Mag. Lukas Cioni
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miteinander-Magazin
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Manchmal konnte ich die Proteste der Realitätsverweigerer, Berufsprotestierer und Impfgegner schon nicht mehr hören. Dann flüchtete ich mich in die Stille meines „Seitenschiffes“. An die herrschende Ruhe musste ich mich erst gewöhnen, aber es tat gut, einmal ungestört nachdenken zu können. Das Corona-Virus hat unsere westliche Gesellschaft ziemlich durcheinandergebracht. In anderen Teilen der Welt wird man unsere Sorgen und Ängste aber kaum nachvollziehen können. Dort geht es mit und ohne Virus nur ums Überleben. Impfen kann auch nicht zur „Glaubensfrage“ hochgeschaukelt werden wie bei uns, da es sowieso kaum einen Impfstoff gibt. Und für alle in Diktaturen lebenden Menschen, die ihr Leben für Menschenrechte und Meinungsfreiheit riskieren, können die in einem freien Land erfolgten Demonstrationen gegen einen angeblich „totalitären“ Staat, weil dieser virusbedingte Anordnungen zum Schutz der Bürger setzte, nur blanker Hohn sein.
Unlängst las ich ein Zitat von Immanuel Kant: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.“ Bedienen sich die Protestierer auch wirklich ihres eigenen Verstandes oder sind sie nicht eher das Objekt gezielter Manipulation? Der Bogen jener, die diese Corona-Zeit für ihre Machenschaften nützen wollen, reicht von Verschwörungstheoretikern über gesellschaftliche Umstürzler bis zu politischen Demokratiegefährdern. Das Virus kommt für sie gerade richtig. Dass es Menschen gibt, die sofort auf zugkräftige Parolen hereinfallen, das wissen sie aus der Geschichte – und wir leider auch. Ingeborg Schödl