Kontakt
Redaktionsleiter / CvD

 

Mag. Lukas Cioni

Redaktionsleiter / Chef vom Dienst

miteinander-Magazin

Stephansplatz 6

1010 Wien

Tel.: +43 1 516 11-1500

 

Sie haben eine neue Adresse? Schreiben Sie uns hier oder rufen uns unter DW 1504 an.

 

Redaktion & Impressum

Aus dem neuen »miteinander«

Mein Traum vom Himmel

Editorial aus dem "miteinander" | Ausgabe 7-8 / 2025 

Von Chefredakteur Henning KLINGEN

 

Der Himmel hat mir den Atem verschlagen. Vom Parkplatz aus ging es wenige Meter durch ein Dickicht aus Kiefern und Gestrüpp. Und plötzlich öffnete sich vor mir die Erde und der Himmel spannte sich vor mir in einer bislang nicht gekannten Intensität auf. Wow! So habe ich es erlebt, als ich den Grand Canyon besuchte. Nie habe ich den Himmel so nah erlebt, nie erschienen die Wolken so plastisch, nie war der Horizont so weit. Wenn ich nach einem Erweis für den göttlichen Funken in allem suchen würde: Dort hätte ich ihn gefunden. Das alles liegt 25 Jahre zurück. Es folgten noch viele, ganz andere Momente, die mir die Welt als von Gott gehegt, als Fingerzeig seines Reiches, ja, als Gottesbeweis in Stein und Staub erscheinen ließen. Geburten, bei denen sich das Leben in die Welt schrie; Händchen, die bei den ersten wackligen Schritten nach meinen griffen; Liebeserweise, die das ganze Wunder der Zusammengehörigkeit nach so vielen Jahren feiern, als stünden wir mit allem erst am Anfang.

 

Die rauschhafte Emotionalität ist heute in mancherlei Hinsicht einer Ernüchterung gewichen. Nicht nur im Blick auf die USA. Auch sonst scheint mir der Himmel mit dem Alter immer entvölkerter und die Erde nüchterner, erdiger. Der Himmel ist nicht mehr das, was er einmal war. Theologisch spricht sogar einiges für diese Ernüchterung – schließlich ist das Reich Gottes, das wir mit dem Bild vom Himmel bezeichnen, noch ausstehend; ist das, was wir im Glauben feiern, nur ein schwacher Abglanz dessen, was wir eigentlich erwarten. Gewiss, es gibt diese Momente voller luftiger Leichtigkeit, die uns plötzlich und unvermittelt treffen und einen Geschmack von himmlischer Ewigkeit auf die Lippen zaubern. Der Frühling hat das Zeug dazu. Kinder, Feste, die Liebe. Jeder hat da seinen eigenen Himmel, den er manchmal schon auf Erden betritt.

„Der Himmel auf Erden ist nicht mehr das, was er einmal war.

Er trägt den Kern der Abschiedlichkeit in sich.“

Und doch tragen diese Momente stets bereits den Kern der Abschiedlichkeit in sich. Weder lassen sie sich festhalten, noch herbeirufen. Sie sind Widerfahrnisse, die uns unvermittelt treffen. Geschenke, unverdient, die man nur dankbar annehmen kann. So wird es dereinst vielleicht auch mal sein, denke ich mir, wenn ich durch das Unterholz des vergangenen Lebens und Liebens gehe und sich plötzlich und unerwartet vor mir der Grand Canyon des eigenen Lebens auftut, aber ein noch größerer Himmel. Wow!


miteinander-Chefredakteur Dr. Henning Klingen

miteinander-Chefredakteur Dr. Henning Klingen

CANISIUSWERK
Zentrum für geistliche Berufe

Stephansplatz 6
1010 Wien

Telefon: +43 1 516 11 1500
E-Mail: office@canisius.at
Darstellung: