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Aus dem neuen »miteinander«

Im Guten liegt die Kraft

Interview mit Klaus Schwertner und Robert Kratky

Klaus Schwertner und Robert Kratky setzen sich für die Ärmsten in der Gesellschaft ein. Ein miteinander-Gespräch über Berufung, Gutmenschen und wie ein zufriedenes Leben gelingen kann. Das Interview führte Christopher ERBEN

miteinander 5-6/2024

miteinander-Magazin 5-6/24

Sie beide sind Personen des öffentlichen Lebens. Empfinden Sie es als Bürde, dass Menschen Sie mitunter danach beurteilen, ob Sie selbst aktiv „Gutes“ leben und wie Sie sich moralisch als Privatperson verhalten?
KRATKY: Als „Bürde" würde ich das niemals bezeichnen. Es ist eher eine Verantwortung, die jeden Menschen trifft, der eine öffentliche Person ist. Und diese Verantwortung kann manchmal schwerer wiegen als gewohnt, vor allem weil ja jede und jeder über dich urteilt. Und das oft gänzlich unabhängig von Fakten. Aber das gehört zu solchen Berufen eben dazu. Für mich ist es stets mehr Ehre als Bürde.
SCHWERTNER: Ein gutes Leben hat für mich schon von Berufswegen sehr viel damit zu tun, gut zu sein. Ich werde ja oft als „Gutmensch“ bezeichnet und für mich ist dies keineswegs eine Beleidigung. Der Mediziner und Theologe Johannes Huber sagt: „Gutsein lässt sich üben und trainieren wie einen Muskel.“ Und gute Taten sind Taten, bei denen wir der Stimme unseres Gewissens folgen. Wenn wir diese Stimme trainieren, einfach indem wir auf sie hören, wird sie lauter. Und auch andere werden ihr folgen.


Was sind Dinge, die für Sie das Gute im Leben fördern? Inwiefern lernen Sie dabei von anderen Menschen?
KRATKY: Ich habe fast ein Drittel meiner beruflichen Anfangsjahre mit der Unsicherheit verbracht, ob ich morgen noch einen Job habe. Da ich immer schon zu jenen Leuten gehöre, die für ihre Arbeit leben, weiß ich heute Sicherheit mehr zu schätzen als früher: Eine Berufung zu finden, erfolgreich zu sein, obendrein in einem Beruf, der Spaß macht, und dazu noch die Wertschätzung der Menschen für die ich mein Leben lang arbeite – das ist für mich oft ein großer Teil meines Glücks.
SCHWERTNER: Ich bin in meiner täglichen Arbeit oft in unseren Einrichtungen unterwegs. Die vielfältigen Lebensgeschichten, von denen ich dort erfahren darf, lehren mich tagtäglich. Und ich bin unendlich dankbar dafür. Die Frage nach dem guten Leben hat natürlich immer auch mit der Beschäftigung mit dem Tod zu tun. Unser Mobiles Caritas Hospiz Team begleitet die Menschen nach dem Grundsatz: Gut leben bis zuletzt.


Wie gelingt es Ihnen persönlich, das Gute zu erkennen und das Leben daran auszurichten?
KRATKY: Es gelingt mal besser und mal schlechter. Aber sich von toxischen Personen zu verabschieden, öfter mal an die frische Luft gehen, sich über die sogenannten kleinen Dinge zu freuen wie frischen Schnee, die ersten Blüten, ein gutes Buch, ein toller Film, ein Tag in der Sonne – da werden diese vermeintlich kleinen Dinge oft zur größten Freude. Vor allem, wenn man sie mit Menschen teilt, die man im Herzen trägt.
SCHWERTNER: Ich schätze es, abends auf den Tag zurückzublicken, lange war das auch ein liebgewonnenes Gute-Nacht-Ritual mit meinen Kindern. Der Blick zurück zeigt mir immer wieder, welche kleinen und großen Dinge wir erleben dürfen, welchen spannenden, mutigen und lieben Menschen wir begegnen. Wir tragen als Menschen natürlich Verantwortung für uns selbst. Aber wir haben auch Verantwortung füreinander, weil es uns nur miteinander gut gehen kann.

 

Was bedeutet für Sie die Vision einer guten Gesellschaft für alle, wie würde diese aussehen?
KRATKY:
Für wirklich alle? Wenn ich darauf nur eine Antwort wüsste. Aber aus der Distanz betrachtet wären jene unfassbaren Summen, die weltweit für Waffen ausgegeben werden, im Kampf gegen Hunger und Elend sicher besser investiert. Und in unseren Breiten wäre ein wenig mehr höfliche Freundlichkeit in sozialen Medien, der Politik und im Umgang miteinander schon eine echte Verbesserung.
SCHWERTNER: Ich bin überzeugt: Ein gutes Leben für alle ist möglich. Dabei geht es ganz wesentlich um die Bereitschaft zusammenzustehen, zu teilen und auf die Ärmsten nicht zu vergessen. Diese Vision ist vielfach bereits Wirklichkeit: Wenn wir hinhören und hinschauen, dann sind an so vielen Orten im Land neben der Not ganz oft sehr viel Mut, Hoffnung und Zuversicht spürbar.


Wie gelingt es Ihnen, das „Motto“ der Caritas „Not sehen und handeln“ zu leben, was erdet Sie in Krisenzeiten?
KRATKY: Die Gefahr die „Erdung“ zu verlieren besteht bei mir nicht. Menschen an und für sich sind seit jeher meine Passion und mein Beruf. Ich sage nicht umsonst, dass ich nicht im „Medien-“, sondern im „Menschen-Business“ bin.
SCHWERTNER: Gegen die eigene Ohnmacht, die man in einer Zeit der multiplen Krisen spürt, ist es am wirksamsten, selbst aktiv zu werden. Ich begegne vielen Menschen, die sich nach Kräften dafür einsetzen, dass dieses Land jeden Tag ein Stück menschlicher, gerechter und heller wird.

 


miteinander-Magazin 5-6/24

Klaus Schwertner
ist Direktor der Caritas der Erzdiözese Wien. Für seinen Einsatz für die Zivilgesellschaft wurde er im Jahr 2016 als Kommunikator des Jahres ausgezeichnet.

miteinander-Magazin 5-6/24

Robert Kratky
ist österreichischer Radiomoderator. Im ORF1-Talkformat „Kratky sucht das Glück“ redet er mit Menschen über deren psychische Belastungen.

 

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