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Aus dem neuen »miteinander«

„… doch am größten unter ihnen ist die Liebe“

Editorial aus dem "miteinander" | Ausgabe 1-2 / 2026

Von Chefredakteur Henning KLINGEN

 

Es passiert nicht oft, dass mich eine Zugfahrt ,ins Büro zu Tränen rührt. Vor wenigen Wochen aber ist es passiert. Ich saß auf einem Viererplatz. Drei Männer, alle um ,die 60 Jahre alt, stiegen zu. Einer eröffnete ,das Gespräch, indem er vom Tod seines Vaters redete. Offenbar kannten sie einander schon lange und gut. Das verrieten die Nachfragen und die augenscheinliche Anteilnahme. Ich las, war aber dennoch wie ein heimlicher Zaungast, wie gebannt.
Das Gespräch drehte sich um Krankheit, Alter, Abschied und Trauer. Plötzlich reichten sich die drei die Hände. „Danke, dass ihr da seid.“ Darin schwang ein Gefühl unbedingter Zuneigung, Liebe. Zueinander, zu den verwundeten Geschichten ihrer Leben, zum Leben insgesamt.

 

Ich war beeindruckt und berührt, an dieser unkonventionellen Liebeserklärung Anteil haben zu dürfen. Nicht das schillernd romantische Bekenntnis zweier Liebender, sondern die unprätentiösen Bekenntnisse dreier älterer Männer. ,So etwas schenkt mir Zuversicht. Neigen wir nicht allzu oft dazu, die Gegenwart mit dem Label „Krise“ zu versehen und alles den Bach runtergehen zu sehen? Ist unser Blick nicht getrübt durch die vielen tatsächlich bedrückenden Ereignisse um uns herum? Und stehen wir ,dadurch nicht in der Gefahr, Hoffnungsfunken im Alltag zu übersehen? Funken, die plötzlich kurz auf- und unsere eigentliche Bestimmung ausleuchten?  Unseren Ruf zur Liebe?

 

Selten, vielleicht zu selten, kommt in meinen Editorials die Bibel zu Wort. Hier jedoch passt es. Denn die vielleicht schönste Ode auf die Liebe stammt aus der Feder des Paulus: „Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, / hätte aber die Liebe nicht, / wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke“, schreibt er im 1. Korintherbrief. „Die Liebe ist langmütig, / die Liebe ist gütig. / Sie ereifert sich nicht, / sie prahlt nicht, / sie bläht sich nicht auf. (…) Sie erträgt alles, / glaubt alles, / hofft alles, / hält allem stand. Die Liebe hört
niemals auf.“

 

Vielleicht müssen wir uns das häufiger mal laut vorlesen. Oder unseren Freunden, Partnern, Familien unvermittelt ins Gesicht sagen. Und auch im Glauben täte es uns wohl hin und wieder gut, über vermeintlich unüberbrückbare Differenzen und Gräben einen zarten Steg der Liebe zu legen. Wie Paulus schon schrieb: „Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; / doch am größten unter ihnen ist die Liebe.“


Am Wiener Westbahnhof stiegen die drei Männer aus. Noch einmal reichten sie sich die Hände und grüßten zum Abschied: Alles Liebe! – Für mich der Beginn eines guten Tages.


miteinander-Chefredakteur Dr. Henning Klingen

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