Kontakt
Redaktionsleiter / CvD

 

Mag. Lukas Cioni

Redaktionsleiter / Chef vom Dienst

miteinander-Magazin

Stephansplatz 6

1010 Wien

Tel.: +43 1 516 11-1500

 

Sie haben eine neue Adresse? Schreiben Sie uns hier oder rufen uns unter DW 1504 an.

 

Redaktion & Impressum

Aus dem neuen »miteinander«

Habemus Papam: Rufer und Berufener

Analyse von P, Andreas R. Batlogg SJ

Robert F. Prevost war viele Jahre lang Missionar. Auch als Papst Leo XIV. ist ihm Berufung weiterhin ein wichtiges Anliegen. Ein Porträt von P. Andreas BATLOGG

miteinander 7-8/2025

miteinander-Magazin 7-8/25 Schon als Kind wollte Leo XIV. offenbar Priester werden. Das erzählten seine beiden Brüder Louis und John. Alle drei Burschen waren auch Ministranten. Auf dem Bügelbrett seiner Mutter spielte „Bob“ Messe, legte eine Tischdecke darüber – und die beiden älteren Brüder mussten teilnehmen. Für die Kommunionausteilung verwendete er Necco Wavers, bunte Kekse. Meine Oma erzählte mir Ähnliches aus meiner Kindheit, ich hatte das längst vergessen. „Er kannte die Gebete auf Latein, er kannte die Gebete auf Englisch und er betete ständig. Er nahm es sehr ernst. Das war kein Scherz oder Spiel“, so John. Eine Mitschülerin berichtete, Robert Francis sei der „Stolz aller Priester und Nonnen gewesen“.

Was mich fragen lässt: Wie spürt ein Kind, wie merkt ein Jugendlicher, dass es da möglicherweise einen „Ruf“ gibt? Und wie weiß ich: Das ist echt, nicht eingebildet? Gibt es gar so etwas wie einen „Plan“ Gottes für den einzelnen Menschen? Können wir mit so etwas „rechnen“?

 

Missionar mit Leitungsverantwortung

Tatsache ist, dass Robert F. Prevost zunächst einen anderen Weg einschlug. Nach der High School studierte er an der Villanueva University in Villanova bei Philadelphia Mathematik und Philosophie. Mit 22 dann, 1977, trat er in den Augustinerorden ein. Nach dem Studium an der „Catholic Theological Union“ in Chicago wurde er 1982 nach Rom geschickt, um an der Dominikaner Universität „Angelicum“ Kirchenrecht zu studieren. Im selben Jahr wurde er dort zum Priester geweiht. Von 1985 bis 1987 war er zum ersten Mal in der Mission in Peru tätig: in Chiculanas in Piura im Norden des Andenstaates. Padre Prevost arbeite als Pfarrvikar und als Sekretär des Bischofs. Nachdem er 1987 seine Doktorarbeit in Rom verteidigt hatte, wurde er von seinem Orden zunächst in seiner Heimatprovinz in Olympia Fields, Illinois, zum Verantwortlichen für Berufungen und Mission ernannt. Er stieg also mit 35 in die Berufungspastoral ein.

Aber schon 1988 kam er wieder nach Peru: für elf Jahre nach Trujilo, die „Stadt des ewigen Frühlings“ an der Nordküste. Dort war er Leiter des Ausbildungsprojekts für Ordensaspiranten aus den Vikariaten Chulucanas, Iquitos und Apurímac, außerdem Prior der Augustinergemeinschaft, Ausbildungsleiter, Lehrer der Professen, Gerichtsvikar für das Erzbistum Trujiillo und Professor für Kirchenrecht, Patristik und Moraltheologie. Daneben war er Seelsorger in einer armen Stadtrandgemeinde und Administrator einer weiteren Pfarre. Im Interview mit „Radio Vatikan“ bekannte er im September 2023: „Ich betrachte mich immer noch als Missionar. Meine Berufung ist es, wie die jedes Christen, ein Missionar zu sein, das Evangelium zu verkünden, wo immer man ist.“ Das sagte einer, der inzwischen zum Provinzial seiner Heimatprovinz (1999–2001) und dann zum Generalprior seines Ordens (2001–2013) gewählt worden war, zurück in den USA Ausbildungsleiter und Provinzvikar der Augustiner in Chicago wurde (2013/14), um 2014/15 wieder in Peru als Apostolischer Administrator der Diözese Chiclayo zu wirken. Wo er dann, nachdem er die peruanische Staatsbürgerschaft erhalten hatte, von 2015 bis 2023 Bischof, 2021/22 zusätzlich Apostolischer Administrator von Callao war. Im Januar 2023 ereilte ihn erneut ein Ruf nach Rom und die Ernennung zum Erzbischof. Im April 2023 trat er sein Amt als Präfekt des Dikasteriums für die Bischöfe an. Im September 2023 wurde er Kardinal.

 

Franziskus setzte auf Prevost

Das Evangelium verkünden, wo immer man ist … Das tat Robert F. Prevost in Chicago, in Peru und in Rom. Aus Peru nach so vielen Jahren abgezogen zu werden, fiel ihm gewiss nicht leicht. Aber Papst Franziskus baute auf seine vielfältige Leitungserfahrung als Ordensoberer wie als Bischof. Am 8. Mai 2025 wurde Prevost zum Bischof von Rom gewählt und nahm den Namen Leo XIV. an. Sein erstes Angelusgebet am 11. Mai fiel auf den Weltgebetstag für geistliche Berufungen. Papst Leo bat dabei die Gläubigen, „um Berufungen zu beten, besonders um die zum Priestertum und zum Ordensleben“: „Die Kirche braucht sie dringend! Und es ist wichtig, dass junge Männer und Frauen in unseren Gemeinden Annahme, ein offenes Ohr und Ermutigung auf ihrem Berufungsweg finden.“ Er nahm dabei Bezug auf die von Papst Franziskus am 19. März 2025 in der Gemelli-Klinik unterschriebene Botschaft zum Weltgebetstag. „Jede Berufung“, hatte dieser geschrieben, „lebt von der Hoffnung, die sich in Vertrauen in die Vorsehung verwandelt. Für den Christen ist Hoffnung nämlich viel mehr als bloßer menschlicher Optimismus: Sie ist vielmehr eine Gewissheit, die im Glauben an Gott wurzelt, der in der Geschichte eines jeden Menschen wirkt. Und so reift die Berufung im täglichen Bemühen um Treue zum Evangelium, im Gebet, in der geistlichen Unterscheidung und im Dienen.“

 

Wie geht Berufung?

Die Beobachtung von Franziskus deckt sich mit der von Leo: „In diesem Zusammenhang sollten diejenigen, die in der Seelsorge und in der Berufungspastoral tätig sind, insbesondere die geistlichen Begleiter, keine Angst haben, die jungen Menschen mit der hoffnungsvollen und geduldigen Zuversicht der göttlichen Pädagogik zu begleiten. Es geht darum, für sie ein offenes Ohr zu haben und sich ihrer achtsam anzunehmen; es geht darum, dass sie sich auf uns verlassen können, dass wir ihnen weise Begleiter sind, die bereit sind, ihnen zu helfen, und die aufmerksam die Zeichen Gottes auf ihrem Weg erkennen.“ Am ersten Sonntag nach seiner Wahl hielt der neue Papst in den Grotten unterhalb von Sankt Peter während einer Messe mit Priestern eine Stegreifpredigt. „Wie geht Berufung?“, könnte man sie überschreiben: „In erster Linie, indem wir mit unserem Leben ein gutes Beispiel geben. Indem wir die Freude des Evangeliums mit Freudeleben. Indem wir andere nicht entmutigen, sondern nach Wegen suchen, junge Menschen zu animieren, auf die Stimme des Herrn zu hören.“


miteinander-Magazin 7-8/25

P. Dr. Andreas Batlogg SJ

geboren am 4. Oktober 1962 in Vorarlberg, ist ein österreichischer Theologe, Jesuit und ehemaliger Chefredakteur der Stimmen der Zeit.

CANISIUSWERK
Zentrum für geistliche Berufe

Stephansplatz 6
1010 Wien

Telefon: +43 1 516 11 1500
E-Mail: office@canisius.at
Darstellung: