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Vergiss es (nicht)!

Das Gedächtnis der Nation

Archiven, Bibliotheken und Museen kommt eine wichtige Rolle bei der Prägung des kulturellen Gedächtnisses zu. Nur: Wo mit dem Archivieren anfangen – und vor allem: Wo aufhören?

 

Die Bewahrung von Wissen über Generationen hinweg ist eine der grundlegenden Voraussetzungen für Kultur. Nur aufbauend auf dem über Jahrhunderte gesammelten Wissen kann neues Wissen entstehen. Nur in einer ständigen kritischen Reflexion der eigenen Wurzeln finden wir die Möglichkeit, uns zu orientieren, uns selbst zu verstehen und unsere eigene Identität zu definieren.

 

Lebendiges Wissen

Neben dem individuellen und dem Gedächtnis von Gruppen (z. B. von Familien) spricht man daher auch von einem „kulturellen Gedächtnis“. Allerdings bildet sich das kulturelle Gedächtnis nicht von selbst, sondern bedarf besonderer Vorkehrungen und Institutionen, die es sichern und pflegen. Eine entscheidende Rolle dabei spielen die sogenannten „Gedächtnisinstitutionen“: Archive, Bibliotheken und Museen. Genauso wichtig wie die Bewahrung der materiellen Träger von Informationen, wie Papyri, Pergamenthandschriften, Drucke, Bilder Fotos, DVDs bis hin zu Online-Medien, ist aber auch die Kompetenz, das Know-how, diese zu lesen und zu interpretieren. Nur dann kann tote Information in lebendiges Wissen umgewandelt werden.

 

Selbstverständlich können nicht alle Dokumente bewahrt werden, eine Auswahl ist unvermeidlich, gerade im Zeitalter ungeheurer digitaler Datenfluten. Die Österreichische Nationalbibliothek sammelt auf der Grundlage des österreichischen Mediengesetzes alle österreichischen Publikationen und sichert auch die Online-Publikationen zumindest selektiv für die Nachwelt. Bei den Printpublikationen wird eine annähernde Vollständigkeit erreicht. Die Anschaffung von Literatur aus dem Ausland erfolgt entsprechend den Sammelrichtlinien. Die Schwerpunkte liegen dabei auf im Ausland erschienenen Werken über Österreicher bzw. österreichische Autoren (Auslandsaustriaca), den Fachbereichen, die in direkter Beziehung zu den acht Sondersammlungen stehen, sowie geisteswissenschaftlicher Literatur generell.

 

Fokus Theologie und Kirche

Traditionell bilden theologische Schriften einen der großen Schwerpunkte der historischen Bestände der Österreichischen Nationalbibliothek, angefangen von mittelalterlichen Manuskripten über Inkunabeln bis hin zur Buchproduktion des 16., 17. und 18. Jahrhunderts. Heute bildet die Theologie eines von insgesamt 40 Fachreferaten. Jährlich werden in diesem Referat etwa 1.200 Bände erworben, ein großer Teil davon sind Pflichtstücke von österreichischen Verlagsprodukten bis zu regionalen Kirchenzeitungen, Pfarrblättern und Hochschulschriften.

 

Wenn sich die Österreichische Nationalbibliothek heute als „nationales Gedächtnis“ bezeichnet, so ist zu bedenken, dass die Sammlungen der Nationalbibliothek weit über die Grenzen des heutigen Österreich hinausreichen. Einer der bedeutendsten Bestände an ägyptischen Papyri ist ebenso Teil der Bibliothek wie wertvollste Handschriften aus nahezu allen Schriftkulturen der Welt, Inkunabeln (Frühdrucke vor 1500) und auch die Bestände an alten Drucken, Globen, Karten, Bilddokumenten zählen zu den weltweit bedeutendsten Sammlungen. Vieles davon ist heute bereist digital via Internet verfügbar.

 

2018 feiert die Österreichische Nationalbibliothek ihren 650. Geburtstag. Im Mittelpunkt steht eine Ausstellung im Prunksaal unter dem Titel „Schatzkammer des Wissens – 650 Jahre Österreichische Nationalbibliothek“, die eine ganze Reihe der wertvollsten Schätze des Hauses – wie etwa die Gutenberg-Bibel oder das Mozart-Requiem – präsentieren wird. Mit der Eröffnung des Hauses der Geschichte Österreich im November 2018 wird die Nationalbibliothek außerdem ihre Rolle als Gedächtnis der Nation um eine weitere bedeutende Facette erweitern.

 

 

 

Johanna Rachinger

 

Dr. Johanna Rachinger ist Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek.

 

 

Erschienen in: "miteinander" | Jahrgang 2017 | Ausgabe November/Dezember 2017

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