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Aus dem neuen »miteinander«

Wenn Hände, Augen und Lippen sprechen

Erfahrungsbericht: "Hands Up"-Erlebnisausstellung

Ausstellung, in der Hörende die Welt der Gehörlosen erleben können. Unter dem Schottenstift in Wien beginnt die Reise zu ihnen. Von Christopher ERBEN

miteinander 5-6/2023

'Hands Up'-Erlebnisausstellung

Herzliche Willkommen bei Hands Up“, begrüßt Andreea eine Gruppe von Jugendlichen und deutet ihnen mit den beiden Händen: „Folgt mir bitte.“ Eine Stimme von ihr ist dabei nicht zu hören. Seit September führt sie Besucher durch die Dauerausstellung im Kellergeschoss des Schottenstifts in der Wiener Innenstadt. Sie sind aber nicht die Einzigen – bereits über 24.000 Besucher tauchten in den vergangenen fünf Jahren hier in die Welt der Gehörlosen ein.

"Ohne Gebärdensprache wären gehörlose Menschen ausschließlich auf Lippenlesen angewiesen."

Von den etwa 450.000 Menschen, die in Österreich aufgrund einer Hörbehinderung in der Kommunikation mit anderen beeinträchtigt sind, sind rund 10.000 Menschen gehörlos. Die meisten von ihnen können sich über die Österreichische Gebärdensprache (ÖGS) austauschen, welche seit dem Jahr 2005 gesetzlich anerkannt ist. Die ÖGS hat eine eigene Syntax und Grammatik, wodurch sie sich auch von anderen Gebärdensprachen unterscheidet. Wer daher denkt, dass sich Gehörlose mit nur einer Sprache untereinander verständigen können, irrt sich gewaltig. Weltweit werden über 200 Gebärdensprachen „gesprochen“. Beinahe jedes Land hat seine eigene. Hinzu kommen noch unzählige Dialekte.


Bilder im Kopf
Ins Leben gerufen wurde „Hands Up“ von einem Unternehmen, das Gehörlose und Schwerhörige berät und weiterbildet. „Hörende Besucherinnen und Besucher sind überrascht und neugierig, weil sie nicht sicher sind, wie sie sich mit mir unterhalten sollen“, sagt Andreea, die – so wie ihre Familien – von Geburt an gehörlos ist. Mit aufgesetzten Kopfhörern können Besucher aber eine Zeit lang in ihre Lebenswelt eintauchen und diese kennenlernen. Wie Gehörlose, so sind auch sie dann plötzlich auf Hände, Lippen und Augen angewiesen, um sich mit ihrem Gegenüber zu verständigen. Sehr schnell lernen sie von Guide Andreea während der Ausstellung einfache Gebärden, die sie hier oder danach gleich in die Praxis umsetzen können.
Während Erwachsene schon im Alltag mit Gehörlosen zu tun hatten, sei das bei Kindern seltener der Fall. Häufig wissen sie nicht, wie sie ihnen begegnen sollen. „Daher gehe ich auf sie bei Hands Up besonders ein“, erzählt Andreea; etwa indem sie ihnen leicht erlernbare Gebärden beibringt. Bis zu fünf Mal täglich führt sie Besucher durch die Ausstellung. Doch nicht nur den Austausch unter den Gehörlosen will sie ihnen näherbringen – auch deren Alltag, der in der Ausstellung ebenso thematisiert wird. So zeigt die 22-Jährige zum Beispiel, wie er für sie ohne Gehör funktioniert; wie sie einen Wecker oder eine Türklingel bedient; wie sie Musik wahrnimmt oder wie sie in Gebärdensprache singen kann.

'Hands Up'-Erlebnisausstellung
Austausch ohne Barrieren
„Ohne Gebärdensprache wären gehörlose Menschen ausschließlich auf Lippenlesen angewiesen“, erklärt Marietta Adlbrecht, Geschäftsführerin von equalizent, dem für „Hands Up“ verantwortlichen Unternehmen. Dadurch gehen aber mindestens zwei Drittel der Informationen verloren. Die Situation habe sich seit der Anerkennung der ÖGS im Jahr 2005 ein wenig verbessert, aber das Recht auf Sprache sei ein langer und steiniger Weg für die Betroffenen. „Erst für das Schuljahr 2023/24 wird ein inklusiver Lehrplan für die Österreichische Gebärdensprache in Schulen verwirklicht“, freut sich Adlbrecht.
Nach einer knappen Stunde endet die Führung. Für viele in der Gruppe war sie ein Erlebnis – auch für Daniela. „Ja, ich werde wiederkommen“, sagt sie begeistert, während sie den Kopfhörer wieder von ihrem Kopf abnimmt und sich mit einer Handbewegung von allen verabschiedet. „Um vielleicht noch mehr Gebärden zu lernen.“
 


 

Weitere Informationen zur Ausstellung finden Sie auf der Homepage der "Hands Up"-Erlebnisausstellung

 

 

 

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