können. Wenn ich dabei indiese Videowelt eintauche, rührt es mich gleichermaßen zu Tränen und lässt mich laut loslachen. Mehr als ein halbes Leben – und je unschärfer und verwackelter die Bilder werden, desto klarer erscheinen die Szenen in meiner Erinnerung.

"Erst im Rückblick und in der Erinnerung erkennen wir, wer wir selber sind, welche Träume es sind, die all diese Erinnerungen durchweben."

Ich frage mich dabei manchmal, warum und für wen ich das eigentlich mache. Meine Kinder kennen kaum jemanden auf den Videos. Sie werden vielleicht mal den Kopf über die dokumentierten Verrücktheiten des eigenen Vaters schütteln, um dann gnädig die Löschtaste zu drücken. Gewiss, es macht Spaß, sich alle paar Jahre einmal im Kreis alter Freunde oder der Familie die eigene Geschichte – und Vergänglichkeit – auf diese Weise plastisch vor Augen zu führen. Und doch bleibt die Frage nach dem Warum. Das Vergangene bleibt vergangen. Verschlafe nicht die Gegenwart! Auf in den Neubeginn!

 

So einfach scheint mir das aber nicht zu sein. Denn es sind gerade die Geschichten, die uns ausmachen und die ihre identitätsstiftende Kraft erst im Rückblick vollends entfalten. Erst in der Erinnerung an Schönes, Wunderbares, an Abschiede und Trauriges erkennen wir, wer wir selber sind, welche Träume es sind, die all diese Erinnerungen durchweben. So erscheint das eigene Leben erst im Rückblick mehr als nur eine Aneinanderreihung von flüchtigen Episoden und kurzen Sequenzen zu sein. Eine sich fügende Geschichte. Singulär und doch verwoben mit so vielen anderen Menschen, verstorbenen wie lebenden.

 

Der biblische Glaube trägt – um im Bild zu bleiben – die Zusage in sich, dass die VHSKassette meines Lebens nicht plötzlich im mBandsalat endet. Dass es meinen Regisseur gibt, der diesen zur Not wieder entwirren kann. Der am Ende mselbst die verrauschtesten Passagen des Lebens glättet, rettet. Weihnachten verstehe ich als genau so etwas: als eine ungeheure Geschichte des neuen Anfangs, als Zu-Mutung Gottes an den Menschen, die besagt: Sei gewiss, die Episoden und Szenen deines Lebens sind wichtig. Sie gehören in mein Drehbuch. Vertraue mir. Denn ich lasse aus jedem Ende auch einen neuen Anfang entstehen … und cut!

 

miteinander-Chefredakteur Dr. Henning Klingen

miteinander-Chefredakteur Dr. Henning Klingen

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