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(K)ein Zweifel

Abschied von Prälat Franz Schrittwieser

Der St. Pöltner Bischofsvikar, NÖN-Herausgeber und frühere Rektor des Propädeutikums im Canisiusheim in Horn, Franz Schrittwieser, ist am 3. Jänner nach langer Krankheit verstorben.

 

 

Kalt war es auf dem Friedhof. Schnee war gefallen. Und doch hielt dies hunderte Trauergäste nicht davon ab, am 17. Jänner im niederösterreichischen Purgstall von einer der prägendsten Priestergestalten der Nachkonzilszeit Abschied zu nehmen: Prälat Franz Schrittwieser. Am 3. Jänner war er nach langer und schwerer Krankheit verstorben. Als Regens des St. Pöltner Priesterseminars und als Rektor des Propädeutikums im Canisiusheim in Horn war er für Generationen von Priesteramtskandidaten wie eine Vatergestalt.

 

Doch er war mehr als "nur" ein beliebter Priester, Bischofsvikar und Begleiter: Er war ein Fels in jener gefährlichen Brandung, die die Diözese St. Pölten Mitte der 1990er Jahre in der Ära Krenn umspülte. Er hielt die Fackel des nachkonziliare Aufbruchs hoch, als um ihn herum der kirchliche Boden erzitterte und zu einem der größten Eklats in der österreichischen kirchlichen Nachkriegsgeschichte führte. Zugleich war es wohl seine unaufgeregte, versöhnliche Art, die es ihm ermöglichte, auch auf diese dunkle Zeit ohne Verbitterung zurückzublicken – und die ihn zu einem authentischen Zeugen dafür werden ließ, dass Kirche weder verstaubt noch weltfremd oder im schlechten Sinne konservativ sein muss, um das Evangelium zeitgemäß zu leben.

 

Geprägt vom Konzil

 

Bereits am Vortrag des Begräbnisses hatte im St. Pöltner Dom ein Gedenkgottesdienst mit Diözesanbischof Klaus Küng stattgefunden. Im Beisein von Bischöfen, zahlreichen Äbten, Priestern und Diakonen sowie Mitarbeitern von Diözese, Caritas und "Niederösterreichischem Pressehaus" würdigte Küng das jahrzehntelange Wirken des Verstorbenen für die katholische Kirche. Der emeritierte Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser, die Bischöfe Manfred Scheuer (Linz) und Wilhelm Krautwaschl (Graz) sowie die Wiener Weihbischöfe Helmut Krätzl und Weihbischof Franz Scharl – sie alle waren nach St. Pölten gekommen, um dem Prälaten ihren Dank zu bekunden.

 

Bischof Küng erinnerte in seiner Predigt etwa daran, dass Schrittwiesers erste wichtige Station und auch Leidenschaft dem Aufbau der Pfarre St. Paul in Krems galt. "Das war seine erste große Liebe, die sein priesterliches Leben geprägt und die er bis an sein Lebensende hochgehalten hat." 1988 bat ihn dann der damalige St. Pöltner Bischof Zak, die Leitung des diözesanen Priesterseminars zu übernehmen.

 

Auch schwierige Jahre

 

Bischof Kurt Krenn (1936-2014), der 1991 die Leitung der Diözese übernahm, habe Schrittwieser "an sich durchaus geschätzt", sagte Küng: Er nahm ihn 1992 in das Domkapitel auf und reichte seine Ernennung zum Prälaten ein. Schrittwieser war auch während der Amtszeit Krenns zehn Jahre lang Regens des Priesterseminars. Jedoch: "Als dann der missglückte Versuch einer Neuaufstellung des Seminars erfolgte, entstand eine tiefe Wunde im Leben des Verstorbenen, die wohl nie ganz verheilt ist." Dass Schrittwieser 2003 von der Österreichischen Bischofskonferenz zum Direktor des Propädeutikums bestellt wurde, sei ihm "Trost und Freude" gewesen, so Küng.

 

2011 wurde Schrittwieser von Bischof Küng zum Bischofsvikar für die kategoriale Seelsorge ernannt. Als Prälat Josef Eichinger 2014 die Verantwortung im "Niederösterreichischen Pressehaus" in jüngere Hände übergeben musste, sei Schrittwieser von diesem selbst als Nachfolger vorgeschlagen wurde, "weil alle ihn kannten und weil er auch im Medienbereich gut angesehen war".

 

Von 2003 bis 2010 fungierte Schrittwieser auch als Rektor des Propädeutikums im Canisiusheim in Horn und war damit für das gemeinsame Einführungsjahr aller österreichischen Priesteramtskandidaten verantwortlich. Bis Ende 2015 war er zudem Geschäftsführender Vizepräsident des Canisiuswerks und setzte sich dabei unermüdlich für eine zeitgemäße Berufungspastoral, die sich den neuen Herausforderungen der Zeit stellt, und ein breites Berufungsverständnis ein.

 

Ermutigung zum Neuaufbruch

 

Unter anderem initiierte er 2011 den Leitbildprozess des Canisiuswerkes. Er etablierte eine Priesterseelsorge und war Ansprechpartner für Förderer. Weiters setzte er zahlreiche Initiativen zur Förderung von Berufungen und drückte der Öffentlichkeitsarbeit des Canisiuswerkes seinen Stempel auf: Ein besonderes Anliegen war ihm dabei unsere Zeitschrift, das "miteinander", dessen Redaktion er bis zuletzt angehörte. Nach dem Tod des langjährigen Chefredakteurs, Prälat Wilhelm Müller, leitete er übergangsweise die Zeitschrift.

 

Ich selbst verdanke Prälat Schrittwieser meine Berufung zum Chefredakteur vor inzwischen vier Jahren. Er hat mich und die gesamte Redaktion stets ermutigt, Veränderung zu wagen, Neuaufbrüche nicht zu scheuen. Und er stand zu den Mitarbeitern des Canisiuswerkes auch in der schwierigen Phase der Restrukturierung im letzten Jahr – auch wenn dieser Prozess für ihn mit manchen persönlichen Enttäuschungen und wohl auch Verbitterung einherging.

 

Am 5. Oktober 1940 war Franz Schrittwieser in Purgstall geboren worden. Der kleine Ort im Mostviertel war sein Kraftzentrum – bis zuletzt. Hier war er zuhause, hier erlebte und pflegte er Kirche als heimatgebende Scholle. Mit seiner Beisetzung auf dem Purgstaller Friedhof schloss sich nun sein Lebenskreis. Und er fehlt. Schon jetzt.

 

Henning Klingen

Chefredakteur

 

Erschienen in: "miteinander" | Jahrgang 2017 | Ausgabe März/April

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"Vielen Dank, lieber Franz…"

 

Bischof Wilhelm Krautwaschl

 

"Franz Schrittwieser hat sich mit der ihm eigenen Zuversicht und Leidenschaft dafür eingesetzt, dass die Botschaft Jesu gehört wird. Er hat sich dabei selbst nichts erspart und war wie eine Kerze, die an beiden Seite brannte. Ein besonderes Anliegen war ihm sicher die Berufungspastoral. Insbesondere seit seiner Zeit als St. Pöltner Regens, später als Leiter des Propädeutikums in Horn oder als Vizepräsident des Canisiuswerkes hat er sich dafür eingesetzt, dass Berufung in der Kirche kein Randthema bleibt sondern verstärkt im Bewusstsein der Bischöfe und Regenten wahrgenommen wird. Die Fragen, was Kirche in Zukunft bedeutet bzw. welche Gestalt diese in Zukunft haben wird, hat ihn bewegt. Dabei war er überzeugt, dass ein Priester nahe an den Menschen sein muss – und er hat dies auch selbst eindrucksvoll vorgelebt. Bis zuletzt."

 


 

Gerhard Reitzinger, Bischofsvikar Pastorale Dienste

 

"Lieber Franz, deine Freude und Hoffnung waren nicht nur für mich, sondern für Viele ansteckend und bewundernswert. Sie haben uns Mut und Kraft gegeben – auch in schwierigen Zeiten. Deine Zuversicht war unerschütterlich und faszinierend. Du hast buchstäblich alles gegeben, im Vertrauen dass du selbst getragen bist. Geprägt vom Zweiten Vatikanischen Konzil warst du stets ein leidenschaftlicher Seelsorger, eine große Persönlichkeit in der Kirche und ein liebenswerter Mensch, der für andere stets da war. Du hast die Freude des Evangeliums verkündet, gelebt und mit uns geteilt. Ich verdanke dir Vieles. Vergelt's Gott!"

 


 

Maria Meyer-Nolz, Regionalbegleitung Ost

 

"Franz Schrittwieser war ein besonderer Mensch, einer der kein Blatt vor den Mund genommen hat, der als Priester ermutigt und bestärkt hat, der offen war für Neues, ohne die Verwurzelung im 'Alten' zu verlieren."

 


 

Peter Haslwanter, Pastorale Dienst – Bereichsleiter Pfarre und Spiritualität

 

"Die Todesnachricht von Franz Schrittwieser hat mein Herz mit Trauer und Schmerz erfüllt. Als leidenschaftlicher Seelsorger zeigte er in seiner direkten, unkomplizierten, freundlichen und kommunikativen Art immer großes Interesse am Menschen, der ihm gerade gegenüber stand. Bischofsvikar Franz Schrittwieser strahlte Freude und Zuversicht aus, er war ein ansteckender Christ für uns und unsere Zeit. Er wird uns sehr fehlen, sein Glaube und seine seelsorglich-pastorale und theologische Kompetenz."

 

 

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