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Aus dem neuen »miteinander«

Von Taylor Swift zur Theologie

Der Popstar als Forschungsfeld

Die Absage der Taylor-Swift-Konzerte in Wien wegen einer Terrorwarnung enttäuschte vergangenen Sommer 200.000 Fans – und inspirierte Theologinnen an der Universität Wien, sich mit dem Phänomen Taylor Swift auseinanderzusetzen.

Von Sandra LOBNIG

miteinander 9-10/2025

Pop singer woman at a crowded music concert on a stage

Am 8. August des Vorjahres verwandelte sich der Stephansplatz spontan in eine riesige Konzertlocation. Tausende Fans von Taylor Swift hatten sich versammelt und sangen die Hits der US-Amerikanerin, die als erfolgreichste Sängerin aller Zeiten gilt. Und sie trauerten. Denn die drei Wiener Swift-Konzerte waren kurz zuvor wegen einer Terrorwarnung abgesagt worden. Eine riesige Enttäuschung für die Swifties, wie sich die Anhängerinnen und Anhänger der Sängerin nennen. Aber auch ein Anlass, um sich und der Welt zu zeigen: Wir lassen uns die Freude an der Musik nicht nehmen und feiern. Die Fans trösteten einander. Sie tauschten selbst geknüpfte Freundschaftsbänder und formten mit den Fingern ein Herz – beides beliebte Symbole in der Swiftie-Welt, die für Liebe, Gemeinschaft und Toleranz stehen.

 

Unmittelbar nach der Konzertabsage sitzen vier Theologinnen von der Universität Wien beim Mittagessen zusammen: Annika Schmitz, Noreen van Elk, Linda Kreuzer und Eva Puschautz. „Drei Swifties und eine Nicht-Swiftie“, wie Eva Puschautz später berichten wird. Sie sind fasziniert davon, was sich nach der Konzertabsage in Wien abspielt: Für die Fans, die seit Monaten auf das Konzert hinfieberten und zum Teil von weither angereist waren, ist die Absage ein Schock, den sie aber in der Gemeinschaft bewältigen. Vor allem Noreen van Elk, kein ausgewiesener Swift-Fan, ist neugierig: „Ich wollte verstehen, was dahintersteckt.“ Wie lässt sich das Phänomen ‚Taylor Swift‘ erklären? Überhaupt: Wieso hat Popkultur eine so große Bedeutung im Leben von vielen Menschen? Und sollte sich nicht auch die Theologie stärker mit popkulturellen Phänomenen auseinandersetzen? Schließlich beansprucht sie für sich, sich mit dem zu beschäftigen, was die Menschen bewegt. Ob das nun globale Ungerechtigkeit, die Frage nach dem Sinn oder eben Taylor Swift ist.


Swift als Forschungsgegenstand
Kurzerhand beschließen die Theologinnen, dem Phänomen wissenschaftlich auf den Grund zu gehen, und initiieren einen zweitägigen Workshop. „Take us to Church, Taylor“ findet im Jänner 2025 statt und hat etwa die vielen christlichen Bezüge in den Liedtexten der Sängerin zum Inhalt. Swift singt von Auferstehung, von Sünde und von Adam und Eva.

Auch aus sozialethischer Sicht ist die Thematik spannend: „Es gibt da eine große Gruppe von vor allem jungen Menschen, die eine Form von Gemeinschaft kreieren. Ein Gefühl von Zugehörigkeit“, sagt van Elk. Solidarität, Toleranz, Einsatz für Gerechtigkeit und gegen Diskriminierung sind wichtige Werte unter Swifties.

 

Die Konzerte gelten unter Fans als Safe space, als Ort, sicherer als viele andere auf dieser Welt, an dem man sein kann, wie man ist. „Dieses Anliegen hat doch auch die Kirche. Sie möchte ein ‚safer space‘ sein“, sagt die Neutestamentlerin Eva Puschautz. Warum haben dann so viele Menschen das Gefühl, sie können nicht so kommen, wie sie sind?“ Aus politisch-ethischer Perspektive wird die Frage verhandelt, wie sehr sich ein Star wie Taylor Swift auch politisch äußern soll und welche Verantwortung damit einhergeht.


Großes Medieninteresse
Ein Seminar für die Taylor-Swift-Fangemeinde also? Keineswegs, sagen Puschautz und van Elk. Einige der Referentinnen und Referenten hatten zwar einen persönlichen Bezug zur Sängerin, der Großteil nicht. „Wir wollten eine Möglichkeit zum kritischen Diskurs schaffen.“ Diskutiert wurde zum Beispiel die Tatsache, dass hinter Swift ein Milliardengeschäft steht und das gesamte Showbusiness darauf ausgerichtet ist, massenhaft Geld zu verdienen.

 

Das mediale Interesse am Swift-Seminar war groß. Damit haben die Veranstalterinnen nicht gerechnet. „Viele Menschen waren überrascht, wie bunt Theologie sein kann“, sagt Eva Puschautz. Der Wissenschaftskommunikation hätten die Medienberichte jedenfalls gedient. „Durch Themen wie dieses sind wir als Theologische Fakultät sichtbar.“ Das sei wichtig, denn der Legitimationsdruck auf Fächer wie Theologie habe zugenommen.


miteinander-Magazin 9-10/25

Eva Puschautz
ist Universitätsassistentin (praedoc) im Bereich Neues Testament an der Katholisch Theologischen Fakultät der Universität Wien.

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