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Aus dem neuen »miteinander«

Ich bin mit meiner Berufung nicht allein

Wenn Frauen um ihre Berufung ringen

Am Anfang war da dieser Wunsch. Er wuchs langsam, als Jacqueline Straub als Ministrantin nahe am Altar stand und den Priester beobachtete: Sie wollte predigen und Eucharistie feiern wie er. Nun befürwortet die Theologin das Frauenpriestertum. Von Ines SCHABERGER

miteinander 5-6/2024

miteinander-Magazin 5-6/24

Mit 20 Jahren verkündete Jacqueline Straub erstmals öffentlich: „In zehn bis fünfzehn Jahren bin ich katholische Priesterin.“ Dafür studierte sie Theologie in Freiburg, Fribourg und Luzern, eine Voraussetzung für das Priesteramt. Sie fühlt sich dazu berufen. Doch ihr fehlt ein Y-Chromosom, also kommt sie für die Priesterweihe aktuell nicht infrage.

„Mein Glaube trägt mich und gibt mir Kraft dranzubleiben“

So wie Jacqueline Straub geht es vielen Frauen. 150 von ihnen haben in einem von der Ordensfrau Philippa Rath veröffentlichten Buch über ihre Berufung zur Diakonin oder Priesterin geschrieben. Weil Gott es so will, lautet der Titel. 150 Männer reagierten daraufhin mit Frauen ins Amt!, einer Aufsatzsammlung mit Gründen, warum sie eine Priesterweihe für Frauen unterstützen. Straub hat an diesem Buch ebenfalls mitgewirkt. Unermüdlich fordert die Journalistin die Priesterinnenweihe. Ihre vier Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Der britische Sender BBC wählte sie 2018 unter die 100 inspirierendsten Frauen weltweit. Für ihr Engagement erntet sie Sexismus und Hass, erzählt sie. Menschen schreiben ihr: „Du kommst in die Hölle“ oder „Du zerstörst die Kirche“. Ihre Reaktion: Das Gebet. „Wenn ich merke, das lässt mich abends nicht los, dann gebe ich das Gott ab.“ Die Theologin spricht schnell und klar, zielgerichtet und mit einer großen Zuversicht. „Mein Glaube trägt mich und gibt mir Kraft dranzubleiben“, verrät sie. Die jahrelangen Debatten haben sie abgehärtet. Sie erlaube sich aber auch, wütend zu sein und Dampf abzulassen. Dazu passt ihr Hobby, das Boxen, das sie fast zehn Jahre ausübte.


Eine Synode, die nicht weit genug geht
Im Oktober 2023 waren erstmals 50 Frauen bei der von Papst Franziskus einberufenen Weltsynode in Rom stimmberechtigt. Jacqueline Straub ist dankbar für den Einsatz der Frauen vor Ort sowie der Bischöfe, die sich für sie stark gemacht hatten, kritisiert jedoch: „Die Frauen mussten bei der Synode hart dafür arbeiten, dass das Frauenthema auf der Tagesordnung blieb.“

„Meinen Geburtstag habe ich jahrelang nicht gefeiert, weil er mich daran erinnert, dass wieder ein Jahr verging, ohne dass ich Priesterin wurde“

Das Frauenpriestertum schaffte es nicht in das Abschlussdokument und auch der Frauendiakonat wurde nicht explizit gefordert. Vielen ging das nicht weit genug. „Die Kirche ist an einem Punkt, an dem sie sich nicht mehr erlauben kann, noch lange über die Rolle der Frauen nachzudenken. Denn es findet seit Jahren ein Massenexodus von Frauen – und auch Männern – aus der Kirche statt“, so Straub dazu. Im Herbst 2024 tagen Bischöfe und andere Stimmberechtigte erneut. Jacqueline Straub wartet ab. Ihre Hoffnung: Papst Franziskus schlägt dezentrale Lösungen vor und ermutigt Bischöfe, vor Ort Reformen umzusetzen. Doch sie ist realistisch geworden: Sie befürchte, dass gar nichts passieren wird.


Kleine Erfolge
Mittlerweile ist Jacqueline Straub 33 Jahre alt. „Meinen Geburtstag habe ich jahrelang nicht gefeiert, weil er mich daran erinnert, dass wieder ein Jahr verging, ohne dass ich Priesterin wurde“, erzählt sie. Seit vier Jahren sei sie jedoch mit ihrem Geburtstag ausgesöhnt, weil sie sich auf kleine Erfolge fokussiere: Menschen, die sie mit ihrer Geschichte berührt, und Frauen, die ihre Sehnsucht teilen. „Ich weiß, ich werde noch ein paar Jahrzehnte kämpfen müssen. Aber ich bin mit meiner Berufung nicht allein.“

 

 

 

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