Mag. Lukas Cioni
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miteinander-Magazin
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miteinander 1-2/2026

Angefangen hat alles schon sehr früh. Bereits im Kindergarten habe ich offenbar Kirchen gemalt und gebastelt und mich an den priesterlichen Gewändern und dem Glanz liturgischer Gegenstände erfreut. Ich war fasziniert von dieser Schönheit und Pracht, aber ich glaube nicht, dass dies der ausschlaggebende Grund war, Priester werden zu wollen. Dennoch – es war ein zündender Funke. Während meiner Schulzeit rückte der Wunsch, Priester zu werden, zunächst in den Hintergrund. Zwar hatte ich seit Kindertagen in der Pfarre mitgearbeitet, war Ministrant, Lektor, Mesner, aber ein Studium kam für mich zunächst nicht infrage. So absolvierte ich nach meiner Pflichtschulzeit eine Lehre zum Einzelhandelskaufmann und erfüllte mir zudem einen Kindheitstraum: Ich machte den Busführerschein. Wenn mir in dieser Zeit jemand gesagt hätte,
dass ich einmal in einem Uni-Hörsaal sitzen, Griechisch, Latein und Hebräisch
lernen und mich mit Kirchenrecht oder der Bibel auseinandersetzen würde, so hätte ich wohl laut gelacht. Zu fern wirkte das alles von meinem Alltag. Viele Jahre haben mir die Arbeit und der Umgang mit Menschen viel Freude bereitet – und doch merkte ich langsam, dass mir etwas fehlt: Ich war auf der Suche nach mehr.
Die Augen geöffnet
Vor meinem Eintritt in das Priesterseminar habe ich eine Dokumentation über einen Seminaristen aus Bayern gesehen, dem es etwa so wie mir ergangen ist. Er stellte sich immer wieder die Frage: Wenn du am Ende auf dein Leben zurückschaust, was kannst du dann über dein Leben sagen? Was hast du gemacht? Bei diesem Satz gingen mir dann so richtig die Augen auf. Ich begann sofort darüber nachzudenken, nicht nur, wie ich am Ende meines Lebens gelebt haben will, sondern auch, wie ich bis jetzt gelebt habe. Dadurch begann eine sehr lange und intensive Auseinandersetzung mit mir selbst. Es gab Zweifel, Rückschläge und ich begann
abzuwägen: Was steht dafür, Priester zu werden, und was steht dagegen? So wie ich damals im Auto bei der Fahrt vom Zillertal nach Innsbruck saß, um mich bei Regens Roland Buemberger vorzustellen, und bei jedem Kreisverkehr wieder umkehren wollte, so kann ich jetzt nach mehreren Jahren in der Priesterausbildung sagen, dass ich meine Entscheidung, Ja zu sagen, nie bereut habe. Letztendlich fühlte ich, was mein Weg ist, und ich habe mich entschlossen
– ja, ich mach’s, ich spüre den Ruf, ich werde gebraucht.
Ein erfüllender Weg
Es gab und gibt immer wieder Menschen, die mich auf meinem Weg unterstützen und begleiten. Es sind Priester, die mir Vorbild sind, Personen, die mich im Gebet begleiten, und auch gute Freunde, die mich zu meiner Entscheidung ermutigen. In der Priesterausbildung selbst ist es für mich besonders wertvoll, dass wir jeden Tag mit einem Gottesdienst in der Seminargemeinschaft beginnen. Die gemeinsamen Mahlzeiten sind zudem ein guter Ort, um die Gemeinschaft zu spüren und sich auszutauschen.
Letztendlich fühlte ich, was mein Weg ist, und ich habe mich entschlossen
– ja, ich mach’s, ich spüre den Ruf, ich werde gebraucht.
Es ist ein schöner Weg, es ist ein erfüllender Weg, der, so hoffe ich, auch in dieser Weise weitergehen wird. Der Glaube ist schön, der Glaube macht Freude und ich kann nur jedem, der sich auch überlegt, diesen Weg zu gehen, empfehlen, sich auf den Weg zu machen, sich auf den Glauben einzulassen und ganz persönlich nachzuhören, wie Gott ruft – bis der zündende Funke überspringt.

Hannes Dreml
ist seit dem Studienjahr 2018/2019 Priesterseminarist des Bischöflichen Priesterseminars
der Diözesen Innsbruck und Feldkirch.