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Editorials aus dem "miteinander"

Das Leben erleben

Von Chefredakteur Henning Klingen

 

 

Corona hat uns familiär an die Grenzen geführt. Nicht, dass wir persönlich betroffen gewesen wären, gottlob nicht! Aber Homeschooling, Homeoffice, ein gebrochenes Kinderbein und ein Säugling – das alles hat unser Familiengefüge in den letzten Wochen mächtig durchgeschüttelt. Dazu die soziale Isolation, die Unsicherheit. Aber war das Leben deswegen „schlecht“, nur weil es besonders anstrengend war? Und ist nicht die Art, wie wir leben dürfen für viele Menschen der Inbegriff vom guten Leben? Was ist der Maßstab, der bemessen und vergleichen lässt, welches Leben gelingt und welches nicht?

 

Tatsächlich scheint mir die Frage nach dem guten Leben eine verkopfte Frage zu sein – denn sie stellt sich stets im Rückblick: War dieses Leben, dieser Lebensabschnitt ein guter? – Als Jugendlichen interessiert einen das gute Leben herzlich wenig. Man will vor allem eines: leben! Auch in anderen Lebensabschnitten kommt meist etwas dazwischen – zur Not das Leben selber …

 

»Leben gelingt,

wo die Grenze zwischen
›Unser Leben‹
und ›Uns erleben‹
verwischt.«

 

Dennoch wird mir die Frage nach dem guten Leben derzeit täglich geradezu penetrant vor Augen geführt – und zwar in Form einer kleinen Plakette, die an einem alten Lederriemchen an meiner Schreibtischlampe baumelt. „Unser Leben“ oder auch „Uns erleben“ steht darauf; je nachdem, wie man die Buchstabenfolge liest. Sie stammt aus der Abtei St. Matthias in Trier, zu der ich vor vielen Jahren als Jugendlicher regelmäßig hingepilgert bin.

 

Abgesehen von wärmenden Erinnerungen bringt diese doppeldeutige Formulierung etwas in mir zum Klingen: Besteht gelingendes Leben vielleicht darin, dass genau diese Grenze zwischen „Unser Leben“ und „Uns erleben“ verwischt? Dass unser Leben darin besteht, uns zu erleben, zu spüren – in Gemeinschaft? Der Philosoph Hartmut Rosa nennt dies „resonantes Leben“, ein Leben, das Widerhall findet, das schwingt wie die Saite eines Instruments. Die Bibel kennt dafür im Übrigen ein anderes Wort: das Leben in Fülle. Ein solches Er-Leben wünsche ich Ihnen in diesem Sommer – in dem sich hoffentlich viele Gelegenheiten bieten, sich und das Leben in Fülle zu spüren. Vielleicht gar intensiver nach den vergangenen Monaten.

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