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Aus dem neuen »miteinander«

Plötzlich Stille

Hörbeeinträchtigungen bei Musikschaffenden

Hörsturz und Tinnitus – Gehörbeeinträchtigungen bei Musikschaffenden sind weit verbreitet, Ursachen und Folgen vielfältig. Derartige Beeinträchtigungen können Musik-Existenzen lähmen, im schlimmsten Fall zerstören. Hoffnung geben unterschiedliche Therapieformen.

Von Lukas CIONI

miteinander 5-6/2023

miteinander-Magazin 5-6/22

Sommer 2017, Konzertstimmung in einem Wiener Club: Gläser vibrieren, Musik dröhnt und laute E-Gitarrensoli erfüllen den Raum. Ein deutlich spürbarer Bass durchdringt das tanzende Publikum. Das Konzert der Gruppe Coreypt ist in vollem Gange. Doch dann wechseln nervöse Blicke zwischen Schlagzeuger Nico und seiner Band – „Ich höre nichts mehr“, sagt der Drummer. „Eigentlich ein traumhaftes Konzert, nur dann war Stille“, beschreibt Nico seinen Hörsturz.

 

Beethoven war als 28-Jähriger schwerhörig, Schlagerstar Udo Jürgens litt an einem Gehörschaden und Musiker Phil Collins beendete seine Karriere aufgrund verminderter Hörfähigkeit. Mit einer derartigen Beeinträchtigung zu leben, kennen aber nicht nur die Größen der Musikgeschichte. „Mich hat es psychisch sehr belastet“, sagt Nico.

Seit mehr als zehn Jahren arbeitet der 38-Jährige als Profischlagzeuger und Tontechniker. Hörerkrankungen seien in der Branche weit verbreitet. Das bestätigt auch die Wiener HNO-Ärztin Kristina Lessel: „In unserer Ordination behandeln wir viele Musiker, DJs und Tontechniker, welche mit Hörbeeinträchtigungen konfrontiert sind.“ Nico begibt sich in ärztliche Behandlung: „Es war unsicher, inwieweit sich mein Gehör regeneriert.“ Durch therapeutisches Training schafft er es, Zuversicht zu finden – seine Hörkraft kehrt nach Monaten zurück. „Vom Tinnitus bis zum Hörsturz: Beide Varianten können temporäre oder permanent irreversible Folgen mit sich bringen. Die Ursachen sind vielfältig, ebenso die Behandlung. Eine individuelle Therapie ist demnach essentiell“, sagt Ärztin Lessel.

 

Ständiger Begleiter

Beeinträchtigungen des Gehörs können Musik-Existenzen körperlich sowie mental beeinflussen. „Bei mir passierte es vor neun Jahren“, sagt Felix, Wiener Musikproduzent und Schlagzeuger. 2015 bemerkt der damals 20-Jährige einen immerwährenden Ton: „Zuerst dachte ich, es ist eine temporäre Überbelastung, da ich zu der Zeit viel laute Metal-Musik produzierte.“

In den Folgejahren spielt Felix mit der Band Blinded by Stardust Konzerte, Festivals und nimmt ein Album auf. Seinen ständigen Begleiter – den Tinnitus – beschreibt er als „ein Hochton-Piepsen mit flachen, leiseren, aber hörbaren Obertönen“. Tinnitus-Spezialisten verordnen dem Vollblutmusiker eine Cortison-Therapie, Infusionen und Injektionen. „Eine Behandlungsform ist die Injektions-Therapie. Hier wird eine Cortison-Spritze direkt ins Mittelohr gesetzt“, beschreibt HNO-Ärztin Lessel den Vorgang. Monatelang probiert Felix diverse Therapien: „Sogar Akupunktur, das war richtig schmerzhaft. Ich hatte Angst, die Musik und meinen Job aufgeben zu müssen.“ Der Verdacht: „Ein stressbedingter Überbelastungs-Burn-out-Tinnitus“, wie sich der 28-Jährige erinnert.

miteinander-Magazin 5-6/22
"Ich hatte Angst, die Musik und meinen Job aufgeben zu müssen.“

(Felix, Profischlagzeuger und Musikproduzent)

Leben mit dem alten Hawara

Hilfe findet Felix letztlich im Zuge eines Masseurbesuchs. „Hier lernte ich einige psychologische Strategien.“ Dazu zählen Methoden, wie das Verwenden von Hintergrundmusik zum Einschlafen oder das trainierbare Ausblenden des akustischen Reizes im Alltag. Mittlerweile bemerkt Felix den Tinnitus oft wochenlang nicht, „bis zum Zeitpunkt, an dem ich berufsbedingt etwa schalldichte Kopfhörer nutze und dann: Servus, da ist der alte Hawara wieder. Nur gut, dass ich nun weiß, wie ich mit dir umgehen muss“, sagt der Schlagzeuger scherzhaft.

 


 

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