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Heilige (Un)Ruhe

Zwischen Sammlung und Sendung

Sind kontemplative und missionarische Orden wirklich so verschieden, wie sie auf den ersten Blick scheinen? Eine Betrachtung von Daniel Seper

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 Ruhe oder Unruhe, Stille oder Bewegung – die Frage, was davon das Bessere sei, beschäftigt die Philosophie seit ihren Anfängen. Auch in der Bibel begegnet uns dieses Dilemma. Der Evangelist Lukas berichtet vom Besuch Jesu bei zwei Schwestern (vgl. Lk 10,38-42): Die eine, Maria, setzte sich zu Jesus und hörte ihm zu. Marta hingegen wollte eine gute Gastgeberin sein und sorgte sich um Jesus. Die beiden Frauen charakterisierten einen beschaulichen und einen aktiven Lebensstil. Die Einheitsübersetzung hat hier lange Zeit der hörenden Maria eindeutig den Vorzug gegeben und Jesus sagen lassen, dass sie „das Bessere gewählt“ habe. Erst die aktuelle Überarbeitung der Übersetzung hat hier eine Korrektur vorgenommen und spricht nun nicht mehr vom besseren, sondern vom „guten Teil“, für den sich Maria entschieden hat.

 

Aktion aus der Kontemplation

 

In der zweitausendjährigen Geschichte der Kirche sind immer wieder neue Orden gegründet worden, die sich mal mehr auf ein kontemplatives Leben, mal auf aktive Mission und Pastoral konzentriert haben. Der vermeintliche Gegensatz zwischen diesen beiden Arten von Gemeinschaften lässt sich bei näherem Hinschauen jedoch nicht halten: So wie das Einatmen und Ausatmen zusammengehören und den Menschen mit Leben erfüllen, so müssten auch Kontemplation und Aktion ein Miteinander bilden, ist Schwester Irene Lamplmayr überzeugt.

 

Sie lebt seit neun Jahren bei den Schwestern der heiligen Klara in Bregenz und legt diesen Sommer ihre Ewige Profess ab, mit der sie sich auf Lebenszeit an ihre Gemeinschaft bindet – eine Gemeinschaft, die ihren Schwerpunkt ganz klar auf die Kontemplation legt. Die Schwestern entscheiden sich für ein Leben in Zurückgezogenheit, für größtmögliche Einfachheit und sehen ihre Berufung im kontemplativen Apostolat, im betenden Dasein. Das hält sie aber nicht davon ab, auch aktiv zu sein. Jesus selbst ist ihnen da Vorbild, sagt Schwester Irene Lamplmayr: „Jesus geht seinen Weg in der Balance von Kontemplation und Aktion. Er beginnt sein öffentliches Wirken, nachdem er sich vierzig Tage in die Stille der Wüste zurückgezogen hat. Dadurch gestärkt trifft er wichtige Entscheidungen seines Lebens, ist ganz für die Menschen da und heilt ihre Lebenswunden.“

 

Gebet im Alltag

 

Dieses „fruchtbare Ineinander von Kontemplation und Aktion“, das Sr. Irene als Charisma ihrer Gemeinschaft erkennt, lässt sich auch auf der anderen Seite des christlichen Ordensspektrums aufzeigen: Als Steyler Missionsschwester ist Hemma Jaschke eine Vertreterin einer klassisch missionarischen Gemeinschaft. Die Provinzoberin ist viel unterwegs und ständig unter Menschen. Das schließt für sie die Sammlung und Betrachtung nicht aus. Ganz im Gegenteil, denn „Mission braucht Verankerung in der Kontemplation“, so Sr. Hemma.

 

Für sie sind Momente der Ruhe, mit denen sie jeden Tag beginnt, entscheidend. Dieses „einfache Dasein für Gott“ braucht sie besonders, wenn sie im Stress ist. Ruhe und Meditation integriert sie aber auch in ihren Alltag. Sie findet Zugfahren zum Beispiel sehr meditativ und kann dabei gut beten.

 

Das, was traditionell als Stoßgebet bezeichnet wird, nämlich „Gottes Gegenwart in den Alltag hineinzuholen“, macht sie in der U-Bahn, wenn sie die Menschen um sich anschaut und jemandem, der es vielleicht braucht, einen guten Wunsch schickt.

 

„Bei mir selbst zu Hause sein“

 

Bei den Schwestern der heiligen Klara in Bregenz gibt das Gebet den Grundrhythmus des Tages vor. Auch sie nehmen dabei die Anliegen der Menschen um sie herum, die Tagesereignisse in ihre Zwiesprache mit Gott hinein. Die für die innere Sammlung notwendige Stille finden sie dabei in ihrem Kloster. Sr. Irene hat die Niederlassungen in ihrem Ordensleben schon einige Male gewechselt, ihre „innerste Heimat“ hat sie dafür aber nicht verlassen müssen. Auch darin stimmen sie und Sr. Hemma Jaschke überein: Ihre Heimat tragen beide immer bei sich, sie finden sie in Gott. Darin erkennt die Steyler Missionsschwester ein Ziel nicht nur für sich als Missionarin: „Gerade heute ist es wichtig, dass ich bei mir selbst zu Hause bin, bei mir selbst bin.“

 

In ihrem ständigen Auf-dem-Weg-Sein braucht aber auch die Missionsschwester einen greifbaren Ort der Ruhe, wie ihn kontemplative Orden in ihrem Kloster haben. Sr. Hemma findet ihn in der Konzilsgedächtniskirche im 13. Wiener Gemeindebezirk. Von dort aus wurde sie einst zu ihrem pastoralen und missionarischen Dienst gesendet. Ihr gefällt die Weite und Offenheit, für die das lichtdurchflutete Gotteshaus, das bis heute „ihre“ Kirche geblieben ist, steht. Doch gleichzeitig sucht sie dort immer wieder eine kleine Kapelle im hinteren Teil der Kirche auf: ein „mystischer Ort“, der ihr als Höhle Geborgenheit und Ruhe bietet – die nötige Sammlung für ihre missionarische Sendung.

 

 

Daniel Seper

 

 

 

Erschienen in: "miteinander" | Jahrgang 2017 | Ausgabe Juli/August 2017

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