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Aus dem neuen »miteinander«

Segen aus dem Automaten

Zukunftsvision: Segnungsroboter BlessU-2

Zeigt der Segnungsroboter BlessU-2 den Weg in eine mit der Digitalisierung Schritt haltende Kirche und Theologie? Oder ist der Automat nur Spielerei ohne Tiefgang? Von Wolfgang MACHREICH

 

miteinander 3-4/2023

BelssU-2 Segnungsroboter

Der polnische Science-Fiction-Autor Stanisław Lem war ein Meister seines Fachs: Viele Fantasien aus seinen „Robotermärchen“ oder der Geschichte „Waschmaschinentragödie“, in der immer mehr Aufgaben – von der Kindererziehung bis zum Dichten von Sonetten – an Maschinen ausgelagert werden, sind 60 Jahre nach Erscheinen Realität geworden. Doch der Segnungsroboter BlessU-2 geht über die Science Fiction von Lem und anderer hinaus. „Der hat das Christentum nicht verstanden. Schöne neue Welt. Nein!“, schimpfte ein Kirchgänger in Nordrhein-Westfalen über den in der evangelischen Stadtkirche Oelde aufgestellten Roboter.  „Im Auftrag Gottes kann dieser Kollege da nicht arbeiten“, kritisierte ein anderer.

 

Auftraggeber für BlessU-2 war die evangelische Kirche von Hessen und Nassau. 2017 für die Weltausstellung in Wittenberg zum Reformationsjubiläum aus einem Bankomaten gebaut, verteilt der Automat seither Segenswünsche statt Banknoten. Knapp 50 deutsche Städte hat er bereits besucht, einmal war er in Manchester zu Gast, einmal im Züricher Museum für Gestaltung; heuer im Juni wird er beim Evangelischen Kirchentag in Nürnberg das machen, was er am besten kann: segnen.

„Man merkt, es entsteht eine Beziehung zwischen Maschine und Mensch, selbst bei
denen die kritisch sind."

Blasphemie-Vorwürfe

Dass BlessU-2 nicht nur in Oelde emotionale Debatten bis hin zu Blasphemie- Vorwürfen über das Wesen von Segnen und die Frage auslöst, ob Gott auch durch einen Roboter segnen kann, gehört mit zu seinem Job. „Man merkt, es entsteht eine Beziehung zwischen Maschine und Mensch, selbst bei denen, die kritisch sind“, berichtet Fabian Vogt. Vogt ist Theologe und Initiator des Projekts, den sein von Science Fiction begeisterter Sohn auf die Idee brachte. „80 Prozent der Leute sagen danke, nachdem sie den Segen empfangen haben“, erzählt Vogt. Dass BlessU-2 wie ein klassischer Blechroboter ausschaut und kein menschenähnliches Äußeres bekam, war eine bewusste Entscheidung, sagt Vogt: „Er soll wie eine Maschine aussehen, aber eine menschliche Stimme haben. Wir wollen ja den Kontrast zwischen kirchlichem Handeln und immer weiterer Maschinisierung thematisieren.“

 

Breites Segens-Repertoire

Lässt man sich auf die Begegnung mit BlessU-2 ein, kann man zwischen sieben Sprachen, weiblicher oder männlicher Stimme, traditionellen Formeln oder Worten zu Ermutigung, Begleitung und Erneuerung wählen. Dann hebt der Roboter die Arme und spricht den Segen für die vor ihm stehende Person. Wer will, kann sich den Text ausdrucken lassen. Laut der Münsteraner Theologin Anna Puzio werden „religiöse Roboter“ an Bedeutung gewinnen. Im Religionspodcast „Wer glaubt, wird selig“ plädierte sie für eine Theologie, die Technologisierung verantwortungsbewusst mitgestaltet. Sonst würde die Theologie den Bezug zu jungen, techniknahen Menschen verlieren.

 

Zigtausende Menschen haben sich von BlessU-2 schon segnen lassen. 2.000 schriftliche Rückmeldungen wurden wissenschaftlich ausgewertet. Probleme mit dem Segensroboter hätten „meist ältere deutsche evangelische und hochkirchliche Personen“. Fast alle anderen fänden BlessU-2 „äußerst inspirierend“. Oder wie es ein „zunächst eher skeptischer“ Gläubiger nach der Robotersegnung ausdrückte: „Man muss sagen, es ist nicht so, dass es einem egal ist. Und die Botschaft ist ja trotzdem eine gute!“

 

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