Mag. Lukas Cioni
Redaktionsleiter / Chef vom Dienst
miteinander-Magazin
Stephansplatz 6
1010 Wien
Tel.: +43 1 516 11-1500
Sie haben eine neue Adresse? Schreiben Sie uns hier oder rufen uns unter DW 1504 an.
miteinander 9-10/2025
Wenn Abt Bernhard Eckerstorfer an prägende Momente seines Lebens zurückdenkt, stehen die Begegnungen mit Menschen im Vordergrund. „In der Hauptschule hatte ich einen Religionslehrer, der mit Leib und Seele unterrichtet hat, von Jesus und den Heiligen erzählt und das auch vorgelebt hat“, erinnert sich der 54-Jährige. Dieser Lehrer war für ihn ein wichtiger Impuls, sich für das Studium der Theologie in Salzburg zu entscheiden.
In Salzburg lebte Eckerstorfer im Kolleg St. Benedikt und lernte dort erstmals die Welt der Benediktiner kennen. Drei Studienjahre in den USA verstärkten seinen Wunsch, selbst Mönch zu werden: „Benediktinerklöster haben mich fasziniert, wo Jung und Alt zusammenleben, sich auf Gott ausrichten und einfach erfüllt sind mit dem, was ihnen wichtig ist.“ Doch der Weg ins Kloster war keine schnelle Entscheidung. „Ich habe zehn Jahre gebraucht, bis ich mich endgültig entschieden habe.“ Entscheidende Impulse kamen für ihn beim Zivildienst in Linz, wo er mit Obdachlosen arbeitete: „Da habe ich gemerkt, es geht nicht nur darum, was ich aus mir heraus machen möchte, sondern auch, was mir geschenkt worden ist und ich für andere tun kann.“
Vom Rektor zum Abt
Vor seiner Abtwahl war Eckerstorfer u. a. fünf Jahre lang Rektor der Benediktinerhochschule Sant’ Anselmo in Rom. „Ich habe wirklich gern Ja gesagt, obwohl ich wusste, dass es einen Abschied aus Rom bedeutet.“ Nun ist er als Abt mit vielfältigen Aufgaben konfrontiert: wirtschaftliche Betriebe im Stift Kremsmünster, das Stiftsgymnasium, die Gemeinschaft der Mitbrüder, pfarrliche Anliegen und auch die Rolle als öffentliche Figur. „Es ist ein sehr weites Feld, eine 24/7-Aufgabe. In erster Linie versuche ich aber, eine Vaterfigur für die Mönchsgemeinschaft zu sein. Für 39 Mitbrüder da zu sein, ist für mich Chance und Herausforderung zugleich.“ Die Jahre in Rom haben seinen Blick auf das Heimatkloster geschärft: „Ich spüre eine tiefe Dankbarkeit.“
Sein Wahlspruch als Abt lautet „Quaerere Deum – Gott suchen“: „Es geht darum, Gott in die Mitte des eigenen Lebens zu stellen. Im Bewusstsein, dass wir ihn nicht haben, sondern suchen müssen.“ Das Ordensleben kann dabei darauf verweisen, alles auf Gott zu setzen. Eckerstorfer sieht den Glauben auch heute als relevant, auch wenn er sich gesellschaftlich verändert hat. „Ich möchte nicht auf die Zahlen schauen, sondern der religiösen Sehnsucht der Menschen nachgehen.“
Dabei möchte er den Glauben wortwörtlich durch neue Kanäle schauen: „Ich habe jetzt einen neuen Instagram Account und bin erstaunt, wie junge Leute verfolgen, was ich tue.“ Er möchte den Schatz der Tradition lebendig halten, ohne dabei stehen zu bleiben: „Wenn Tradition mit Innovation zusammenkommt, dann wird sie lebendig.“ Sein Wunsch für das Stift Kremsmünster: dass es auch für kommende Generationen zu einer geistlichen Heimat wird – offen für alle Menschen, die guten Willens sind.
Judith Winkler-Ebner
ist Studentin der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft und besucht den Kurs „Journalismus als Beruf“ der Katholischen Medien Akademie in Wien.
„Journalismus als Beruf“
Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit der Katholischen Medien Akademie KMA. Aktuell läuft wieder die Bewerbungsfrist zur umfassenden journalistischen Basis-Ausbildung „Journalismus als Beruf“. Interessierte können sich bis 31. Oktober bewerben. Alle Infos dazu unter: www.kma.at