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Aus dem neuen »miteinander«

Mein Vogl aus dem Kirchennest

Glosse

Vom Hausnamen, jugendlichem Hochmut und großmütterlichen Sorgen.

Glosse von Wolfgang MACHREICH

 miteinander 1-2/2025

miteinander-Magazin 1-2/25

Unser Hausname ist „Vogl“. Am Land gibt es diese Tradition der Vulgonamen. Unser Vogl geht auf meinen Urgroßvater zurück, der vom „Voglsang-Hof“ abstammte. Deshalb heiße ich daheim „Vogl Wolf“. In meiner Schulzeit sorgte dieser Name für spöttische Kommentare oder gewisse, mit der Zuschreibung Vogel einhergehende Handzeichen. Aber auch Ludl oder Gaggern gibt es als Hausnamen bei uns – ich hätte es also schlimmer erwischen können.

 

Sehr gut erwischt habe ich es mit meiner Entscheidung nach der Erstkommunion, aus der Kirchenbank in den Altarraum zu wechseln, quasi die Seiten zu tauschen und Ministrant zu werden. Meine Großmutter kommentierte diesen Beschluss sehr skeptisch: „Die Ministranten sind dem Teufel sein Unterfutter“, warnte sie. Damals konnte ich mit dem Spruch nichts anfangen. Doch einmal, es muss am Ende meiner Hauptschulzeit und ich oben auf der Karriereleiter als Ministrant gewesen sein, da sah ich mich aus dem teuflischen Unterfutter gaffen: Ich stand im Talar beim Kircheneingang, bediente das Glockengetriebe und kam mir sehr schön und sehr wichtig vor, wenn mich die Kirchgänger, besonders die jüngeren und weiblichen, begrüßten. „Du eitler Gockel!“, flüsterte mir da der gute
Geist ins Ohr. Neben Hoffart und Hochmut trieb meine Großmutter wohl noch eine weitere Sorge um: Als Ministrant schaust du hinter die Kulissen. Du weißt, dass der goldene Hochaltar auf der Hinterseite ein hölzerner Verschlag ist, an dem Leitern und Besen hängen; oder dass der Herr Pfarrer unterm Messgewand nur den Trainingsanzug anhat – kurzum, du siehst
von klein auf auch das Menschlich-Allzumenschliche im heiligen Spiel. „Was, du studierst Theologie! Willst du dir den Glauben austreiben lassen?“, war eine spätere Variante der großmütterlichen Sorge vor dem Blick hinter die Kulissen von Kirche und Glauben.


Als Journalist ist mir diese Perspektive mittlerweile zum Berufshabitus geworden. Die damit einhergehende Gefahr, zum Zyniker zu werden, leugne ich nicht. Ein Gegenrezept zeigte mein Dogmatikprofessor Gottfried Bachl: „Ich liebe hohe Räume“, sagte er in den Vorlesungen.
Ich auch. Hinaufschauen macht frei! Das weiß ich, seit ich als Ministrant in unsere Pfarrkirche ging. Das beherzige ich, weil ich ein „Vogl“ bin.


Wolfgang Machreich

Wolfgang Machreich
ist freier Journalist, Autor und Redaktionsmitglied des miteinander-Magazins.

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