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Aus dem neuen »miteinander«

Synodalität bleibt Zukunftsaufgabe

Interview mit Pastoraltheologin Regina Polak

Im Oktober fand in Rom eine Synode zum Thema Synodalität statt. Für viele klingt das weit weg von ihrem Alltag. Warum das nicht so ist und was nun die nächsten Schritte in Österreich sein sollten, erklärt die Pastoraltheologin Regina Polak. Von Henning KLINGEN

miteinander 11-12/2023

miteinander-Magazin 1-2/24

Frau Prof. Polak, Sie waren im Vorfeld sehr engagiert im Synodalen  Prozess. Wie haben Sie nun die Beratungen in Rom verfolgt?
Ich kenne die österreichische Synthese, ich kenne auch die kontinentalen Synoden-Ergebnisse – und ich muss sagen: Im vorliegenden Abschlussbericht der letzten Beratungen in Rom finden sich viele Themen wieder, die hierzulande und in Europa vorbereitet wurden. Was neu und
besonders war: Es wurden nicht nur die Übereinstimmungen abschließend festgehalten,
sondern auch klar die Bruchstellen benannt. Etwa beim Frauendiakonat oder in der Sexualethik. Alle Positionen wurden gewürdigt. Alles liegt jetzt auf dem Tisch.

 

Bereuen Sie es, dass Sie selbst nicht in Rom dabei waren?
Nein, Österreich war mit Kardinal Schönborn, Erzbischof Lackner und der Theologin Clara Csiszar sehr gut vertreten. Und ich bin ja weiterhin im „Nationalen Synodenteam“.
Als solches haben wir uns im Nachgang der Synode schon mit den Bischöfen Lackner und Marketz getroffen, um einen Fahrplan zu entwickeln, was bis zur nächsten Synode im kommenden Herbst geschehen soll.


Was hat Sie an den Beratungen überrascht – positiv oder negativ?

Deutlich sichtbar geworden ist die Ungleichzeitigkeit der Weltkirche. Dinge, die für uns selbstverständlich klingen oder bekannte „heiße Eisen“-Themen sind, sind für andere Teile der Weltkirche viel weniger relevant
oder auch gar unbekannt. Das gilt im Übrigen nicht für Themen wie die Rolle der Frauen
in der Kirche oder die Rechte der Laien – das waren länderübergreifende, verbindende Anliegen. Ein Grund für die Ungleichzeitigkeit liegt meines Erachtens in einer nicht überall gleich erfolgten Rezeption des Konzils. Wir haben sehr gut ausgestattete theologische
Fakultäten, um die uns andere Länder beneiden. Dort wird seit 60 Jahren das Konzil weitergedacht. In anderen Ländern steht dieser Prozess erst am Anfang.


Viele haben die Atmosphäre des Zuhörens als besonders beschrieben. Ist das nicht ein bisschen wenig an „Output“?
Wenn man bedenkt, wie verhärtet die Frontlinien auch theologisch sind und wie Synoden sonst abliefen, dann war das tatsächlich besonders. Die Methode der „spirituellen
Konversation“ sieht ja nicht nur ein Zuhören vor, sondern verlangt den Gesprächspartnern
ab, sich ganz auf die Argumente des Gegenübers einzulassen. Also Gefühl und Verstand zu verbinden. Und das verlangt schon viel Mut und auch die Bereitschaft, wirklich miteinander zu reden, gar Fehler einzuräumen oder einen Machtverlust hinzunehmen. Die Methode kann und sollte man auf allen Ebenen – bis in die Pfarren hinein – ernst nehmen und ausprobieren, denn sie führt zu einem Kulturwandel in Dialogen. Aber auf Synoden-Ebene glaube ich, braucht es in der nächsten Phase klare Entscheidungen.

 

Zuvor heißt es aber für ein Jahr „zurück an den Start“ … ?
Naja, nicht ganz. Es wurden schon Pflöcke eingeschlagen durch die bisherigen Synodenpapiere.
Aber es stimmt, dass es jetzt gilt, die Synode und das Anliegen der Synode – zu einer wirklich hörenden Kirche zu werden – auch in den Gemeinden zu verankern. Synodalität will ja mehr sein als eine Methode. Es geht um eine neue Lebensform von Kirche.

 

Was muss geschehen, damit das gelingt?
Auf Ebene der Pfarren braucht es ganz konkret Bildungsangebote, um zu erproben, wie Synodalität geht. Wie funktioniert eine spirituelle Konversation in einem Pfarrgemeinderat?
Dann braucht es eine stärkere Einbindung all jener, die bislang nicht vom Synodalen Prozess erfasst wurden – jüngere Menschen, neue geistliche Bewegungen, Arme, Menschen am Rand. Und schließlich braucht es ein stärkeres Engagement der Theologie. Bislang erlebe ich gerade in der deutschsprachigen Theologie zu viele Vorbehalte und zu wenig Bereitschaft, sich
einzubringen.


Was kann im Idealfall am Ende der nächsten Synode im kommenden Herbst rauskommen?
Große lehramtliche Umkehrschwünge halte ich für unwahrscheinlich. Das entspricht nicht Papst Franziskus und auch nicht dem Fokus der Gesamtsynode, sondern ist eher das Wunschkonzert aus dem deutschsprachigen Raum. Ich hoffe auf dezentrale Lösungen. Das heißt, dass es Erprobungsräume geben kann, in denen man z. B. beim Diakonat der Frau oder beim Thema Laien für einen klar definierten Zeitraum etwas ausprobieren kann. Fakt ist: Es braucht bald klare Signale und Entscheidungen. Und: Das Thema Synodalität bleibt eine
Zukunftsaufgabe und ist nicht

 

 


miteinander-Magazin 1-2/24

Dr. Regina Polak:

ist Assoziierte Professorin für Pastoraltheologie und Kerygmatik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien. Gemeinsam mit Petra Steinmair-Pösl, Clara Csiszar, Peter Schipka, Markus Welte, Erzbischof Lackner und Bischof Josef Marketz gehört sie dem „Nationalen Synodenteam“ an.

 

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