Mag. Lukas Cioni
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miteinander-Magazin
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Die normale Haustür
Wir wohnen nicht draußen, sondern drinnen. Zwischen draußen und drinnen ist die Tür. Die kann man aufschließen und zuschließen, weit öffnen oder heftig zuknallen, je nach Stimmungslage. Eine Tür brauche ich, weil es noch andere Menschen gibt, denen meine Wohnung nicht gehört. Unsere Tür hat noch eine wichtige Aufgabe: Sie muss den Kater daran hindern, tote Mäuse als Geschenk ins Pfarrhaus zu bringen. Insofern ist die normale Haustür ein Mittel zur Unterscheidung.
Zum Christenleben gehören die Haustüre und die Kirchentüre. Man kann nicht Christ sein und sich hinter der eigenen Wohnungstüre verschanzen. Man kann nicht ein Leben lang Halleluja singen und dabei draußen vor der Kirchentür bleiben. Die schlimmsten Türen der Welt sind heute leider wieder sehr in Gebrauch: die Bunker- und Gefängnistüren. Sie sind nach dem Willen Gottes völlig überflüssig. Zu den wichtigen Türen gehört jene zur Arbeitsstelle. Wehe dem, der keine Arbeitsstellentürklinke zu drücken hat. Zu den schönen Türen sollte man nicht zu selten diejenigen zählen, hinter denen man Feste miteinander feiert.
Die letzte Tür wird für jeden von uns die sein, die nur nach innen aufgeht, nämlich in die himmlische Herrlichkeit. Diese Türe ist nach den Worten des Evangelisten Lukas ziemlich eng. Und da ist noch ein Hausherr, der allein die Vollmacht hat, sie aufzumachen oder zuzusperren. Wir sollten alles tun, um in Freundschaft mit diesem Hausherrn zu bleiben. Der will ja unbedingt, dass wir durch die Tür hindurchgehen. Doch wenn wir verrückt spielen, könnte das sehr gefährlich werden. Dann werden manche Erstklassige ganz hinten am Ende der Schlange stehen. Es werden aber erstaunlicherweise manche von ganz hinten direkt an der Türe sein. So sagt es der Hausherr.
Klaus Weyers
Erschienen in: "miteinander" | Jahrgang 2017 | Ausgabe September/Oktober 2017
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