Kontakt
Redaktionsleiter / CvD

 

Mag. Lukas Cioni

Redaktionsleiter / Chef vom Dienst

miteinander-Magazin

Stephansplatz 6

1010 Wien

Tel.: +43 1 516 11-1500

 

Sie haben eine neue Adresse? Schreiben Sie uns hier oder rufen uns unter DW 1504 an.

 

Redaktion & Impressum

Editorials aus dem "miteinander"

Solange das Leben klingt

Editorial aus dem "miteinander" | Ausgabe 1-2 / 2024 - Von Chefredakteur Henning KLINGEN

 

Ich habe keine Geduld. Hatte ich noch nie. Kaum dämmerte der Tag, sprang ich schon als Kind aus dem Bett und wollte wissen, was heute ansteht. Das berichten jedenfalls meine Eltern mit einem erschöpften Unterton. Diese Erschöpfung konnte ich nie nachvollziehen – bis ich selber Vater wurde. Und zum Getriebenen der eigenen Kinder. Geduld bewahren, sich Zeit nehmen: Es stimmt ja, dass gut Ding nunmal Weile braucht; dass es Konzentration und Ruhe braucht, um Kreativität freizusetzen. Und doch ist da eine Ungeduld, die mich rastlos vorantreibt – und die um so drängender wird, je ruhiger es rundum wird.

 

Diese zwei Herzen schlagen im Übrigen auch in der Brust des biblischen Glaubens. Denn dieser fußt auf der Grundannahme, dass da jemand ist, der mich auffängt, der meine Existenz umfasst und sie auf Dauer stellt. Der nicht will, dass ich sterbe, sondern lebe. Im Angesicht der Ewigkeit hat man viel Zeit, kann man sich leicht in Geduld üben. Doch nun das Aber: Glaube vollzieht sich im Horizont befristeter Zeit. Gott ist der Kommende, der will, dass wir an seinem Reich mitbauen. Und das duldet keinen Aufschub. Gott, der große Stressor. Denn es gilt die Ansage, dass sein Reich nah ist und wir gerufen sind, uns zu sammeln, zu versammeln, umzukehren. Nicht morgen, sondern heute. Diese Unruhe kannte schon der Kirchenvater Augustinus, aus dessen „Bekenntnissen“ der berühmte Satz stammt „… und unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir“. Augustinus war ein von Gott (An)Getriebener. Vielleicht aber saß ihm einfach sein Sohn bereits frühmorgens im Nacken und trieb ihn vor sich her. Doch wie es sich für einen Kirchenvater gehört, murrte Augustinus nicht, sondern nahm dies aus Gottes Hand an – und nannte seinen Sohn Adeodatus – „Der von Gott Gegebene“.

„Solange das Leben klingt, solange es Resonanz erzeugt, solange scheinen mir die Dinge im Lot.“

Einen Ausweg habe ich bislang noch nicht gefunden. Vielleicht braucht es den ja auch gar nicht – sondern nur die rechte Form, mit dieser Ungeduld umzugehen. Solange das Leben klingt, solange ich es trotz allem spüre, wie es Resonanz erzeugt, solange scheinen mir die Dinge im Lot. Ob sie nun von Gott gegeben sind oder von einer Vierjährigen, die alles hat – nur keine Geduld mit ihrem Vater…

 


 

miteinander-Chefredakteur Dr. Henning Klingen

miteinander-Chefredakteur Dr. Henning Klingen

CANISIUSWERK
Zentrum für geistliche Berufe

Stephansplatz 6
1010 Wien

Telefon: +43 1 516 11 1500
E-Mail: office@canisius.at
Darstellung: