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Aus dem neuen »miteinander«

Element des Lebens

Von Elisabeth Birnbaum

In der Bibel ist das Element Wasser vielfältig vertreten. Es dient der Reinigung, er möglicht
Leben und kann bedrohen. Und es ist vom ersten bis zum letzten Text der Bibel ein Symbol für den „Wasserstand“ der Gottesbeziehung. Von Elisabeth BIRNBAUM

miteinander 7-8/2024

miteinander-Magazin 7-8/24

Das Wasser ist zunächst „zum Waschen da“. Das gilt im konkreten wie im übertragenden Sinn. Um Gottes Zuwendung erfahren zu können, ist es nötig, sich von allem, was dem entgegensteht, zu reinigen. Wasser ist aber vor allem lebensnotwendig. Ein Zuwenig an Wasser wird zur existenziellen Bedrohung. Das biblische Bild dafür ist die Wüste. Die Israeliten machen diese Erfahrung ebenso wie die Sklavin Hagar und viele andere. Wüstenzeiten sind in der Bibel aber nicht nur körperliche, sondern auch spirituelle Durststrecken. Gott wird als fern empfunden und das Leben als schwierig und hoffnungslos. Ob solche Durststrecken zur enttäuschten Abwendung von Gott oder zur vertieften Sehnsucht nach ihm führen, bleibt dem Einzelnen überlassen.

 

Wasser als Gefahr

Aber auch ein Zuviel an Wasser kann gefährlich
sein. Das Wasser, das Gott zurückdrängt, damit der Kosmos, die Schöpfung, entstehen kann (Gen 1), wird als chaotische, zerstörerische Urflut bezeichnet. Wenn der Mensch gewalttätig ist oder sein Menschsein vergisst, wird die Beziehung zu Gott von Grund auf gestört. Und dann droht, wie in der Sintflut, das Chaoswasser über die Schöpfung hereinzubrechen (Gen 6–9). Die gute Nachricht ist: Gott selbst sorgt dafür, dass die Erde trotz der menschlichen Gewalt nie ganz vernichtet wird (Gen 8,22). Und jene, die in guter Beziehung zu Gott stehen wie Noach, gehen buchstäblich nicht unter.


Lebendiges Wasser
Wasser im richtigen Maß ist in der Bibel immer verknüpft mit einer gelingenden Gottesbeziehung und es gibt kaum ein schöneres Bild dafür als der Garten Eden, wie er in der zweiten Schöpfungserzählung (Gen 2) geschildert wird. Aus der Mitte des Paradiesgartens entspringen gleich vier Flüsse und versorgen die Obstbäume mit der nötigen Fruchtbarkeit. Und die Bäume danken die erfahrene Zuwendung Gottes und tun das Ihre: Sie bringen beständig Früchte. Solche Obstbäume sind nicht nur Zeichen der Harmonie zwischen Gott und
seiner Schöpfung, sondern auch Vorbild für Menschen. Wie in Ps 1 beschrieben, ist ein Mensch, der sein Leben auf Gott ausrichtet, „ein Baum, gepflanzt an Bächen voll Wasser, der zur rechten Zeit seine Frucht bringt und dessen Blätter nicht welken“ (Ps 1,3). Das Ezechielbuch nimmt das Motiv wieder auf und entwickelt damit seine Heilsvision: Wenn die Beziehung zwischen Gott und den Menschen wieder heil ist, wird in Jerusalem aus der Mitte des Tempels wieder ein Fluss entspringen, gesäumt von Obstbäumen (Ez 47,1–12). Und im letzten Buch der Bibel, in der Offenbarung, zeigt sich die segensbringende endgültige Heilszeit ebenfalls an den fruchtbringenden Obstbäumen, die am Wasser des Lebens gepflanzt sind (Offb 22,1–2). Schließlich bezeichnet sich Jesus selbst als lebendiges Wasser, der das Leben in Fülle geben kann (Joh 4). Wer das erkennt, beginnt nach diesem Wasser zu dürsten und ersehnt das lebendige Wasser. Und wird schließlich mit dem Psalmisten ausrufen: „Wie der Hirsch lechzt nach frischem mWasser, so lechzt meine Seele, nach dir, Gott.“ (Ps 42,1)

 


miteinander-Magazin 7-8/24

Dr. Elisabeth Birnbaum
ist Theologin, Autorin und seit 2017 Direktorin des Österreichischen Katholischen Bibelwerks in Wien.

 

 

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