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Ein Freitagnachmittag im Juni. Es ist viel los im Zentrum von Wiener Neustadt. Das warme Wetter hat viele Bewohner in die schattigen Gastgärten gelockt. Man plaudert und stimmt sich gemütlich auf das Wochenende ein. Ein ganz normaler Freitagnachmittag würde man meinen, zögen da nicht immer wieder Gruppen von jungen Leuten mit gelb-blauen Halsbändern durch die Straßen, die so nicht zum alltäglichen Stadtbild gehören. Sie sprechen freundlich Passanten an, verteilen Flyer und schießen Fotos, die schnell auf Instagram landen. Hashtag #jesusinthecity.
Eine ganze Stadt wird so für drei volle Tage zum Schauplatz von Mission. Und die Initiativen sind dabei so bunt wie die Akteure selber – sie reichen von der direkten Straßenevangelisation bis hin zu Besuchen in Gefängnissen oder Pflegeheimen. Junge Katholikinnen und Katholiken allerorts, die mit Gebet und Aktionen auf ihren Glauben aufmerksam machen wollen und diesen raus auf die Straße zu den Menschen bringen.
Mission 2.0
Mission ist das Wort der Stunde, wiewohl das Wort an sich eigentlich sehr furchtbar sei, empfindet Maja Schanovksy, Impulsgeberin bei der Einführungsveranstaltung. „Man hat sofort das gewaltsame Missionieren von früher vor Auge.“ Das möchte man bei „Jesus in the City“ nicht, ganz im Gegenteil, es wird geübt, wie Mission sich anfühlen darf: sanft und behutsam. Den Initiatoren – darunter die Katholische Jugend Österreich, die Koordinierungsstelle JAKOB der Bischofskonferenz, Missio Österreich und YOU!-Magazin – ist es wichtig, die Aktion nicht in Misskredit zu bringen. Mission 2.0 also: Eine Einladung wird ausgesprochen und der Eingeladene darf entscheiden, ob er diese annehmen möchte oder nicht.
Nach dem Impuls ziehen die jungen Missionare gemeinsam los. Clara, eine junge Frau, die extra aus Wien für „Jesus in the city“ angereist war, ist Teil einer Straßenaktion, bei der Rosenkränze an Passanten verteilt werden. Sie ist sichtlich nervös, das ist ihr erster Missionseinsatz. Ganz anders geht es Maria aus dem Waldviertel. Sie hat sich einer Gruppe von Freiwilligen angeschlossen, die in das Frauengefängnis Schwarzau fahren. Ihrer Meinung nach ist es wichtig, besonders an solchen Orten Präsenz zu zeigen. Sie freut sich auf den direkten Kontakt. Am Vormittag hat sie bereits an einem „Prayer-Walk“ – einem Gebets-Spaziergangs zu Orten mit dunkler Vergangenheit – teilgenommen.
Indes zieht eine Gruppe mit zwei Klappsesseln unter den Armen in Richtung Fußgängerzone: „Erzähl mir was, ich hör dir zu“ lautet das selbsterklärende Motto dieser Aktion. Andere Missionare schlenderten währenddessen durch die Straßen der Innenstadt, um Informationsmaterial an Passanten auszuteilen, verbunden mit einer herzlichen Einladung zu einzelnen Aktionen oder Besuchen im Coffee Corner im Kapuzinerkloster, dem Treff-und Ausgangspunkt aller Aktionen.
Geteilte Reaktionen
Manche Wiener Neustädter nehmen die Angebot dankend an und lassen sich auf Gespräche ein. Ältere freute das Engagement der Jungen: „ Man glaubt ja immer, die Jungen haben mit Kirche nichts am Hut.“ Aber natürlich gibt es auch Menschen, die mit den Aktionen nichts anzufangen wissen. Sie lässt man getrost ihrer Wege ziehen – ohne das Gefühl der Enttäuschung, wie die Initiatoren betonen. Wer auf sanfte Mission setzt, braucht schließlich einen langen Atem – und die Überzeugung, dass allein die Präsenz genügt, um etwas zu bewegen. Und tatsächlich täuscht der Eindruck nicht: Es tut sich was in der Kirche – in Wiener Neustadt und gewiss auch anderswo.
Elisabeth Mayr
Erschienen in: "miteinander" | Jahrgang 2018 | Ausgabe Juli/August 2018
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