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Derzeit geht mir die Anfangszeile eines Liedes nicht aus dem Kopf, dessen Text eine Schwester der Caritas Socialis 2012 aus Anlass der Seligsprechung ihrer Gründerin Hildegard Burjan schrieb. „Stell dich in die Zeit, bereit für ihre Fragen“ – dies trifft genau das, was die Selige ausgezeichnet hat. Sie hat die herrschende Not der Zeit gesehen und nach Lösungen gesucht, die auf die veränderte Lebenssituation der Menschen abgestimmt waren. Gerade in kirchlichen Kreisen stieß sie da oft auf heftige Kritik. Wie zum Beispiel bei der Errichtung des ersten Heimes für ledige Mütter.
Auch 100 Jahre später steht die Kirche notwendigen Neuerungen sehr kritisch gegenüber. Sie glaubt, die Fragen des 21. Jahrhunderts noch immer mit Antworten des 19. Jahrhunderts beantworten zukönnen. Bei dem weltweit verordneten Synodalen Prozess zur Vorbereitung der Bischofskonferenz 2023 kommt es daher oft zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Erneuerern und den Bewahrern. Einige Amtsträger glauben, dass jede neue Sichtweise eine Gefahr für die Kirche bedeutet. Man hat aber oft den Eindruck, dass dies eher mit der Angst vor einer Machteinbuße zu tun hat, denn Mitsprache auf Augenhöhe ist nicht so Sache mancher Amtsträger. Sie nehmen lieber in Kauf, dass sich immer mehr Menschen von der Kirche abwenden, weil sie keine Antworten auf ihre offenen Fragen bekommen.
Übrigens, die Schlusszeile des Liedes lautet: „Spann den Bogen weit, Neues kannst du wagen.“ Wäre doch eine gute Anregung für Rom bei der Umsetzung der Ergebnisse des Synodalen Prozesses
Ingeborg Schödl
ist Kolumnistin des miteinander-Magazins