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Aus dem neuen »miteinander«

Gemeinsam wachsen und gehen

Porträt über die Initiative "Geh mit uns"

Jeden Menschen in seiner Einzigartigkeit wertschätzen und im Wachsen fördern und unterstützen – das ist die Mission von Paul Mazal mit der von ihm mitbegründeten Behinderteneinrichtung „Geh mit uns“. Von Oliver STEINRINGER

miteinander 5-6/2024

miteinander-Magazin 5-6/24

Wer nach Kapellerfeld am nördlichen Stadtrand Wiens fährt, der wird an der Ortstafel von blühenden Blumen begrüßt. Gegossen und gepflegt werden sie von Menschen mit Behinderung. „Die Pflege der Blumen an den Ortseinfahrten und die Reinigung des Spielplatzes in unserer Gemeinde zählten zu den ersten Aktivitäten unseres Vereins. So übernehmen wir Verantwortung für die Gemeinschaft“, erzählt Paul Mazal, Geschäftsführer von „Geh mit uns“. Seit bald 30 Jahren betreut die Behinderteneinrichtung geistig schwerst- und mehrfach behinderte Menschen. „Anvertraute“ nennt Mazal die Menschen, die er und sein Team betreuen.


Berufung leben

Paul Mazal ist Religionslehrer. Seine Frau Sigrid gründete gemeinsam mit ihm 1995 die Behinderteneinrichtung. „‚Geh mit uns‘ war der Traum meiner Frau, den ich mitgeheiratet habe“, erinnert er sich. Denn Sigrid hatte seit ihrer Jugend ein großes Anliegen: Menschen mit Behinderung zu betreuen und mit ihnen das Leben zu teilen. „Diesen Traum deutete ich als Zuspruch Gottes für mein Leben.“ Und so lebt Mazal mit seinem Wirken in der Behinderteneinrichtung, in der Schule als Religionslehrer und in der Pfarre als Pfarrgemeinderat seine Berufung. „Ich habe das große Glück, Kindern Gottes zu begegnen und sie mit dem, was ich gelernt habe, auf ihrem Weg zu unterstützen. Dabei erfahre ich selber viel Unterstützung.“
16 Anvertraute unterstützt „Geh mit uns“ in der eigenen Tagesstätte in Kapellerfeld, zehn davon leben zudem in einer eigenen Wohngruppe. Die Gemeinschaft gestaltet den Tag gemeinsam: Sie kocht und kümmert sich um ein Selbsterntefeld, sie spielt mit Schülerinnen und Schülern Theater, produziert Kerzen, Schmuck und Billets und verkauft diese. Manche sind in der Pfarre aktiv, gehen Sternsingen und helfen beim Austragen des Pfarrblattes. Mit all diesen Aktivitäten lebt das Team rund um Paul Mazal das Motto ihres Vereins: Sie gehen gemeinsam mit ihren Anvertrauten den Weg. Seinen Ursprung hat der Name „Geh mit uns“ in einem gleichnamigen Lied, das Mazal beim Besuch von Papst Johannes Paul II. in Österreich im Jahr 1983 mit tausend anderen Pilgern in einem Gottesdienst gesungen hat.

 

Keine Angst vor dem Andersartigen
Jeden Menschen in seiner Eigenart wertzuschätzen und ihm oder ihr respektvoll zu begegnen – das ist eine Hauptmotivation des Vereins. „Wir möchten dazu ermutigen, keine Angst vor dem Andersartigen zu haben. Was als störend wahrgenommen wird, soll gepflegt und an einen Ort gebracht werden, wo es gut wachsen und seinen Dienst für die Gemeinschaft leisten kann“, so Mazal. Unter „Inklusion“ versteht er, einander Anerkennung, Wertschätzung und Annahme zuteilwerden zu lassen: „Wir gehören alle vorbehaltlos zusammen!“ Das erfahren auch die Schulklassen, die die Behinderteneinrichtung besuchen. Zu Beginn seien sie verunsichert und hätten Vorurteile, erzählt Mazal. „Aber mit der Zeit tauen sie auf und sagen am Ende des Tages: Die sind ja ganz normal! Das meint Inklusion.“ Eine Fähigkeit zeichnet Menschen mit Behinderung für den Religionslehrer besonders aus: Sie verstellen sich nicht.

 

„Die Unmittelbarkeit im Selbstausdruck und im Kommunizieren beeindruckt mich. Sie sind sehr natürlich und authentisch. Darin sind sie für mich ein Vorbild, weil mit unseren fixen
Vorstellungen bremsen und verstellen wir uns oft selbst.“ Eine Begebenheit hat ihn
in den knapp 30 Jahren besonders geprägt: Ein Betreuter hatte ein sehr ungepflegtes
Erscheinungsbild, auf das viele mit Abstand reagierten. Niemand konnte das Bedürfnis
des Mannes nach Nähe und Zärtlichkeit erfüllen. Auch Mazal nicht. Erst nach sechs
Jahren war Mazal innerlich so weit, ihn ehrlich umarmen zu können. Da wurde mir bewusst: Dieser Mann hat sechs Jahre lang geduldig auf eine Umarmung gewartet. Davon nehme ich mit: Auch ich möchte gegenüber Menschen und Institutionen, die mich herausfordern, geduldig sein.“ Erkenntnisse wie diese sind in Paul Mazal gewachsen und gereift – im gemeinsamen Gehen des Weges mit seinen Anvertrauten.

 

Nähere Informationen zur Initiative "Geh mit uns" finden Sie unter: Geh mit uns.at

 


miteinander-Magazin 5-6/24

Paul Mazal

ist katholischer Religionslehrer in Mistelbach und Mitbegründer der Behinderteneinrichtung „Geh mit uns“ in Kapellerfeld.

 

 

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