Mag. Lukas Cioni
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miteinander-Magazin
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„Halt amol dein Herz offen": So hieß es beim Aschermittwoch-Gottesdienst 2014 auf dem Leutbühel und in der Seekapelle in Bregenz. Schülerinnen und Schüler der Landesberufsschule 1 in Bregenz hatten ihn mitgestaltet. Dem Feuer, in dem auch die Palmzweige des Vorjahres verbrannt wurden, haben sie alles Belastende übergeben, von dem sie sich in der Fastenzeit freimachen wollen: „Unsere Lustlosigkeit", „den Streit", „das Chaos des Lebens", „unsere Faulheit", „unsere Sorgen", „die Verletzungen unserer Seele", „unsere Freudlosigkeit" lasen sie da auf den Zetteln, bevor sie diese den Flammen übergaben.
Ein Feuer, das reinigt
Feuer, Asche reinigt, lässt Neues entstehen. Auf anderen Zetteln war dann festgehalten, was es für einen Neustart braucht: „unterstützende Begleiter und Freunde", „Freude am Leben", „klare Ziele", „Mut für das Neue und Ungewohnte", „Sehnsucht nach dem Lebendigen", „die Bereitschaft, uns zu versöhnen und einander zu vergeben", „innere Stärkung durch Gottes Segen".
Fasten ist, wie wenn wir den Kompass unseres Herzens neu einstellen. Er ist oft beeinflusst von vielen Dingen, die uns belasten, die uns Sorgen machen, die uns aufgedrängt werden. Deshalb weicht die Nadel dann ab von der guten Richtung. Fasten meint eine neue Achtsamkeit für das, was unsere Seele und unser Herz brauchen. Eine dreifache Achtsamkeit ist nötig: Achtsamkeit für unsere Beziehungen. Wo gibt es Verletzungen? Wo ist Unversöhntes in unserem Leben? Wo ist ein neuer Anfang gefragt?
Achtsamkeit für unsere Schöpfung. Uns ist die Schöpfung als Ganzes anvertraut. Sie benötigt Rücksichtnahme, eine intelligente Reduktion, die allen Menschen Raum zum Leben gibt. Die Zerstörung der Natur ist die Zerstörung unseres Lebensraumes. Fasten meint ein behutsames Umgehen mit den Ressourcen, die uns die Natur schenkt.
Achtsamkeit für den Sinn unseres Lebens. Wir verlieren manchmal das Wesentliche aus den Augen. Zu viel Arbeit, Stress, Konflikte lenken uns ab. Übermäßiger Genuss und Konsum verstopfen die Sinne unseres Herzens. Fasten heißt, sich zu fragen, was mein persönlicher Auftrag für mein Leben ist. Wofür lebe ich? Welchen Traum hat Gott für meinen Weg?
Fasten und Verzichten
Zum Fasten gehört auch Verzichten, weil Verzicht die Augen unseres Herzens öffnet und unsere Sinne schärft. Letztlich geht es im Fasten um das Tiefste in unserem Leben. Es geht darum, dass wir unser Herz zerreißen, nicht nur um ein äußerliches Loswerden von Kilos. Es geht darum, dass wir unser Herz zerreißen für das, was wirklich wichtig ist, für die Liebe, für unsere Beziehungen, für die Schöpfung, in der wir atmen, und für den tiefen Sinn unseres Lebens, für den Traum, den Gott im Leben eines jeden Menschen schreiben möchte.
Benno Elbs
aus: Benno Elbs, Wie ein leises Berühren, Gottes Spuren im Alltag, Ein spiritueller Begleiter durch das Jahr, Tyrolia 2014