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Aus dem neuen »miteinander«

Kontrapunkte setzen

Neue Serie: Trotzdem, aber, dennoch glauben

War es hierzulande früher fast selbstverständlich, zu einer der christlichen Kirchen zu gehören, so braucht es heute mitunter Mut, öffentlich zum Glauben zu stehen. In unserer neuen Serie „Trotzdem, aber, dennoch glauben“ lassen wir Menschen zu Wort kommen, die beherzt Ja sagen zum katholischen Glauben. Den Start macht der Theologe Jan-Heiner Tück. Aufgezeichnet von Daniel SEPER

miteinander 3-4/2024

Graphic illustration of the Christian cross of Jesus Christ casting a shadow of a question mark. Art symbolic of the decision that must be made as to spiritual faith.

Der Wind bläst der Kirche gerade scharf ins Gesicht. Der Glaube verblasst, die Kirche verliert an Bedeutung, die Skandale um Missbrauch und Vertuschung haben das Reputationsbarometer fallen lassen. Zeit, einmal Kontrapunkte zu setzen, öffentlich zu sagen, was mich in der Kirche hält und warum ich gern Teil der katholischen Kirche bin:

 

Ohne die Kirche hätte ich die Bundesgeschichte Israels und die Psalmen nicht kennengelernt – jene Partituren des Betens, die sprachmächtig alle Lebenslagen vor Gott bringen.

 

Ohne die Kirche hätte ich nichts von Jesus gehört, in dem sich der Unbegreifliche ein Gesicht gegeben hat. Die Erinnerung an Leben, Tod und Auferstehung Christi schärft den Blick für die Leidenden, ruft zur Umkehr und stößt eine Kultur der Vergebung an, die andere nicht auf ihre Fehler festlegt.

 

Ohne die Kirche hätte ich den Sinn für das Mysterium nicht entwickelt. Ich liebe Kirchen und Kathedralen, die die verborgene Präsenz des Heiligen spürbar werden lassen, ich schätze die Kultur, die im jüdisch-christlichen Resonanzraum entstanden ist. Was wäre die Weihnachtszeit ohne den „Messias“ von Händel und das „Weihnachtsoratorium“ von Bach?

 

Ohne die Kirche gäbe es den „Zirkel heiliger Handlungen“ (Goethe) nicht, die Sakramente, welche die Knotenpunkte des Lebens von der Geburt bis zum Tod mit Gott verbinden – auch nicht die Eucharistie, in der die Gegenwart Christi uns verwandelnd nahekommt.

 

Ohne die Kirche wäre die soziale Temperatur in der Gesellschaft kälter. Sie kümmert sich um Kranke, Alte und Arme und erhebt ihre Stimme für die Stimmlosen – am Anfang und am Ende des Lebens.

 

Ohne die Kirche wäre das Band mit Christen aus Afrika, Asien und Lateinamerika schwächer. Katholizität greift über Nationalismen. Sie ist ein Geschenk.

 

Ohne die Kirche hätte ich die Hoffnung auf die kommende Welt nicht. So sehr wir verantwortlich sind, dass auch unsere Kinder Gäste auf diesem Planeten sein können: Diese Welt ist nicht alles. Wir hoffen auf den neuen Himmel und die neue Erde. Wir werden erwartet.

 

Ohne die Kirche wäre mein Glaube obdachlos – und die Welt ärmer.

 


miteinander-Magazin 3-4/24

Dr. Jan-Heiner Tück

ist Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Universität Wien.

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