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Aus dem neuen »miteinander«

Von der unerhörten Leichtigkeit des Glaubens

Glaubenserfahrungen

Ich glaube nicht, dass Gott mich belasten und mir das Leben schwermachen will – im Gegenteil! Ich fühle mich von ihm beschenkt und befreit. Von Rainer HAAK

miteinander 1-2/2032

Von der unerhörten Leichtigkeit des Glaubens

Leichtigkeit, Lockerheit, Unabhängigkeit – diese Schlagworte würden wohl die wenigsten Menschen mit dem christlichen Glauben verbinden. Eher druckvolle Sätze wie: „Du musst!“, „Streng dich an!“, „Sei ernst!“ oder „Sei gehorsam!“ Wie oft erlebe ich Menschen, die sich den Glauben nur als eine schwere Bürde vorstellen können! Glaube, das bedeutet für sie vor allem Leid und Opfer, Sünde und Druck.

Die unerhörte Leichtigkeit des Glaubens. Unerhört? Ja, mancher findet es unerhört, das Leben leicht zu nehmen. Warum? Ich habe da einen Verdacht: Weil sich jemand, der die Leichtigkeit des Glaubens und des Lebens entdeckt hat, keinen Druck mehr machen lässt. Er ist nicht mehr zu „fassen“ und zu manipulieren. Ich versuche mich zu erinnern, in welchen Situationen Glaube für mich mit Druck verbunden war. Ob ich Angst hatte vor Gottes Zorn und Strafe? Ich bin mir nicht sicher. Aber bestimmt war ich der Meinung, dass ich als Christ Gott nicht enttäuschen darf.

"Ein Großteil unserer Vorstellungen und „Glaubenssätze“ rührt von unserer frühen Kindheit her. Meistens ist uns das gar nicht bewusst. Viele Menschen versuchen noch als Erwachsene, stets „brav“ zu sein und die großen traurigen Augen der Mutter zu besänftigen (sogar dann, wenn die Mutter längst nicht mehr lebt)."

Das erinnert mich an meine Mutter. Sie war nie wirklich zornig auf uns drei kleine Kinder. Aber sie konnte sehr enttäuscht und traurig sein, wenn wir ungehorsam waren. Manchmal hätte ich mir ihren Zorn und eine angemessene Strafe gewünscht. Aber so versuchte ich mühsam, mir ihre Liebe neu zu verdienen (obwohl sie das so sicher nicht gewollt hatte).

Unsere Kindheit prägt uns mehr als jede andere Lebensphase, das ist längst bekannt. Ein Großteil unserer Vorstellungen und „Glaubenssätze“ rührt von unserer frühen Kindheit her. Meistens ist uns das gar nicht bewusst. Viele Menschen versuchen noch als Erwachsene, stets „brav“ zu sein und die großen traurigen Augen der Mutter zu besänftigen (sogar dann, wenn die Mutter längst nicht mehr lebt).

 

Gesunder Glaube

Ich bin überzeugt, dass fast alle Menschen sich selbst Druck machen, weil sie bereits in der Kindheit Druck erfahren haben – und diesen Druck dann häufig auch auf ihren Glauben übertragen. Andere müssen mich nicht unter Druck setzen. Das schaffe ich auch allein. Wo ich mich unter Druck gesetzt habe? Ich glaube, ich war da sehr erfinderisch. Es gab zum Beispiel eine Phase in meinem Leben, da fühlte ich mich für die ganze Welt verantwortlich. Ich meinte, allen helfen zu müssen – und manchmal auch, alle belehren zu müssen. Da konnte ich noch so oft das Wort Jesu lesen, dass ich mich um den Balken in meinem eigenen Auge kümmern sollte statt um den Splitter im Auge des Nächsten.

Irgendwann wurde mir deutlich: Ein gesunder Glaube hat nichts, aber auch gar nichts mit Druck zu tun – Druck erreicht  fast immer das Gegenteil –, sondern vor allem mit Lebensfreude, Lebendigkeit und Leichtigkeit.

 


Rainer Haak

Rainer Haak

ist Theologe, Aphoristiker und Schriftsteller.

 

Buch-Tipp

Haak: Die unerhörte Leichtigkeit des Glaubens

Aus: Rainer Haak: Die unerhörte Leichtigkeit des Glaubens, adeo-Verlag in der SCM Verlagsgruppe: 2017, adeo-verlag.de

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