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Menschenleer | gottvoll

"Chili con Jesus"

Ein Heiligenbild am Arbeitsplatz aufhängen, Passanten zum Chili-Essen einladen oder die Menschen im Pfarrgebiet besuchen: Mission kann heute viele Gesichter haben.

 

 

 

Erster Bezirk in Wien, Operngasse, direkt neben der Staatsoper. Stehtische, darauf Weinflaschen, Wasser und etwas zum Knabbern. „Ein Toffifee?“ Magdalena, 24, streckt Vorbeigehenden eine Packung mit der Schokosüßigkeit hin, lächelt freundlich. „For free?“ Eine Gruppe junger Frauen bleibt stehen und greift zu. Was denn hier los sei, woher die Musik komme, wollen sie wissen. Auf Englisch erklärt Magdalena, dass die Mädels gerne in den Hof des Innenstadthauses kommen können. „Chili con Jesus“ heiße die Veranstaltung, bei der es Essen, Musik, nette Leute und gemeinsames Gebet gibt.

 

„Chili con Jesus“, drei Mittwochabende, an denen die Loretto-Gemeinschaft, die im Haus in der Operngasse ein Geistliches Zentrum unterhält, all jene einlädt, die nicht von sich aus kommen. „Wir erleben bei unserem Gebetskreis jeden Mittwochabend eine starke Freude und Gemeinschaft“, erzählt Glory Sebastian, eine der Organisatoren. „Und wir merken: Es sprudelt über. Wir wollen rausgehen und andere junge Leute erreichen.“ So viele würden den Glauben als nicht angreifbar und freudlos erfahren „Wir wollen die Leute in unsere Freude mit hineinnehmen. Indem wir so sind, wie wir sind.“

 

Demütig voneinander lernen

 

Sich an die wenden, die noch nicht dazugehören, sei lohnenswert und gehöre ohnehin wesentlich zum Kirche-Sein, sagt Veronika Prüller-Jagenteufel, Pastoralamtsleiterin der Erzdiözese Wien. Nur rund fünf Prozent der Bevölkerung seien kirchlich gebunden – „diese fünf Prozent sind aber wichtig“. Es könnte jedoch nicht angehen, dass diese fünf Prozent alle Aufmerksamkeit und Kraft auf sich ziehen: „Wir müssen fragen: Was brauchen die anderen 95 Prozent?“

 

Eine Kirche, die ihre missionarische Sendung ernst nimmt, sei immer auch eine demütige Kirche. Bereit, von denen zu lernen, die „draußen“ sind: „Das betrifft unsere Formen zu singen, uns zu bewegen, uns anzuziehen: Können wir da noch vielfältiger werden? Muss es immer die theologisch anspruchsvolle Eucharistiefeier sein oder gibt es Gottesdienstformen für die, die noch nicht so geübt sind?“ Seit einigen Jahren versuche man in der Erzdiözese Wien, das missionarische Bewusstsein zu stärken, sagt Prüller-Jagenteufel. Alle Dimensionen kirchlichen Handelns seien missionarisch, alle Getauften Trägerinnen und Träger der Mission der Kirche, schreibt etwa Kardinal Christoph Schönborn in einem Hirtenbrief.

 

Unterwegs zur „Geh-hin-Kirche“

 

Ähnlich sieht es Martin Fenkart, Pastoralamtsleiter in der Diözese Feldkirch: „Nicht nur die, die auf die Straße gehen, sind missionarisch. Es gibt so viele verschiedene Wege der Mission, wie es Menschen gibt.“ Der Fußballer solle so Fußball spielen, der Musiker so musizieren, dass die „Gute Nachricht“ in die Welt kommt. Voraussetzung sei ein positives Verständnis von Mission. „Wenn ich Mission als Vereinnahmung verstehe, wird’s problematisch“, sagt Fenkart. Der Missionsbegriff habe aufgrund der Kirchengeschichte gelitten. Aber: „Es geht um die freudige Botschaft, die wir niemandem vorenthalten wollen.“

 

Die Kirche müsse sich dazu dorthin bewegen, wo die Menschen sind, und immer mehr zu einer „Geh-hin-Kirche“ werden. Wie bei den „Kirchturmgesprächen“ in Dornbirn, wo Mitarbeiter der Diözese auf dem Marktplatz mit Passanten ins Gespräch kommen. Oder durch Schulbesuchsaktionen, bei denen gläubige Menschen von der Ordensfrau bis zur Bürgermeisterin Schülern über ihren ganz persönlichen Weg mit Gott erzählen. „Der Schlüssel ist dabei immer das ernsthafte Interesse am Menschen“, betont Fenkart.

Sandra Lobnig


 

Erschienen in: "miteinander" | Jahrgang 2017 | Ausgabe September/Oktober 2017

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