In den Diözesen:
bewegt.berufen.engagiert
Aus dem neuen »miteinander«

Wo Pferde Hoffnung tragen

Der Lichtblickhof

Dass Tiere maßgeblich zur Genesung beitragen können, ist bekannt. Im Wiener „Lichtblickhof“ geben sie schwer kranken Kindern aber noch vieles mehr. Vor allem: Zuversicht, Vertrauen und Hoffnung. Von Christopher ERBEN

miteinander 11-12/2025

miteinander 11-12/25

Die Sonne blinzelt durch die Baumwipfel, es riecht nach Pferden, Stall und frischem Heu. Obwohl mitten in Wien gelegen, mutet es ländlich an. „Wir sind das erste Mal am Lichtblickhof“, berichtet Marianne aus Oberösterreich, deren Tochter Lara an einer unheilbaren Form der Leukämie erkrankt ist und einige Tage in einer neben dem Hof liegenden Hospizwohnung verbringt. „Weil unsere Kleine Pferde über alles liebt.“ Sehnsüchtig wartet Lara auf ein Shetlandpony. „Gleich besucht mich Daisy“, sagt die Zehnjährige. Weil Lara zu schwach zum Aufstehen ist, kommt das Pony sie täglich besuchen. Seit 2022 können Familien in drei 80m²-Wohnungen bis zu vier Wochen direkt am Hof wohnen.


Die Nachfrage ist groß, sagt Lichtblickhof-Leiterin Roswitha Zink, Psychotherapeutin und Reittherapeutin. „Pferde sind uns Menschen sehr ähnlich“, erklärt Zink. Die Tiere haben eine dem Menschen ähnliche Herzfrequenz, sind Therapeuten sowie Meister der Körpersprache mit nonverbaler Kommunikation. Als Herdentiere tun sie sich zudem leicht, eine Beziehung zu Menschen aufzubauen.
Im Jahr 2001 wurde das Kinderhospiz Lichtblickhof – damals unter dem Namen e.motion – im 14. Wiener Bezirk gegründet. Heute beherbergt es 18 Therapiepferde, fünf Hunde, zwei Katzen, sieben Kaninchen, einige Meerschweinchen sowie Schafe. Das Areal umfass mehrere Hektar der Klinik Penzing. Seit seiner Gründung wurden dort bereits über 6000 Familien betreut.


Lebensenergie schöpfen
Gemeinsam mit den Tieren arbeiten am Lichtblickhof Therapeutinnen ehrenamtlich oder stundenweise und sorgen sich um das Wohl der jungen Gäste, die zwischen neun Monaten und 19 Jahre alt sind. Es sei eine Auszeit von Spitalsaufenthalten, Therapien, Erkrankungen, von Ungewissheit und belastenden Situationen. „Bei uns können sie durchatmen und Lebensfreude tanken, die sie in schwierigen Zeiten umso mehr brauchen“, ist Zink überzeugt. Die Eltern können die Auszeit zudem nutzen, um ins Theater oder in ein Konzert zu gehen, während die Therapeutinnen am Hof ihre Kinder betreuen. Für die Familien selbst ist der Aufenthalt am Lichtblickhof kostenfrei.

"Bei uns können sie durchatmen

und Lebensfreude tanken,

die sie in schwierigen Zeiten umso mehr brauchen."

Lichtblicke sammeln
Langsam trottet das Shetlandpony zum Kinderzimmer. „Daisy ist unser Star“, sagt Zink und füttert die Stute mit Karotten. Für die Geschäftsführerin sind die Pferde auch ein ideales Sprachrohr der Kinder, über die sie ihre Gefühle ausdrücken können. „Unsere Vierbeiner dürfen immer so lange bei den Kindern bleiben, wie es möglich ist.“ Das Programm wird jedes Mal individuell abgestimmt und hängt immer von den jeweiligen Vorlieben und der Jahreszeit ab: seien es Wanderungen oder kurze Touren zur nahen Jubiläumswarte. Zudem wird gemeinsam gekocht oder der Stall ausgemistet.


Erfahren Kinder und Jugendliche, dass sie unheilbar krank sind und ihnen die Medizin nicht mehr weiterhelfen kann, brauchen sie in dieser Zeit vermehrt Aufmerksamkeit und Zuneigung, erklärt Zink. „Bei uns können die Patientinnen und Patienten all ihre Sorgen aussprechen, sie sind mit jeder Diagnose willkommen. Aber sie können auch ihre Angst vergessen und kleine Lichtblicke sammeln“, sagt sie und streichelt Daisy am Rücken. „Weil die Tiere am Lichtblickhof nicht zur Genesung beitragen, sondern kranken Kindern vor allem eines geben: Hoffnung.“

 

miteinander 11-12/25

Web-Tipp: lichtblickhof.at

 

CANISIUSWERK
Zentrum für geistliche Berufe

Stephansplatz 6
1010 Wien

Telefon: +43 1 516 11 1500
E-Mail: office@canisius.at
Darstellung: