Hoffnung und Liebe stehen über allem
miteinander 11-12/2025
„Mit Einfachheit, Freude und Hingabe von den Tiefen des Fegefeuers bis zu den äußersten Grenzen der Erde“ gehen – Eugénie Smet, mit Ordensnamen „Maria von der Vorsehung“, stand zeitlebens im Dienst der Menschen. Geboren 1825 im französischen Lille, verspürt sie mit nur 28 Jahren während eines Gottesdienstes plötzlich den Auftrag, eine Gebetsgemeinschaft und dann eine Ordensgemeinschaft zu gründen. Die Pariser Niederlassung, „la Barouillère“ ist bis heute das Mutterhaus der 1856 gegründeten Kongregation der Helferinnen. Zu den ersten Aufgabenfeldern der Ordensschwestern zählten die Hauskrankenpflege in Arbeitervierteln sowie die Seelsorge und Katechese unter Armen und Bedürftigen – unabhängig von ihrer Konfession.
„Unsere Gründerin war theologisch ein Kind ihrer Zeit, ihre Zielsetzung ist aber heute noch aktuell: sie war von der damaligen Vorstellung vom Fegefeuer beeinflusst, gleichzeitig hat sie betont, dass die Liebe keine Grenzen hat“, beschreibt Provinzoberin Sr. Silvia Bereczki die Ordensgründerin. Die ersten Helferinnen versuchten, Menschen, die sich in Krisen- und Übergangssituationen befanden, zu erreichen, sowie jene, die der Kirche fernstanden. „Aus diesem Grund verzichteten die Schwestern auf Schleier und Ordenskleid, sondern trugen die Kleidung der Frauen ihrer Zeit, um optische Vorurteile zu vermeiden“, erklärt Sr. Bereczki. Sie selbst verspürte schon in jungen Jahren den Ruf Gottes.
Berufung am Berg
„Mit 17 Jahren erkannte ich, dass eine Beziehung mit Jesus und Gott möglich ist. Ich dachte, mit Gott zu leben: Ja – aber sicher nicht als Ordensfrau. Die Berufung dazu kam erst später.“ Während ihres Studiums der Physik, Theologie und des Journalismus, riet ihr ein befreundeter Priester, ihrer Berufung genauer nachzuspüren. „Ich fühlte, dass mir die Gebetsformen, die ich damals kannte, nicht genügten, aber mir die Beziehung zu Gott doch wichtig war. Ich suchte nach anderen Formen, Gott zu suchen und fand sie schließlich in der ignatianischen Spiritualität“. Jahre später, am Silvestertag 1999, traf Sr. Bereczki mitten im Schnee auf einem Berg die Überzeugung wie ein Blitz: „Mir wurde schlagartig klar, dass Gott mich ruft. Nach einer Unterscheidung, welche die Prüfung dieses Rufes war, trat ich dem Orden der Kongregation der Helferinnen bei.“
Im Orden engagierte sie sich schließlich u. a. in der Seelsorge junger Erwachsener, in der geistlichen Begleitung und in der Medienarbeit. Seit 2023 leitet sie die Provinz Zentraleuropa mit etwa 60 Schwestern aus vier Ländern: Ungarn, Deutschland, Österreich und Siebenbürgen in Rumänien. Weltweit ist die Kongregation der Helferinnen in insgesamt 20 Ländern vertreten. Wichtig ist hier vor allem „eine Haltung des Zuhörens in drei Bereichen. Erstens: ein Hinhören auf unsere Mitschwestern – nicht nur mit den Ohren, sondern vor allem mit dem Herzen. Zweitens: ein Hinhören bei unserer Tätigkeit mit Menschen – Wo sind Nöte? Wo sind Sorgen? Wo können wir Trägerinnen der Hoffnung sein? Das umfasst soziale sowie pastorale Angebote. Und drittens: die Haltung, Gott einzeln und gemeinsam zuzuhören und herauszufinden: Was ist mein und unser Ruf?“, erklärt Sr. Bereczki.
Provinzoberin der Provinz Zentraleuropa Sr. Silvia Bereczki
Berufungscoaching
„Menschen zu helfen, ihre Berufung zu entdecken – im ganz weiten Sinn, sodass sie ihren Platz im Leben finden. Das war auch meine Intention, ergänzend zur ignatianischen Entscheidungsfindung 2021 die Berufungscoaching-Ausbildung zu absolvieren“, sagt Sr. Bereczki. Das in der Wachau (NÖ) beheimatete Zentrum für Wachstum und Veränderung (WaVe) bietet den „Lehrgang Berufungscoaching“. Die Ausbildung umfasst Begleitungs-, Lern- und Interventionsmethoden, das Arbeiten in Kleingruppen und praktische Übungen sowie Coaching-Sequenzen.
„Hoffnung und Liebe stehen über allem. Das ist kein leerer Positivismus,
sondern die Überzeugung, Zuversicht in sich zu tragen
und als Trägerinnen der Hoffnung weiterzugeben.“
Pilgerschaft und Hoffnung
Im Sinne der Ordensgründerin Eugénie Smet steht für Sr. Bereczki die Kongregation der Helferinnen im Dienst an und für den Menschen. Ihr Credo: „Hoffnung und Liebe stehen über allem. Das ist kein leerer Positivismus, sondern die Überzeugung, Zuversicht in sich zu tragen und als Trägerinnen der Hoffnung weiterzugeben.“
Ob Zufall oder Fügung – 2025 rief der verstorbene Papst Franziskus als Jahr der Pilgerschaft und Hoffnung aus. „Zeitgleich zum 200. Jubiläum unserer Gründerin. Papst Franziskus hat Eugénie Smet und uns allen damit, wahrscheinlich ohne es zu wissen, ein sehr schönes Geburtstagsgeschenk gemacht“, freut sich Sr. Bereczki.
Web-Tipp: Berufungscoaching WaVe
▶ www.wave.co.at