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Editorials aus dem "miteinander"

Wider die Sinnlosigkeit

Von Chefredakteur Henning Klingen

Kurz vor Ende meines Studiums bin ich in ein tiefes seelisches Loch gefallen. Dunkelheit umfing meine Seele. Antriebslosigkeit, Gleichgültigkeit und das Gefühl von Sinnlosigkeit ließen mich am Leben zweifeln. Es war eine Zeit des Übergangs, in der Strukturen und Sicherheiten wegbrachen, ein stückweit das Ende einer behüteten Kindheit und Jugend. Was nun? Wozu das alles? Groß waren die Fragen, groß die Krise.

Ich suchte Halt in Begegnungen und Gesprächen mit Freunden, im Sport und auch im Glauben. Was mir dabei am wenigsten half, war – der Glaube. In den Gebeten schlug mir Leere entgegen, Schweigen. Depression frisst Glaube. Zumindest bei mir. Lang war der Weg heraus aus dieser Bedrängnis. Mühsam musste ich lernen, nicht größere Fragen zu stellen, als meine Seele aushält, und vor allem: dem Leben mit seinen Unwägbarkeiten eine Chance zu geben. Nicht Sinn generieren, machen zu wollen, sondern darauf zu hoffen und zu warten, dass er sich einstellt.

Aus dem Mund eines Theologen mag das irritieren. Umso mehr, als es zu den lieb gewonnenen Formen kirchlicher Rhetorik zählt, Gott und Sinn, ein gläubiges Leben und ein sinnvolles Leben in eins zu setzen. Aber stimmt das tatsächlich? Haben gläubige Menschen den Sinn gepachtet, während Atheisten ziel- und sinnlos Irrende sind? Oder haben nicht vielmehr Gläubige gerade ein Problem mehr zu lösen? Müssen sie nicht das Leben, das sie im Angesicht Gottes als sinnvoll empfinden dürfen, in Einklang bringen mit einer Welt, die vor Sinnlosigkeit und Leere, vor Aggression und Gottlosigkeit nur so strotzt? Sinn bleibt in der religiös weitgehend unmusikalischen Moderne ein flüchtiges Gut. Und so finden wir uns zurückgeworfen auf sinnstiftende Erfahrungen und Begegnungen, auf zwischenmenschliches Handeln.

"Das ergibt Sinn!" haben wir diese Ausgabe betitelt. Mit Ausrufezeichen. Nicht, weil wir die Antwort kennen, weil wir "geheimes" (Glaubens-)Wissen mitteilen könnten, sondern aus einem doppelten Protest heraus: So wendet sich der Imperativ gegen jede "Machermentalität", die Sinnzusammenhänge produzieren, "machen" will. Zugleich protestiert, wer "Das ergibt Sinn!" ruft, lauthals gegen jene Verzweiflung, in die man stürzt, wenn man dieser aus den Fugen geratenen Welt noch ein Quäntchen Sinn abzuringen versucht.

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