Mag. Lukas Cioni
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Im Wiener Prater haben sie sich kennengelernt, sieben Jahre später macht er ihr bei einer Fahrt mit dem Riesenrad einen Heiratsantrag. Heute sind Claudia Propst und Stephan Hahnekamp seit einem Jahr verlobt und bereiten sich auf die kirchliche Trauung und auf ihre Ehe vor. Warum sie sich entschieden haben zu heiraten? „Wir waren schon sieben Jahre zusammen und wollten, dass es definitiv weitergehen soll“, sagt Stephan Hahnekamp.
Die beiden waren sich einig, dass sie nicht nur vor dem Standesbeamten Ja zueinander sagen würden, sondern auch vor Gott. „Nur standesamtlich zu heiraten, wäre zu wenig. Da hätte ich das Gefühl, es fehlt etwas“, sagt Claudia Propst und nennt das spirituelle Element, die Bekräftigung ihrer Ehe durch Gott und die Emotionalität als Beweggründe für die Hochzeit in der Kirche. „Die kirchliche Trauung hat einfach eine andere Aura.“ Jährlich treten rund 11.000 Paare in Österreich vor den (katholischen) Traualtar. Die zukünftigen Eheleute können aus unterschiedlichen Angeboten der Ehevorbereitung wählen. Vom klassischen Ein-Tages-Seminar über den Wochenendkurs bis zu mehreren wöchentlichen Treffen.
Sich neu kennenlernen
Sechs Abende je einmal pro Woche zu je drei Stunden umfasst der Ehevorbereitungskurs „traut euch“ der Schönstatt-Bewegung. Eva und Otmar Tod, selbst seit 42 Jahren verheiratet, leiten den Kurs und stellen fest: „Nicht wir bereiten die Ehe vor, sondern die Paare selbst.“ Anregungen, Empfehlungen und Erfahrungsberichte kommen von erfahrenen Ehepaaren, einem Priester oder einer Schönstatt-Familienschwester.
Im Gespräch unter vier Augen reflektiert das Paar das Gehörte und fragt sich: Welchen Weg wollen wir gehen? Abend für Abend ackern die Paare so Themen wie Kommunikation, Sexualität, die Unterschiede zwischen Mann und Frau, Finanzen oder Herkunftsfamilie durch. Das Sakrament der Ehe und die Hochzeitsfeier werden besprochen. „Die Paare sollen sich nach diesen sechs Abenden richtig kennengelernt haben“, sagt Eva Tod. Und tatsächlich würden immer wieder Paare sagen: Darüber haben wir noch nie geredet.
Weniger Scheidungen
Das Ziel der Ehevorbereitung ist für Eva und Otmar Tod klar: weniger Scheidungen. Sie sehen es deshalb durchaus positiv, wenn Paare nach dem Kurs entscheiden, doch nicht zu heiraten. „Sechs bis sieben Prozent der Paare kommen drauf: Das ist doch nicht der richtige Partner.“ Andere sagen, dass sie erst nach dem Kurs wirklich Ja zueinander sagen können. Die Hoffnung, die Eva und Otmar Tod für die jungen Paare haben: „Sie sollen später im Leben das, was sie sich im Kurs erarbeitet haben, abrufen können. Und nicht bei der ersten Schwierigkeit alles hinschmeißen.“ Und: „Sie sollen im Gespräch bleiben.“ Einmal pro Woche, mindestens aber alle vierzehn Tage ein gutes Gespräch. Dann werde die Ehe gelingen, sind die beiden überzeugt.
Ja: klein und kräftig
Über tausend Paare aus ganz Österreich haben die „traut euch“-Ehevorbereitung bis jetzt absolviert. Claudia Propst und Stephan Hahnekamp, die im September heiraten werden, sind eines davon. „Wir wussten nicht, worauf wir uns einlassen“, erinnert sich Claudia Propst, „aber es hat uns total viel gebracht und wir würden es jedem Paar empfehlen.“ Ihr Ja zueinander deuten die beiden übrigens so: „Das Ja ist mit seinen zwei Buchstaben das kleinste mögliche Wort, aber es ist kompromisslos. Es ist so klein und so kräftig.“
Sandra Lobnig
Erschienen in: "miteinander" | Jahrgang 2018 | Ausgabe Mai/Juni 2018
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