Unlängst habe ich über das derzeitige Verhalten der Verantwortlichen in Gesellschaft und vor allem Politik nachgedacht. Da ist mir die eigene Schulzeit eingefallen. Da gab es doch in jeder Klasse die Angeber, Besserwisser und die Plaudertaschen, die mit Hingabe das sofort weitererzählten, was ihnen mit dem Hinweis „Sag’s aber nicht weiter“ anvertraut wurde.

Und schon machte es die Runde. Und so ist es dann weitergegangen – im Beruf, auch unter angeblich guten Freunden. Etwas wirklich für sich behalten, können anscheinend die wenigsten Menschen. Selbst wenn sie aus beruflichen Gründen sogar dazu verpflichtet wären. Und das stimmt wirklich bedenklich.

Heute gibt es fast nichts, was nicht vor dem Gespräch mit den Betroffenen oder der Prüfung auf den Wahrheitsgehalt in die Öffentlichkeit gelangt. Auch Stellen, die von ihrem Berufsstand her zur Verschwiegenheit verpflichtet wären, scheinen so quasi unter der Hand Informationen
weiterzugeben. Wie sonst könnten denn die Medien darüber berichten? Übrigens auch für
heutige Plaudertaschen ist ein Rat aus dem AT daher noch aktuell: „Der Geduldige hält aus bis zur rechten Zeit. Bis zur rechten Zeit hält er mit seinen Worten zurück“ (Sir 1,23f.).
 

Ingeborg Schödl

ist Kolumnistin des miteinander-Magazins