Mag. Lukas Cioni
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miteinander-Magazin
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Ein Wanderprediger in Galiläa überzeugt eine kleine Gruppe von Menschen: Gott ist den Menschen nahe, der Tod ist nicht das Ende, es lohnt sich, für das gute Leben einzutreten. Viel ist geschrieben worden über die erstaunliche Entwicklung des Christentums in den ersten Jahrzehnten, etwa dass sich diese Botschaft tatsächlich in Mitteleuropa ausgebreitet hat, in einer Gegend, in der ja kein religiöses Vakuum herrschte, sondern wo es Bräuche, Traditionen, Glaubensüberzeugungen gab. Und trotzdem, das Christentum fand hier seinen Ort.
Genau wie in ganz anderen Weltgegenden, in afrikanischen oder südamerikanischen Ländern etwa. Und bei sehr unterschiedlichen sozialen Gruppen: Es spendete Unterdrückten wie Sklavinnen und Sklaven auf Baumwollplantagen Hoffnung. Und es war – das ist der unschöne Teil der Geschichte – Instrument für die Mächtigen, Motivator für Kriege und Verfolgungen.
Dieser erstaunlichen Inkulturationsfähigkeit dürfen wir auch heute noch vertrauen. Aber vielleicht ein wenig anders: Es ist an der Zeit, dass sich das Christentum und die, die sich darin zu Hause fühlen, in eine säkulare Umgebung inkulturieren. Ist eigentlich ganz einfach: Kein Rückzug in die leere Kirche, sondern rausgehen – unser Lernort ist die Welt! Sprechen wir überhaupt dieselbe Sprache? Wie drücken wir unsere Botschaft auf „Säkularisch“ aus? Unsere neue kirchliche Präsenz lernt von der Weisheit der Welt.
Dr. Katharina Renner
ist Theologin und Soziologin. Sie arbeitet bei der Caritas der Erzdiözese Wien und ist zudem Vizepräsidentin der Katholischen Aktion Österreich (www.kaoe.at). Ab sofort schreibt sie an dieser Stelle als unsere neue miteinander-Kolumnistin anstelle von Ingeborg Schödl.