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Editorials aus dem "miteinander"

Herzschlagfinale

Von Chefredakteur Henning Klingen

Am Anfang steht immer ein Bild. Ein meist sehr dunkles, kleines Gemälde auf Thermopapier. "Das hier ist der Kopf. Und hier ganz deutlich ein Fuß", erklärt der Arzt die für den Laien nur schwer lesbaren Striche. Rührung. Dankbarkeit. Wirklich begreifbar wird dieses Ereignis aber erst, wenn zum Bild ein Geräusch hinzutritt. Ein wummerndes Stampfen, einer Maschine nicht unähnlich, die mit 150 Schlägen die Minute rumort. Und es gibt die Gewissheit: Er oder sie lebt. Ja, es gibt neues Leben. So klein. So verletzlich. Und doch mit einem unbeirrbar vorandrängenden Herzschlag.

Alles beginnt mit einem solchen Herzschlag, alles endet auch mit ihm. Dazwischen liegt die Zeitspanne, die man Leben nennt. Mit unzähligen Herzschlägen und wohl auch mit Herzklopfen. Eltern wissen, was es heißt, "am Puls der Zeit" zu sein. Sie haben dieses Wunder des Anfangs mit ihren Kindern miterlebt. Sie wissen: Dieses kleine Herz schlägt wegen ihnen und das eigene schlägt ein Leben lang nur für sie. Herz und Hirn – in Elternschaft fallen sie in eines.

Diese Erfahrung ist zugleich eine sehr biblische. Denn es gehört zu den Überzeugungen des biblischen Glaubens, dass Herz und Verstand nicht etwa ihre unterschiedlichen Orte im Menschsein haben; vielmehr ist laut Paulus das Herz selbst der Ort der Vernunft. Dem liegt die Überzeugung zugrunde, dass die menschliche Existenz eine moralische Existenz ist – dass Menschsein nie ohne Bezug zum anderen zu denken ist, der mein Herz bewegt, dem ich mein Herz schenken oder dem ich mein Herz ausschütten kann.

Vielleicht, so wäre im Blick auf die Sorge um geistliche Berufungen und Berufe selbstkritisch zu fragen, widmen wir dem Herzen zu wenig Aufmerksamkeit. Wir wollen den Verstand aktivieren, die Gedanken befeuern und den Intellekt schulen. Aber haben wir wirklich schon realisiert, dass Berufung mit einer Herzensregung beginnt? Der Ruf Gottes findet seinen Widerhall in den seltensten Fällen im Hirn, sondern in Herz und Hand der Angesprochenen.

Als der Arzt das Mikrofon ausschaltet, mit dem er den Bauch meiner Frau abtastet, sind wir nicht mehr dieselben. Dieses kleine Herz mit seinen kräftigen Schlägen hat unser Herz, das oft träge und müde scheint, bewegt. Gottes Geschichte mit den Menschen ist die Geschichte dieses zarten Impulses, dieses Zuckens im Koronarmuskel. Alles beginnt mit einem Herzschlag. Und alles wird möglich, wenn aus dem Herzschlag ein Herzklopfen wird.

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