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Aus dem neuen »miteinander«

Weiche Knie, luftige Höhe

Selbstversuch

Akrophobie – besser bekannt als Höhenangst – betrifft viele. Doch sie ist behandelbar: von psychologischer Beratung über gemeinsame Ausflüge auf hohe Gebäude bis hin zur Nutzung von Virtual Reality-Technologie. Ein Selbstversuch. Von Christopher ERBEN

miteinander 9-10/2025

miteinander-Magazin 9-10/25

Ein sonniger Herbsttag in Wien – ideal für einen Ausflug an den Stadtrand. Die am Wilhelminenberg gelegene Jubiläumswarte ist ein geeigneter Ort. Wer sie erklimmt, darf sich über eine herrliche Aussicht freuen. Doch für einen wie mich, dem Höhenangst zu schaffen macht, ist es jedes Mal eine Belastung und Herausforderung zugleich, wenn man von dort in den Abgrund blickt. Und damit bin ich nicht allein: Rund fünf Prozent der österreichischen Bevölkerung leidet unter Höhenangst.


Unbekannte Auslöser
Höhenangst – Akrophobie – gehört zu den sogenannten Angststörungen. Unterschieden werden mehrere Ausprägungen davon: einfache, mittlere, hohe Höhenangst. „Manche Personen können weder beim Fenster sitzen, noch in hohe Gebäude gehen“, erklärt Maria Chamarina, klinische Psychologin in Wien, die Betroffene unterstützt. Explizite Auslöser für Höhenangst gebe es nur bei den wenigsten. Denn nicht die Erfahrung, sondern die Vermeidung von Situationen verschlimmere die Angstreaktionen. Herzrasen, Schwindel, Atemnot oder die bekannten „weicheN Knie“ gehören zu den oft unangenehmen Symptomen, die auch mir beim Anblick von weit oben zu schaffen machen.
Um die Belastung auf Türmen, Gebäuden oder auch Leitern zu reduzieren, ist die Auseinandersetzung mit der Höhenangst notwendig, so die Psychologin, die mit ihren Patientinnen und Patienten in der ersten Sitzung einen Therapieplan erstellt. Ausflüge auf hohe Gebäude, wie zum Beispiel auf die Jubiläumswarte, gehören genauso zur Therapie wie eine Virtual-Reality-Brille, die Betroffene aufsetzen, um Angst auslösende Szenarien erleben zu können. Um das zu tun, besuche ich gemeinsam mit der Psychologin die Jubiläumswarte.


Im Angesicht der Furcht
Während ich die Wendeltreppe hinaufgehe, lege ich auf den Zwischenplateaus immer wieder Pausen ein. Jetzt atme ich tief durch und konzentriere mich ganz auf meinen Körper. Ruhig und bedacht entspanne ich mich. „Das empfinden viele als befreiend“, sagt Chamarina. Kleine Erfolge sehen und diese wertschätzen, ist wichtig. Zielführend ist die Therapie dann, wenn Betroffene sich auf die Angst auslösende Situation einlassen. Diese Methode wird von Experten auch als „Konfrontationstherapie“ bezeichnet. Atemübungen und Entspannungstechniken sind hilfreich. Medikamenten steht die Psychologin skeptisch gegenüber: „Sie sind zwar im Falle von stark ausgeprägten Angststörungen hilfreich, bieten jedoch keine dauerhafte Lösung.“


Belohnung am Schluss
Bald ist es geschafft. Nur noch wenige Stufen der Wendeltreppe trennen mich von der kreisförmigen Aussichtsplattform mit einem einzigartigen Blick über Wien. Ich gehe zum Geländer der Aussichtsplattform und halte mich mit beiden Händen daran fest. Ja, ich habe meine Angst diesmal überwunden und klopfe mir innerlich auf die Schulter. „Kleine Belohnungen bei erreichten Zielen sind ein wichtiges Therapie-Element zur Bewältigung von Ängsten“, sagt Psychologin Chamarina. Deshalb gönne ich mir jetzt, sobald ich wieder unten bin, ein Eis.

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