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Aus dem neuen »miteinander«

Mit Hoffnung und Offenheit Krisen meistern

Interview mit Resilienzforscherin Dr. Silvia Exenberger

Resilienzforscherin Silvia Exenberger über den Umgang mit ungewissen Situationen und wie uns Hoffnung, Dankbarkeit und Glaube durch Krisen tragen können.

Das Interview führte Oliver STEINRINGER

miteinander 9-10/2025

miteinander-Magazin 9-10/25

Frau Dr. Exenberger, Ungewissheit macht uns oft Angst. Warum ist das so?
Weil wir weniger Kontrolle über das haben, was uns erwartet. In unserem westlichen Kulturkreis sind wir stark darauf bedacht, unsere Umwelt zu kontrollieren. Wenn eine Situation wie Corona kommt, in der das Ergebnis nicht vorhersehbar ist, löst das Angst aus.


Worin liegt die Chance unbekannter, mitunter traumatischer Situationen?
Beim posttraumatischen Wachstum geht man in der Forschung von fünf Dimensionen aus: Zwischenmenschliche Beziehungen können tiefer und anders empfunden werden. Menschen können die Erfahrung machen, das Leben neu zu schätzen und darin neue Möglichkeiten zu entdecken. Es kann auch sein, dass das Gefühl der persönlichen Stärke erlebt wird, weil man möglicherweise widerstandsfähiger geworden ist. Und manche wiederum entwickeln sich im Bereich der Spiritualität, indem sie lernen, sich als Teil eines größeren Ganzen zu verstehen. Nicht jeder Mensch erlebt ein Wachstum in einer oder mehreren Dimensionen nach einer Krise oder einem traumatischen Ereignis.


Welche Faktoren machen die Resilienz aus?
In der Forschung unterscheidet man grob drei Resilienz-Quellen: „Ich habe“ meint die sozialen Netzwerke, von denen ich Unterstützung bekomme. „Ich bin“ meint die Charaktereigenschaften und Einstellungen, die mich ausmachen – dass ich zum Beispiel optimistisch, hoffnungsvoll oder offen gegenüber Menschen bin. Und die dritte Quelle ist das „Ich kann“, meine Fähigkeiten und Fertigkeiten, die ich im sozialen Kontakt erwerbe, wie zum Beispiel die Problemlöse- Kompetenz – dass ich Probleme in Scheibchen teile, um sie Stück für Stück zu bewältigen.


Gibt es Achtsamkeitsübungen, die man präventiv einsetzen kann, um innerlich stärker zu sein, wenn eine Krise anrollt?
Für die Resilienz ist es wichtig, in ruhigen Zeiten die Kompetenzen einzuüben, auf die ich in Stresszeiten zurückgreifen kann. Ein Beispiel ist, sich auf das Positive zu fokussieren. Dafür überlegt man sich jeden Abend vor dem Schlafgengehen drei gute Dinge, die man am Tag erlebt hat. In Studien konnte diese Übung bei Menschen mit mittelschwerer Depression die Symptome innerhalb von 30 Tagen lindern.


Welche Rolle spielt das soziale Umfeld in der Bewältigung von Krisen?
Bei der Bewältigung eines Traumas ist es zentral, andere Menschen an seiner Seite zu haben, mit denen man durch die Krise geht und die anerkennen, was einem passiert ist. Dadurch geschieht Heilung. Deswegen ist in Nicht-Krisenzeiten der Aufbau eines sozialen Netzwerkes wie Familie, Freunde oder auch eine Glaubensgemeinschaft so wichtig.
 

Wie kann uns der Aspekt der Hoffnung mit Blick auf Ungewissheiten helfen?
Hoffnung ist der Glaube daran, dass es gut ausgeht, auch wenn der Ausgang einer Situation nicht ganz klar ist. Man sieht Licht am Ende des Tunnels. Menschen, die die Haltung der Hoffnung und der Offenheit mitbringen, haben es in Krisen leichter.


Gibt es in der Resilienzforschung Untersuchungen, wie sich Glaube und Spiritualität auf die seelische Widerstandskraft auswirken?
Spiritualität und Glaube sind ein wichtiger Teil von Resilienz, denn sie schenken Halt, Hoffnung und Zuversicht. Wenn es unsicher wird, brauche ich Traditionen und Rituale, die Struktur und Halt geben.


miteinander-Magazin 9-10/25

Dr. Silvia Exenberger
ist Klinische- und Gesundheitspsychologin und leitet das Institut für Positive Psychologie
und Resilienzforschung in Innsbruck.

www.institut-positivepsychologie.at

 

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