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Erfolgreich scheitern

Essen – und ein Gespräch

Immer mehr Menschen können sich nicht einmal mehr eine warme Mahlzeit am Tag leisten. Kirchliche Initiativen wie die Ausspeisung im Wiener Franziskanerkloster versuchen, die größte Not zu lindern.

 

Wer Freitagfrüh das Franziskanerkloster im ersten Wiener Gemeindebezirk betritt, dem strömt beim Eingang ein würziger Duft entgegen. Die gähnende Leere in den Gängen ist trügerisch, denn in der klostereigenen Küche wird bereits seit den frühen Morgenstunden gekocht.

 

Unter den wachsamen Augen der "Kommandantin und Seele der Suppenküche", Yvonne Matula, werden Teigwaren, Wurst und frisches Gemüse zur "besten Suppe der Stadt" verarbeitet, wie Ludwig meint. Seit seiner Herzerkrankung ist der arbeitslose Wiener auf das kostenlose Essensangebot der Minderbrüder angewiesen. "Mit 80 Euro im Monat hupfst nicht weit. Abzüglich meiner Fixkosten bleibt kaum etwas für eine warme Mahlzeit übrig", klagt der 51-Jährige und nimmt einen Schluck von der kräftigen Suppe. Warum er gerade zu den Franziskanern kommt? "Weil es hier am besten schmeckt", streut er der engagierten Küchencrew Rosen. Außerdem habe sich Franz von Assisi nicht nur für die Armen, sondern auch für die Tiere eingesetzt, was der Hundebesitzer besonders schätzt.

 

Armut nimmt zu

 

Eine warme Mahlzeit am Tag ist nicht nur für Ludwig ein Luxus: Bis zu 180 Menschen nutzen die 2004 ins Leben gerufene Suppenausgabe der Franziskaner, die jeden Freitag zwischen 9 und 11 Uhr im prunkvollen Refektorium des ehemaligen Büßerinnenklosters stattfindet. "Bei uns wird niemand abgespeist. Mir ist wichtig, dass wir den Notleidenden, die zu uns kommen, auf Augenhöhe begegnen", meint P. Felix Gradl, der seit zwei Jahren als Guardian das Wiener Kloster leitet. Der geborene Mühlviertler weiß, wie wichtig eine breite Basis an ehrenamtlichen Helfern und Sponsoren ist: "Ohne das Engagement von Frau Matulas Team sowie den zahlreichen Lebensmittelund Geldspenden wäre dieses Projekt nicht möglich."

 

Dass die Suppenküche auf reges Interesse stößt, freut den Franziskaner nur bedingt: "Leider nehmen unsere Klienten mit der wachsenden Armut zu." Immer öfter handle es sich dabei nicht um "klassische" Obdachlose, sondern um Emigranten und Mindestrentner.

 

Freunde und Bekannte treffen

 

Auch Maria könnte man auf den ersten Blick für eine Suppenküchen-Mitarbeiterin halten. Tatsächlich nutzt die Pensionistin aber das kostenlose Angebot, "um etwas Warmes im Magen zu haben". Ihr Schicksal steht gleichsam für eine ganze Generation von Frauen, die nach einem anstrengendem Berufsleben mit einem Existenzminimum auskommen müssen: 870 Euro bleiben der 77-Jährigen zum Leben. Viel Monat am Ende des Geldes ist da keine Seltenheit. Zur Überbrückung dieser Zeit nutzt sie ein weiteres Hilfsangebot der Ordensgemeinschaft: die "Jause für Menschen in Not".

 

Von Montag bis Samstag (9 bis 11 Uhr) werden täglich über 200 frisch zubereitete Wurstbrote an der Klosterpforte verteilt. Eine Initiative, die im Franziskanerorden eine lange Tradition hat und auf den heiligen Franz von Assisi zurückgeht. Als Sohn wohlhabender Kaufleute geboren, lebte der spätere Ordensgründer eine radikale Besitzlosigkeit vor, die ganz in der Nachfolge Jesu wurzelte und von der Liebe zu den Armen geprägt war.

 

Ein besonderes Verhältnis pflegt auch Inge Vogel zu ihren "Kunden". Täglich versorgt sie an der Pforte des Franziskanerklosters bis zu 100 Notleidende mit einer Jause und einem netten Gespräch. "Für die Menschen auf der Straße ist das Kloster auch ein sozialer Treffpunkt, wo sie Freunde und Bekannte treffen, Neuigkeiten austauschen und sich ihre Probleme von der Seele reden", erklärt die ehemalige Restaurant-Managerin. Dies sei oftmals die einzige Konstante in einem entbehrungsreichen Leben, das von Armut und Ausgrenzung geprägt ist – wie einst jenes des "Poverello", des "kleinen Armen" von Assisi.

 

Jürgen Belko

 

 

Erschienen in: "miteinander" | Jahrgang 2016 | Ausgabe März

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