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Aus dem neuen »miteinander«

Das Spital als Lebensort entdecken

Serie "Beruflich berufen"

Unsere neue Serie „Beruflich berufen“ gibt Einblick in die vielfältigen Tätigkeitsfelder pastoraler Berufe, zeigt Chancen und Herausforderungen. Diemal: Erfahrungen und Überlegungen als Krankenhausseelsorgerin.

Von Agnes HACKL

 miteinander 7-8/2025

Mature female in elderly care facility gets help from hospital personnel nurse. Senior woman, aged wrinkled skin & hands of her care giver. Grand mother everyday life. Background, copy space, close up

Mit zwanzig Jahren habe ich eine Sehnsucht verspürt, den Lebensfragen nachzugehen. Dabei habe ich das Christentum entdeckt. Während des Theologiestudiums habe ich u. a. im Gastgewerbe gearbeitet: eine Mischung, die mir bis heute auch im Spital hilft, das Besondere im Alltäglichen zu entdecken.

Als Seelsorgerin in der Klinik Innsbruck erlebe ich jeden Tag etwas Neues: Ich habe mit Menschen zu tun, die in Behandlung sind, die dort arbeiten, die andere besuchen. Menschen, die hoffen und hören, weinen und liegen, nach Hause gehen oder „ganz heimgehen“, wie wir sagen, wenn sie ihren letzten Weg antreten. Auch das Spital ist insofern ein Lebensraum, der das „normale“ Leben kennt.

 

„Ich gehe auf einem Weg, den viele vor mir gegangen sind

und andere nach mir gehen werden.

Ich baue mit an einer Kirche,

die jetzt ist und lebt.“

 

Am Bett höre ich den Patientinnen und Patienten zu. Ich bemühe mich, mit Herz und Ohr zu hören. Meine Aufgabe ist es, in diesem Moment da zu sein, Zeugin einer Lebenserzählung zu sein. Wenn ich das Zimmer und die Patientinnen und Patienten verlasse, hoffe ich, dass Gott vorher da war und auch weiterhin da sein wird. Das ist für mich Bestärkung und Trost – gerade angesichts des Sterbens, mit dem ich immer wieder konfrontiert bin. Mir hilft es in meinem Leben, zu sehen, wie die Angehörigen mit den schwierigen Situationen und dem Sterben umgehen, wie sie es tragen können und wie sie es aushalten müssen. Da steht die Welt auf dem Kopf.

 

Höhen und Tiefen im Leben

In all dem ist meine Arbeit eine sehr „reduzierte“: Ich höre zu, ich bete für die, denen ich begegne, und für das Team, das sich um die Patientinnen und Patienten kümmert. Auch der Kontakt mit den Angehörigen und ihren Wünschen und Vorstellungen ist wichtig und herausfordernd. Oft wünschen sich sogar Menschen, die selber nicht glauben oder glauben können, dass ich als Seelsorgende ein deutliches „Ja, ich glaube“ sage. Das spendet Trost und gibt Hoffnung.

Ältere Patientinnen und Patienten erzählen mir oftmals von Höhen und Tiefen ihres Lebens – und auch vom Glauben, der sie immer wieder aufgebaut hat. Da höre ich gut zu und versuche, daraus die Kraft zu schöpfen, meinen Einsatz auch ein wenig als ein Bauen an einer Kirche der Zukunft zu verstehen. Denn Kirche ist für mich ein Ort des Lebens. Schließlich habe ich vom Studium über die Gottesdienste, das Pfarrleben bis hinein in unser Mitarbeitenden-Team stets so viele hoffnungsfrohe, engagierte Frauen und Männer, Kinder und Jugendliche kennengelernt, dass ich gar nicht anders kann, als zuversichtlich an die Zukunft dieser Kirche zu glauben. Schließlich ist jede und jeder Teil des Volkes Gottes.

 

An der Kirche mitbauen

Mein Amt ist meine kirchliche Beauftragung. Ich gehe nicht von mir aus und verkünde nicht mich selbst. Ich gehe auf einem Weg, den viele vor mir gegangen sind und andere nach mir gehen werden. Ich baue mit an einer Kirche, die jetzt ist und lebt. Glaubwürdig zu sein, ist dabei die größte Herausforderung. Mich hinzuwenden, so gut es mir möglich ist, und bei allem Wirrwarr und Traurigen rundherum immer wieder neu an das Gute zu glauben, auf das Beste zu hoffen und das Schöne zu sehen.

 

Ein Krankenhaus ist ein Ort, wo kirchliche Mitarbeitende einen guten Platz haben. Das Angebot einer spirituellen Begleitung, neben dem medizinischen und pflegerischen, sozialen und psychologischen Wirken, ist lebenswichtig für Patientinnen und Patienten. Daher sage ich auch immer, wenn ich ein Zimmer betrete, selbstbewusst, wer ich bin: eine katholische Seelsorgerin. Ich möchte mein Gegenüber wissen lassen, in welchem Auftrag ich vor ihm stehe, und dass ich ganz konkret und „fassbar“ bin. Offen für sie, offen für Gott.

 


miteinander-Magazin 9-10/25

Agnes Hackl

ist Krankenhausseelsorgerin im Landeskrankenhaus Innsbruck. Ihre Schwerpunkte liegen in der Begleitung von Patient:innen, Angehörigen und Mitarbeitenden sowie in der Fortbildungen zu den Themen Sterben, Tod, Krisensituationen und Trauer.

 

Cover

Quellenverweis:
Amt ohne Weihe – aber mit Missio(n). Pastoralassistent:innen/-referent:innen in der Kirche der Zukunft, brosch: 2024, ISBN: 978-3-99106- 136-6, € 32,90

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