• Ausgabe 10-11 / 2015

    AUFRUF ZUR BARMHERZIGKEIT

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Unsere Themen im Jahr 2015

„Nicht mit erhobenem Zeigefinger"

Nicht selten kommt es vor, dass sich Menschen eine begangene Sünde selbst nicht verzeihen können, sagt P. Andreas Hasenburger.

 

„Wozu beichten? Ich habe niemanden umgebracht und die Ehe nicht gebrochen. Mir würde bei der Beichte wirklich nichts einfallen.“ Diese Einstellung begegnet dem Priester Pater Andreas Hasenburger des Öfteren, und er weiß, dass viele Katholiken gar nicht auf die Idee kommen zu beichten. „Viele haben ein Bewusstsein für das, was Sünde ist, verloren. Aber wenn sie dann aus irgendeinem Grund doch plötzlich zur Beichte kommen,

kommt häufig was in ihrem Leben in Bewegung“, erzählt der gebürtige Steirer, Provinzial in der Gemeinschaft der Missionare vom Kostbaren Blut.

 

 

Dass die Beichte ein vorrangiger Ort ist, um die Barmherzigkeit Gottes zu erfahren, hat der Ordensmann in den vergangenen dreißig Jahren seines Priesterlebens unzählige Male erlebt. Die Art und Weise, wie der Priester mit dem Beichtenden umgeht, spiele dabei eine wesentliche Rolle. „Wie der Priester die Menschen empfängt, wie er ihnen zuhört und vermittelt, dass sie willkommen sind – darin offenbart sich Gott“, ist Pater Andreas überzeugt. „Mir ist es wichtig, mich da und dort einzuklinken, auf manches einzugehen. Aber nicht mit erhobenem Zeigefinger und nicht als Richter.“ Den Beichtenden ernst zu nehmen, bedeute aber auch, die Sünden nicht kleinzureden. „Ich sage klar, wenn etwas eine schwere Sache ist, aber betone auch, dass der Herr die Sünde wirklich abnimmt.“

 

Sich selbst verzeihen

Nicht selten komme es vor, dass sich Menschen eine begangene Sünde selbst nicht verzeihen können, erzählt Pater Andreas. Das sei jedoch sehr wichtig: „Ich spreche das in der Beichte an und trage dem Beichtenden auf, nach der Beichte vor sich selbst laut auszusprechen, dass er sich diese konkrete Sünde selbst verzeiht.“ Gott respektiere die Freiheit des Menschen, seine Barmherzigkeit und Vergebung seien ein freies Angebot. „Gott hat zwar vergeben, das kann aber nur wirklich greifen, wenn man sich selbst auch verzeiht.“ Die eigenen Gefühle können hier trügerisch sein, denn nicht immer „spüre“ man die Barmherzigkeit Gottes. Ganz bewusst einen Akt des Glaubens setzen und das ernst nehmen, was die Bibel von Gott erzählt – das könne helfen, mit Herz und Verstand zu begreifen, dass die Sünden vergeben sind.

 

Sünden kann man nicht neu erfinden

Umgekehrt gäbe es bei manchen Menschen eine gewisse Beliebigkeit und die Haltung: Wenn Gott ohnehin alles verzeiht, ist es ja egal, was ich tue. Ein Trugschluss, sagt Pater Andreas. Jeder Mensch könne zwar seine Freiheit missbrauchen, habe in sich aber auch die Stimme des Gewissens, die ihm sagt, dass die Sünde letztlich nicht frei macht. „Wer einmal die Erfahrung der Barmherzigkeit Gottes gemacht hat, möchte im Vaterhaus bleiben. So wie der verlorene Sohn aus dem Evangelium.“

 

Für den Ordensmann ist das Spenden des Sakraments der Versöhnung eine schöne und bestärkende Erfahrung. „Ich darf für die Menschen da sein, die die Barmherzigkeit Gottes suchen. Und dabei tue ich etwas, das ich eigentlich nicht kann: Sünden vergeben. Ich kann es ja nur aufgrund der Priesterweihe und eigentlich ist es Gott, der es tut. Das ist ein besonderes Geschenk.“ Über das, was in der Beichte zur Sprache kommt, muss der Priester schweigen. Es seien ohnehin mehr oder weniger ähnliche Dinge, die er da zu hören bekommt, erzählt Pater Andreas. „Sünden kann man nicht neu erfinden.“

 

 

Sandra Lobnig

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