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Aus dem neuen »miteinander«

Ewiger Frühling

Ostern der Auferstehung

Sonnige Frühlingstage lassen uns an Ostern jubeln. Wir feiern, denn endlich sind die Wolken durchbrochen, endlich führt uns die Wärme ins Freie und die Blüten lassen uns an neues Leben glauben. Von Rudolf BISCHOF

miteinander 3-4/2023

Happy woman enjoying nature. Girl with sakura tree flowers. Focus on face. Spring concept

Ein Spaziergang in einer solchen Frühlingslandschaft lässt wieder viele Schatten hinter uns, über die wir in einem Lebenswinter gejammert oder uns geärgert haben. Er wird zum Osterspaziergang, an dem wir die Osterglocke wieder hören. Wir kennen die Schatten, die das Leben einengen, die uns nicht weiterkommen lassen. In ihnen erstirbt uns die Hoffnung und Lebensfreude. Manchmal überfallen sie uns und sind überraschend da. Sie stürzen uns mitten am Tag ins Dunkel, so wie es beim Tod Jesu mitten am Tag dunkel geworden ist, weil sich die Lebenssonne verfinstert hat. Da geht die Sonne unter und versinkt im Dunkel des Hades, wie
die Menschen in der Antike glaubten. Da versinkt sie voller Scham über das Böse, das da geschieht, wie schon der Kirchenvater Hieronymus sagt. Die Botschaft der Bibel aber sagt: Sie versinkt nicht für immer, sie versinkt nur, um einem neuen Sonnenaufgang entgegenzugehen, und diese Sonne geht für uns an jedem Tag auf.

 

Das ist das Wunder. Dieses Gefangenwerden im Dunkel der Trauer hat viele Gesichter, einmal das der Enttäuschung, weil Menschen oder Lebensträume nicht das gehalten haben, was sie versprochen haben. Ein anderes Mal sind es einfach die Grenzen unserer Gesundheit, unserer Begabung, unseres Vermögens, die uns nicht weiterkommen lassen. Manchmal sind es Menschen, die unser Leben ins Dunkel führen. In einer solchen Situation können wir nur noch hoffen, dass wir zu einem neuen Leben durchstoßen, sonst erstirbt auch unser Lieben, unser Hoffen, unser Glaube, sonst erfahren wir keine Weite und Freiheit mehr, die so wesentlich zu unserem Leben dazugehören.

„Auferstehung braucht Zeit wie ein Samenkorn, sie geschieht nicht am ersten, sondern am dritten Tag. Nur wer Geduld hat, erfährt Auferstehung.“

Auferstehung Jesu sagt uns: Es ist einer durchgekommen, einer hat all dieses Einengende und Tödliche verlassen, hat zu einem neuen Leben gefunden. Einer hat wie ein Samenkorn die engen Schalen gesprengt, er ist aus dem Dunkel ans Licht gekommen. Als solcher zeigt er sich immer wieder in der ihm vertrauten Landschaft und will auch den Seinen zu diesem Durchbruch verhelfen. Er zeigt sich in verschiedenen Situationen, um klarzumachen, dass dies für viele Hoffnungslosigkeiten gilt. An diese Hoffnung dürfen alle glauben, sonst werden sie nicht überwintern, sondern in der Einsamkeit, der Enttäuschung erfrieren. Sonst wird es für sie keinen blühenden Frühling geben. Doch sie können nicht so schnell an seinen Durchbruch glauben, auch wenn sie ihn immer wieder sehen, bleiben sie doch in ihren mühsamen Anfängen stecken.

Es genügt nicht, dass er ihnen einmal im Saal erscheint und Zweifel löst, dass er einmal mit ihnen den Weg geht und ihre Trauer in ihren Herzen verbrennen lässt, dass er einmal am Grab den Frauen und Männern erscheint, die sich gegenseitig davon erzählen. Seine Hoffnung kommt und vergeht. Die Auferstehung braucht Zeit wie ein Samenkorn, sie geschieht nicht am ersten, sondern am dritten Tag. Nur wer Geduld hat, erfährt Auferstehung. Vieles in unserem Leben zerbricht, weil wir in der ersten Enttäuschung verzweifeln, weil wir die Nacht nicht abwarten, die Morgensonne nicht in uns eindringen lassen. Eine tiefe
Hoffnung wie die der Auferstehung zu finden, heißt, auch in der Nacht geduldig zu warten, bis ein Sonnenaufgang unser Leben neu erhellt und wir das Leben in die Liebe Gottes hineinfallen lassen, die unser Leben will.

 

Auferstehung heißt daher, mit Geduld das Samenkorn der Hoffnung auszustreuen. Das folgende Gedicht muntert uns dazu auf:

"Ich halte ein Samenkorn in der Hand.

Mein einziges Korn.

Sie sagen,

ich soll das Korn in die Erde legen.

Ich muss mein Korn schützen, mein einziges Korn.

Ich habe nie erlebt, dass es Frühling gibt.

Sie sagen,

es wächst neues Leben aus dem Korn.

Ich verliere mein Korn, mein einziges Korn.

Ich habe nie erlebt, dass es Frühling gibt.

Sie sagen,

ich muss mein Korn riskieren, mein einziges Korn.

Aber ich habe nie Frühling erlebt.

Mein Geliebter sagt:

Es gibt Frühling.

Ich lege mein Korn in die Erde."

miteinander-Magazin 3-4/23

Aus: Rudolf Bischof, Klaus Gasperi (Hg.), Den Himmel mit Händen fassen. Lesebuch zu Fastenzeit Karwoche und Ostern. Tyrolia-Verlag 2022, ISBN: 978-3-7022-4053-0, 24,95 €.


miteinander-Magazin 3-4/23

Msgr. Rudolf Bischof

ist Autor, Bischofsvikar der Diözese Feldkirch und hat langjährige Erfahrung in geistlicher Begleitung.

 

 

 

 

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