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Was würde Jesus tun?

Bischofsvikarin Barbara Velik-Frank im Interview

Barbara Velik-Frank wollte gern Priesterin werden. Der Weg blieb ihr in der katholischen Kirche versperrt. Nun ist sie die Stellvertreterin des Kärntner Bischofs Josef Marketz für den Bereich Synodalität und Kirchenentwicklung. Wie möchte die bischöfliche Vikarin ihre Diözese in die Zukunft führen? Das Interview führte Oliver STEINRINGER

miteinander 11-12/2025

miteinander 11-12/25

Sie sind seit März 2025 im Amt. Wie waren die ersten Monate für Sie?
Sehr spannend! In der Arbeit ist viel weitergegangen. Was für mich neu war, ist die Außenwahrnehmung. Ich merke, dass ich eine starke Identifikationsfigur bin, und es kommen ganz andere Erwartungen an mich heran.

 

Gibt es ein Leitwort, unter das Sie Ihr Amt gestellt haben?

Der Name meines Vikarinnen-Amtes – „Synodalität und Kirchenentwicklung“ – passt sehr gut zu dem, wer ich bin und was ich mache. Ich war schon immer eine Frau, die die Kirche nach vorne mitentwickeln wollte. Und das gemeinsam mit anderen. Das bezeichnet ja das Wort Synodalität.

 

Sie wollten gern Priesterin werden. Wie geht es Ihnen damit, dass Sie in der katholischen Kirche als Frau nicht die gleichen Dinge tun können wie Männer?
Ich glaube, dass ich eine starke priesterliche Berufung habe und immer eine starke innerliche Sehnsucht spürte. Es war eine leidvolle Erfahrung, zu merken, dass ich nicht konnte. Ich habe als Pfarrassistentin kurzfristig drei Pfarren geleitet und habe dabei gemerkt, dass es mich mehr bewegt, Pfarre zu gestalten. Mir ist weniger die liturgische Präsenz wichtig, sondern mir geht es vor allem darum, christliche Gemeinschaft zu gestalten.

 

Kleine Schritte der Transformation sind Ihnen wichtiger als große, rasche Reformen. Was sind die nächsten Schritte auf diesem Weg?
Der erste Schritt ist es, dass ich wirklich auf die Bedürfnisse der Menschen höre: Was braucht die Kirche in der Welt von heute? Also dieses In-Resonanz-Gehen mit der Lebensrealität der Menschen. Zweitens ist da die Macht-Frage: Wenn Frauen in Leitungspositionen sind, macht das etwas mit der ganzen Institution und wie wir miteinander umgehen. Und drittens: Immer wieder den ursprünglichen biblischen Bezug im Auge behalten und sich fragen: Was würde Jesus tun? Wie handle ich? Das eigene Handeln hinterfragen. Das sind Schritte, die gut sind für einen Systemwechsel.

 

Der Katholikenanteil in Österreich ist 2024 erstmals unter 50 Prozent gesunken. Müssen Sie als Kirchenentwicklerin angesichts dieser Zahlen nicht demotiviert sein?

Wenn wir uns die gesellschaftliche Entwicklung anschauen, dann haben nicht nur die Kirchen, sondern viele institutionell gebundene Mitgliedschaften nicht mehr so die Anziehungskraft. Die Welt wird pluraler, die Menschen haben unterschiedliche Bedürfnisse. Sie überlegen, was sie tun, was sie nicht wollen und entscheiden sich dementsprechend. Kirchenentwicklung bedeutet für mich etwas anderes als einfach nur Mitglieder zu sammeln in einer alten Institution. Es bedeutet für mich, sich mit dem auseinanderzusetzen, was ist und was kommt und sich die Frage zu stellen: Was würde Jesus tun?

 

Was soll man nach den fünf Jahren Ihrer Amtszeit über Ihre Arbeit sagen können?
Dass die Kirche in Kärnten mehr Ehrenamtliche gewonnen und mehr Laienbeteiligung hat. Die Pfarrgemeinde-Mitglieder können selbstständig entscheiden und handeln. Sie haben Spaß bei dem, was sie machen, und sind offener geworden. Und dass wir auch über Schlechtes und Trauriges reden können.

 

Und wie sieht Ihre Diözese in 20 Jahren aus?
Gute Frage! Mit viel Eigenleben. Die Gemeinden sind weniger territorial, sondern viel mehr kategorialer. Es wäre schön, wenn Einzelpersonen unterschiedlichste Initiativen ergreifen und es Vielfalt gibt. Die Altlasten sind weniger, wir haben nicht so viele alte Pfarrhöfe, die wir erhalten müssen. Aber ich hoffe, dass es weiterhin traditionelle Anknüpfungspunkte gibt, denn bei uns in Kärnten haben Kirchenräume auch eine kulturelle Bedeutung.

 

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen auf dem Weg dorthin?
In den Emotionen der Menschen. In der Trauer, wo sie emotional an Sachen hängen. Veränderung ist ganz schwierig. Wie kann man mit den Menschen in Kommunikation gehen? Wie kann man wertschätzen, was war?

 

Was gibt Ihnen Kraft für Ihre Arbeit in der Kirche?
Ganz spontan: meine persönliche Gottesbeziehung. Das ist das Allererste. Und wir sind in der Diözese ein tolles Team, die menschlich-persönliche Ebene gibt mir da Kraft. Und vielleicht habe ich auch gelernt, gewisse Dinge nicht mehr ganz so ernst zu nehmen.


miteinander 11-12/25

Dr. Barbara Velik-Frank

ist Vikarin des Kärntner Bischof Josef Marketz für den Bereich Synodalität und Kirchenentwicklung.

 

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