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Das Leben ist schön!

Der schöne Zweck der Kunst

Kunst muss nicht per se schön sein, um Menschen zu bewegen. Die Alten Meister verstanden äußere Schönheit als Zeichen innerer, ja, göttlicher Schönheit.

Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums in Wien

Zur Autorin:

Dr. Sabine Haag ist Kunsthistorikerin und seit 2009 Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums in Wien.

 

 

Schönheit gehört zu den beglückendsten Erfahrungen des Menschen. Die Anziehungskraft, die von Dingen, Situationen, Menschen und Erfahrungen ausgeht und dadurch „schöne“ Gedanken und Glück erweckt, macht das Leben lebenswert.

 

Konkret bedeutet für mich Schönheit in Bezug auf meine Tätigkeit zuallererst, dass meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ich das Glück haben, an einem besonders schönen Arbeitsplatz tätig sein zu dürfen. Allein das Betreten des Kunsthistorischen Museums spricht die Sinne an. Das Durchschreiten des großartigen Stiegenhauses mit den Gemälden von Gustav Klimt und die grandiose Kuppelhalle sind Beispiele bester Museumarchitektur.

 

 

Was die Seele auflädt

 

Doch ist die Hülle letztlich nur die Ouvertüre zu den Schätzen, die sich nach dieser Einstimmung offenbaren. Ich habe das Privileg, jederzeit – auch wenn meine Verpflichtungen dies nur selten zulassen – in den Sammlungen Altbekanntes immer wieder neu zu erleben und zu genießen. Gerade in der Kunstkammer ist Schönheit häufig ins kleine Format komprimiert und fordert zu genauester Betrachtung auf. Dabei ist es oftmals nicht wichtig, viel über die Umstände der Herstellung zu erfahren, allein die Fülle an Details stimuliert überwältigende Sinneseindrücke. Dies hört nie auf und nutzt sich niemals ab. Die Kunstkammer ist als bedeutendste Sammlung ihrer Art ein steter Quell ästhetischer Rückkehr, sie bleibt in Erinnerung. Solche Erlebnisse laden die Seele auf. Schöne Kunst ist keine Frage von Epochen. Mark Rothkos grandiose Retrospektive ist da ein deutliches Beispiel. Kunst benötigt Aufmerksamkeit, sie will gesehen werden. Gerade das Asymmetrische, von der Norm Abweichende, vor allem auch das Verstörende, kann in seiner erhellenden Wirkung hilfreich und aufrüttelnd sein und bleibt im Gedächtnis als berührende Erfahrung.

 

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Das Kunsthistorische Museum in Wien zählt zu den besten Museen Europas. Die Besucher können außen und innen viel Schönes besichtigen.

 

Gefäße schöner Gedanken

 

Aber lassen Sie mich anhand eines Beispiels des großen venezianischen Renaissancemeisters Tizian einen Aspekt der Schönheit in der Kunst ansprechen. Die Kirschenmadonna (um 1517) zeigt Maria mit dem Jesuskind zusammen mit Johannes dem Täufer, Josef und Zacharias. Der dogmatische Gehalt und die Erhabenheit des Heiligen sollten ab der Renaissance durch die geistig zu verstehende Gestaltung der physischen Schönheit zum Ausdruck gebracht werden. Ein schöner Körper war das Gefäß schöner Gedanken.

 

Die Kirschmadonna von Tizian (um 1517) gehört zu den berühmtesten Vertretern biblischer Schönheit.

 

Auch wenn Künstler wie Leonardo da Vinci oder Albrecht Dürer die Systematik der bildlichen Schönheit zu ergründen versuchten, ist der Begriff an sich ja etwas sehr Subjektives. Schönheit kann neben der äußeren Form auch durch innere Zustände offengelegt werden. Zum Beispiel, wenn Tizians Bild nicht nur überzeitliche Herrlichkeit hienieden auf Erden erfahrbar machen möchte, sondern auch leidens- und mitleidensfähige Menschen vorstellt. Wenn Kunst also Rollenmodelle zur Verfügung stellt, die eine innere und innige Beziehung offenbaren und zum Nachahmen anregen, hat sie damit einen schönen Zweck erfüllt. Schönheit sollte in der Kunst der Alten Meister innere Schönheit symbolisieren und eine psychisch miterlebbare Gegenwärtigkeit erzeugen. Doch überzeugen Sie sich selbst davon – vielleicht bei Ihrem nächsten Besuch im Kunsthistorischen Museum …

 

 

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