Mag. Lukas Cioni
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miteinander 9-10/2025
Farben haben Bedeutung – innerhalb und außerhalb der Kirche. Neben der religiösen entfaltete sich eine profane Farbenlehre, die sich in der Heraldik niederschlug oder Zünften und Ständen bestimmte Farben zuordnete. Es weiß auch der Volksmund, dass Rot für die Liebe, Gelb für Neid und Grün für die Hoffnung steht. Wer um diese Farbcodes weiß, kann so manchen Fauxpas beim Blumengeschenk vermeiden. Im Gottesdienst können Farben bei der Orientierung im Kirchenjahr helfen. So weiß der liturgische interessierte Kirchgänger, dass es sich um Hochfeste oder besondere Festzeiten handelt, wenn der Priester in der goldenen Kasel die Sakristei Richtung Altar verlässt und die Ministranten sich mit dem gelben oder weißen Zingulum umgürten. Wie Gold, so sind auch Silber oder Weiß übliche Farben, die als kostbar gelten und den Feiercharakter betonen: Sie markieren die weihnachtliche Festzeit bis zur „Taufe des Herrn“ und den fünfzigtägigen Osterfestkreis bis Pfingsten.
Weißes Taufkleid
So wie Gold in der Ikonografie auf die Sphäre des Göttlichen verweist, steht strahlendes Weiß für Licht, Freude und Erlösung. Als symbolische Farbe für Christus markiert sie besonders die sogenannten „Herrenfeste“ wie Christi Himmelfahrt, aber auch jene Gedenktage von Heiligen, die nicht als Blutzeugen (rot!) gestorben sind. Zudem wird am Gedenktag aller Heiligen am 1. November weiß getragen. Weiß steht überdies für Reinheit und Unschuld. Das spiegelt sich etwa am Weißen Sonntag wider und geht auf die weißen Kleider der ersten Christen zurück, die bei der Taufe zu Ostern durch das Taufwasser sinnbildlich gereinigt wurden. Ihre weißen Taufkleider trugen Sie dann nämlich die ganze Osteroktav bis zum Weißen Sonntag, lateinisch „Dominica in albis“. So symbolisieren auch die weißen Alben als liturgisches (Unter-)Gewand die Taufkleider und bringen noch vor aller Unterscheidung zwischen den liturgischen Ämtern und Diensten die allen gemeinsame Berufung und Würde aus der Taufe zum Ausdruck.
Farbwechsel
Während die innere Verbindung zwischen Taufe und weiß wohl schon sehr alt zu sein scheint, ist der Rest des liturgischen Farbkanons vergleichsweise jung. Auch wenn im 4. Jahrhundert, als das Christentum zur Staatsreligion wurde, so etwas wie eine Kleiderordnung für Kleriker entstand, gab es keine fixen Regeln in Bezug auf deren Farben. Zeigten sie zunächst noch den Rang der Geistlichen an, wurden sie erst im Mittelalter dann dazu verwendet, farbliche Akzente im Kirchenjahr zu setzen. Dabei war die Farbwahl zunächst regional unterschiedlich und wurde erst mit dem Konzil von Trient im 16. Jahrhundert für die katholische Kirche vereinheitlicht. In den Ostkirchen werden die Farben der Paramente ebenfalls mit bestimmter Symbolik verbunden, man kennt aber keine so strenge Farblehre wie im Westen. Heute sind im katholischen Gottesdienst neben Weiß auch die Farben Rot, Violett, Grün und Schwarz verbreitet. Wo es Brauch ist und Gewänder vorhanden sind, kennt man noch Rosa oder Blau. Auf die konkrete Zuordnung dieser Farben wird in den folgenden Beiträgen dieser Serie näher eingegangen. Auch wenn der liturgische Farbkanon heute genau geregelt ist, so eröffnet das Messbuch gleichzeitig Gestaltungsspielraum, wenn dort zu lesen ist, dass an besonderen Festen „edle liturgische Gewänder verwendet werden können, auch wenn sie nicht in der Tagesfarbe sind“. Immer beliebter werdende Messgewänder mit Regenbogenfarben.
Dr. Daniel Seper
ist Professor für Religionspädagogik an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Niederösterreich und Redaktionsmitglied des miteinander-Magazins.