Kontakt
Redaktionsleiter / CvD

 

Mag. Lukas Cioni

Redaktionsleiter / Chef vom Dienst

miteinander-Magazin

Stephansplatz 6

1010 Wien

Tel.: +43 1 516 11-1500

 

Sie haben eine neue Adresse? Schreiben Sie uns hier oder rufen uns unter DW 1504 an.

 

Redaktion & Impressum

Aus dem neuen »miteinander«

Ohren auf im Fluss der Träume!

Editorial aus dem "miteinander" | Ausgabe 5-6 / 2023 - Von Chefredakteur Henning KLINGEN

Neulich war ich kurz in meiner Jugend zu Gast. Ich tanzte verschwitzt, selig und wieder mal hilflos verliebt in einer Disko am Niederrhein, dem „Kings Club“. Die gibt es allerdings schon seit über zehn Jahren nicht mehr. Wie das geht? Ganz einfach: Ein Song lief im Radio. Einer jener Songs, die heute fast schon als Oldies gelten, die meine eigenen Kinder noch nie gehört haben und die doch in mir unmittelbar eine Kaskade an Gefühlen und Erinnerungen wachrufen und mich in eine andere Zeit katapultieren. Auch wenn ich heute mit meinen Kindern Hörspiele höre, beamt mich der Kopf zurück in die eigene Kindheit, vor den ersten eigenen Kassettenrekorder, zu den „Drei ???“, den „5 Freunden“ oder „TKKG“. Keine Sorge, ich nehme Sie nicht mit auf einen weiteren Nostalgietrip in eine verrauchte Spelunke. Aber ich bin sicher, Sie kennen diese Erfahrungen ebenso. Ein Ton, eine Melodie, eine Stimme – und Herz und Hirn fahren Achterbahn. Wer fühlen will, muss hören.

"Faktenwissen kommt und geht, wird verdrängt und überlagert. Geschichten gehen ins Ohr und bleiben im Herzen."

Wenngleich unser Glaube kennt diesen Zusammenhang, diese direkte Verbindung zwischen Ohr und Herz. Im Anfang war schließlich das Wort. Und so wird unser Glaube lebendig, wo er auf offene Ohren und Herzen trifft. Die biblische Religion ist keine Buchreligion, sondern eine Religion des Wortes. Sie will erzählt, zu Ohr gebracht werden. Insofern lerne ich immerviel von meinen Kindern, denn ihr Religionsunterricht in der Volksschule besteht vor allem aus dem Erzählen von Geschichten. Erst habe ich das belächelt, ja mich darüber geärgert. Können die keinen vernünftigen Unterricht machen, in dem Wissen vermittelt wird? Inzwischen weiß ich: Es gibt keinen besseren Religionsunterricht. Faktenwissen kommt und geht, wird verdrängt und überlagert. Geschichten gehen ins Ohr und bleiben im Herzen. Mit dem Hören ist jedoch auch eine drängende Frage verbunden. Eine Frage, die schmerzt. Hört Gott? Erhört er mich und meine Gebete? Und: Spricht er tatsächlich zu uns? Oder hüllt er sich in Schweigen?

Es sind Fragen wie diese, die mich in meinem Glauben bedrängen und mich immer wieder aus dem ritualisierten religiösen Leben herauskicken. Durch den dröhnenden Klangteppich des Alltags hindurch ist es oft nicht leicht, die Zwischentöne zu hören, in denen Gott – vielleicht – zu vernehmen ist. Der Song, der mich weggerissen, herausgebeamt hat, war im Übrigen „River of dreams“ von Billy Joel. 30 Jahre alt und so hörenswert wie am ersten Tag: „I must be looking for something  / Something sacred I lost / But the river is wide / And it’s too hard to cross.“ Sehnsucht zum Hören und Greifen nah. Und ein Stück eigene Vergangenheit und Gegenwart. Das alles kann Glaube sein. Und Identität.

 

miteinander-Chefredakteur Dr. Henning Klingen

miteinander-Chefredakteur Dr. Henning Klingen

CANISIUSWERK
Zentrum für geistliche Berufe

Stephansplatz 6
1010 Wien

Telefon: +43 1 516 11 1500
E-Mail: office@canisius.at
Darstellung: