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Aus dem neuen »miteinander«

Wer fühlen will muss hören

Neue Liturgie-Serie von Daniel Seper

Schweigen und Zuhören sind oft schwieriger, als man ahnt, und wichtiger, als viele denken. Im Gottesdienst sind sie die Voraussetzung für die rechte Feier und entfachen den Heiligen Geist. Von Daniel SEPER

miteinander 5-6/2023

Icons set of five human senses in engraved style. Vector illustration of sensory organs.

Im Gottesdienst gibt es viel zu sagen: Es werden Predigten gehalten, unterschiedlichste
Gebete und Bitten an Gott gerichtet, Lesungen aus der Heiligen Schrift vorgetragen. Damit sich die vielen Worte nicht in der mancherorts noch weihrauchgeschwängerten Kirchenluft auflösen, muss das Gesagte auch gehört werden. So wie der Hörsinn für jede zwischenmenschliche Kommunikation zentral ist, so spielt er auch in der Liturgie eine wesentliche Rolle. Noch viel mehr als das Sehvermögen führt das Hören zur persönlichen Begegnung. Wer hört, der zeigt sich offen und bereit für den anderen. Wer hört, der ist aufmerksam und fühlt mit.


Gläubiges Hören
Gott begegnet so zuerst dem Menschen, der gläubig hört und ge-horcht. Dieser Grundakt des Christseins prägt auch den Gottesdienst. Das Hören ist eine vornehmliche
Form der bewussten Teilnahme an der Liturgie, die sich das Zweite Vatikanische Konzil für alle Mitfeiernden wünscht. Das zeigt sich besonders beim Hinhören auf die Verkündigung des Wortes Gottes, das in der Muttersprache und verständlich vorgetragen werden soll. Zum rechten Hören gehört die Stille. Sie ist ein oft unbemerktes, aber alles andere als unwesentliches Element, das etwa in der Eucharistiefeier immer wieder begegnet: schon beim Einzug, dann bei der Einladung zu den wichtigen Gebeten und nach den Lesungen. Das Schweigen soll nämlich die Betrachtung des Wortes Gottes unterstützen, es soll Sammlung und Besinnung ermöglichen und vor überstürzter Eile bewahren. Denn Schweigen im Gottesdienst ist mehr als peinliche Stille, die kaum auszuhalten ist. Gottesdienst verlangt gerade nach kurzen Momenten der Stille, die gemeinsam bewusst vollzogen werden.


Bewusste Stille
Für Papst Franziskus ist das Schweigen „kein Zufluchtsort, an dem man sich in eine private Abgeschiedenheit zurückzieht und das Ritual fast wie eine Ablenkung erträgt“. Das würde der eigentlichen Intention widersprechen. Die liturgische Stille dient aber auch nicht einfach der Aufnahme von Informationen. Sie ist vielmehr „das Symbol für die Anwesenheit und das Wirken des Heiligen Geistes“, betontejüngst der Papst in seinem Schreiben Desiderio desideravi über die liturgische Bildung. Stille und Schweigen zeigen die Präsenz des Heiligen Geistes an und sie lassen ihn dabei gezielt wirken. Sie erinnern daran, dass Glaube wie Gottesdienst nicht vom Menschen hergestellt, gemacht werden können, sondern sie letztlich geschenkt bleiben.

 

In der Stille geben wir dem Geist die Gelegenheit, tätig zu werden und uns Menschen
zu formen. Stille ist daher nicht einfach Pause, Leere oder Überbrückung, sondern oft der Höhepunkt der jeweiligen liturgischen Handlung, wenn man dabei das Wirken des Heiligen Geistes bedenkt. Noch vor jedem Gebet als Antwort des Menschen ermöglicht Stille zum rechten Zeitpunkt im Gottesdienst überhaupt erst das Vernehmen der notwendig vorausgehenden Anrede Gottes. Wer darauf verzichtet, der verpasst Wesentliches.


Dr. Daniel Seper

Dr. Daniel Seper

ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Pius-Parsch-Institut Klosterneuburg und Redaktionsmitglied des miteinander-Magazins.

 

 

 

 

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