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Auf zwei Beinen steht es sich besser

Serie: Entscheide und wähle

Wer Entscheidungen nur aus dem Bauch oder nur mit dem Kopf trifft, läuft Gefahr, keine gute Wahl zu treffen. Denn es braucht dazu stets beides.

Von Sr. Melanie WOLFERS SDS

 

                                                                                                                     miteinander 3-4/2021

  

 

Wenn es um Entscheidungen geht, wird umgangssprachlich oft zwischen einem Kopf- und einem Bauchtyp unterschieden. Klar, das sind nur Bilder, denn niemand entscheidet ausschließlich aus dem Bauch heraus oder nur mit dem Kopf. Doch viele haben in dem Miteinander von Fühlen und Denken ein Stand- und ein Spielbein. Sie neigen dazu, der Vernunft oder dem Gefühl spontan ein Vorrecht einzuräumen. Kennen Sie Ihr Stand- und Ihr Spielbein? Oder lassen Sie ein Bein vielleicht sogar verkümmern? Wie steht es sich so, nur auf einem Bein?

 

Der spontan-emotionale Typ

 

Gerhard hat in seiner Firma ein großes Projekt übertragen bekommen und stellt nun eine Risiko-Folgen-Abschätzung zusammen. Genauer gesagt: Er sollte sie zusammenstellen. Doch er bekommt einen Anruf, ob er bei einem Konzert seiner alten Band mitmachen möchte. Das reizt ihn spontan. Begeistert stimmt er zu. In der Nacht wälzt er sich unruhig von einer Seite auf die andere: „Wie soll ich das bloß alles hinbekommen? In 14 Tagen muss ich das Paper abgeben! Und gleichzeitig soll ich drei Mal pro Woche für das Konzert proben …“ Wie schon so oft bereut Gerhard seine übereilte Zusage.

 

Wer wie dieser Mann zu einem spontan-emotionalen Verhalten neigt und sich leicht begeistern lässt, denkt nicht lange nach, sondern legt sich schnell fest. Dabei verlässt er sich auf sein situatives Gefühl. Damit kann er intuitiv richtig liegen. Doch der Schnellschuss kann auch gehörig danebengehen. Wer offen für Neues ist und gern spontan Dinge übernimmt, bugsiert sich dadurch öfter ins Chaos hinein. Für emotionale Schnellentscheider liegt die Herausforderung darin, sich selbst zu verlangsamen. Denn nur dann haben Verstand und Herz die Chance, zum Zug zu kommen. Das sieht bei einem zweiten Charaktertyp schon ganz anders aus …

 

Der kontrolliert-rationale Kopftyp

 

„Wahnsinn, wie rational die Frau die Dinge betrachtet!“, staune ich. Je länger ich ihr zuhöre, desto mehr kommt mir das Bild von einem Kopf auf zwei Beinen. Brillant analysiert die Frau ihre Situation und die verschiedenen Handlungsalternativen samt ihrem Für und Wider. Doch gefragt, was sie bei den verschiedenen Möglichkeiten empfinde, kommt … nichts! Sie fühlt nichts! Der Zugang zu ihren Körperempfindungen und Gefühlen wirkt wie verschüttet.

 

Menschen mit einem rationalen Entscheidungsstil denken lange nach, ehe sie handeln. Sie wägen genau ab und investieren viel Zeit in die Planung künftiger Ereignisse. Müssen sie einen schnellen Entschluss treffen, macht sie dies unsicher und unzufrieden. Solche Personen können hervorragend analysieren und Strategien entwickeln! Doch es gelingt ihnen nur schwer, ihre Analyse mit ihren persönlichen Bedürfnissen und Zielen abzustimmen. Was sie angesichts von verschiedenen Entscheidungsalternativen empfinden, nehmen sie nur schwach wahr.

 

Wer das Gespür für sich selbst so wenig entwickelt hat wie die genannte Frau, tut sich schwer, stimmige Entscheidungen zu treffen. Denn sie schöpft nicht aus dem Erfahrungsreservoir, welches das Bauchgefühl zur Verfügung stellt. Erkenntnisse der Hirnforschung unterstreichen das: Gefühle und Körperempfindungen sind ein immenser Wissensspeicher auf dem Weg zu einer guten Entscheidung!

 

Ein Traumteam

 

Beide – Kopf und Bauch – haben uns in Entscheidungssituationen etwas zu sagen. Daher wäre es auch ein Missverständnis, zu meinen, dass eines dieser Bewertungssysteme besser oder schlechter sei als das andere. Vielmehr gilt hier das Prinzip der Arbeitsteilung. Je nachdem, welche Art von Entscheidung ansteht und wie die Umstände aussehen, kommen Kopf und Bauch unterschiedlich zum Einsatz. Wenn eine Physikerin sich infolge einer Modellrechnung für einen bestimmten Versuchsaufbau entscheidet, arbeitet das Hirn anders als beim Fußballer, der blitzschnell zwischen Torschuss und Pass wählen muss.

 

Die Kunst einer klugen Wahl besteht darin, dass wir die Stärken und Schwächen von Kopf und Bauch kennen und situationsgerecht einsetzen. Gelingt ihre Kooperation, ist ein Traumteam am Start!


(vgl. Melanie Wolfers, Entscheide dich und lebe!

Von der Kunst, eine kluge Wahl zu treffen,

bene! Verlag 2. Auflage 2020, 159-164)

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Melanie Wolfers

ist Philosophin und Theologin und eine der bekanntesten christlichen Autorinnen im deutschsprachigen Bereich. 2004 trat sie in den Orden der Salvatorianerinnen ein. Sie leitet IMpulsLEBEN, ein Projekt für junge Erwachsene, ist gefragte Rednerin und Bestsellerautorin. Dabei schöpft sie aus ihrer langjährigen Tätigkeit als Seelsorgerin und Beraterin.

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