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Habt keine Angst!

Quarantäne für Gott

In völliger Abgeschiedenheit von der Welt beten sie für die Welt. Die Betlehem-Schwestern erheben ein auf der Alm gelegenes Salzburger Naturparadies zum spirituellen Zentrum.

Klosters „Maria im Paradies“ auf der Kinderalm im Salzburger Pongau

 

Eine Reportage von Wolfgang MACHREICH  | miteinander 5-6/2020

 

Die Corona-Schutzbestimmungen machen auch vor dem abgelegensten Kloster der Erzdiözese Salzburg nicht Halt: „Grüß Gott! Derzeit ist die Liturgie in der Kirche des Klosters nicht öffentlich zugängig. In der Kapelle hier im Unteren Haus ist JESUS im Allerheiligsten Sakrament täglich von 10 bis 16 Uhr ausgesetzt“, steht auf einem handgeschriebenen Blatt neben dem Klostertor der „Monastischen Familie von Betlehem – Der Aufnahme Mariens in den Himmel – Und des Heiligen Bruno“.

Heißt es ansonsten, keine Regel ohne Ausnahme, ist bei dieser klösterlichen Frauengemeinschaft die verhängte Quarantäne-Ausnahme die Regel. Ganz im ursprünglichen Sinn des Begriffs Quarantäne, der vom Lateinischen Quadraginta für die Zahl 40 abgeleitet ist und auf eine 40-tägige Abgeschiedenheit im Alten Testament genauso wie auf Jesu ebenso langes Fasten in der Wüste zurückgeht. „In dieser Zeit, in der die Kirche voll Sehnsucht die Wiederkunft Christi erwartet“, heißt es dieser Tradition folgend in der Einführungsschrift der Betlehem-Gemeinschaft, „ruft der Heilige Geist eine große Schar aus allen Nationen, Stämmen, Völkern und Sprachen in die Wüste, um Gott den Allerhöchsten anzubeten und Ihn zu loben und zu preisen.“

 

Paradies auf 1.300 Metern

 

Die „Wüste“, in der diese Klostergemeinschaft lebt, ist ein auf 1.300 Metern gelegener Wald. Eindreiviertel Stunden Gehzeit bis zur Kinderalm steht auf einer Wegmarkierung in der Pongauer Ortschaft St. Veit. Der Name des Klosters „Maria im Paradies“ kann somit im spirituellen wie im wörtlichen Wortsinn gelesen werden. 1985 sind die ersten sieben Ordensfrauen auf Einladung des Salzburger Erzbischofs auf die Kinderalm gezogen, haben in bescheidenen Holzunterkünften einer ehemaligen Lungenheilstätte für Kinder ihr Bet-Quartier bezogen – und konnten diese Wüste zum Blühen bringen: 35 Jahre nach ihrer Ankunft ist das Kloster mit Unterstützung vieler Nachbarn am Berg und noch mehr Gönnern im Tal zu einem stattlichen Kloster-Dorf mit großer Kirche und mehr als 30 Ordensfrauen angewachsen.

Die Monialen von Betlehem sind eine den Kartäuserinnen nahestehende, in strenger Klausur lebende französische Ordensgemeinschaft. Ihre Spiritualität orientiert sich am Eremitentum der Wüstenmönche und der vom heiligen Bruno von Köln geprägten kontemplativen Tradition: Schweigen, Stille, Einsamkeit, Gebet, Fasten und ostkirchliche Liturgie sind zentral für ihr klösterliches Leben. Heute zählt die Ordensfamilie laut ihrer Homepage bethleem.org über 650 Mitglieder, verteilt auf 28 Frauen- und drei Männer-Klöster weltweit.

 

Abgeschieden der Welt zugewandt

 

Zum Kloster auf der Kinderalm gehört ein Unteres Haus, in dem auch Pilger einige Tage das Klosterleben teilen können. Im Oberen Haus leben die Monialen in völliger Abgeschiedenheit. Keinesfalls zu verwechseln mit Weltabgewandtheit – sichtbares Zeichen dafür ist das Haustelefon an der Klosterpforte, mit dem Wanderer, Pilger, Gott-Suchende eine Moniale anrufen können. Auch in Zeiten der Corona-Quarantäne: „Für uns ändert sich nichts“, sagt die Priorin des Klosters, „wir leben unser normales Leben weiter.“ Die Berufung dieser Frauen in weißem Habit mit großer Kapuze lautet „mit Christus verborgen in Gott“ zu bleiben und das Ziel dieser „Wüstenmenschen“ ist es, zu leben und zu beten für diese Welt und ihre Menschen.

 

Versinnbildlicht wird diese Berufung auch im Gestus des völligen Niederwerfens des Körpers während der Liturgie, erklärt Oswald Scherer. Als Pfarrer der nahen Gemeinde Lend und Leiter des Geistlichen Zentrums in Embach feiert er regelmäßig mit den Monialen und Messbesuchern aus der Umgebung Gottesdienste in der Klosterkirche. Scherer leitete auch viele Jahre das Referat für geistliche Berufungen in Salzburg. Als Grund für den großen Zuspruch, den die Betlehem-Schwestern bekommen, sagt er: „Mehr als andere Ordensgemeinschaften sind sie ein Kontrastmodell und eine Gegenbewegung zur heutigen Welt.“ Gleichzeitig sind die Monialen aber auch eine Mit- und Für-Bewegung für diese Welt auch und gerade in der Corona-Krise: „Wir Schwestern beten mit ganzer Hingabe für alle Menschen, die in Not und Angst sind. Jesus, wir vertrauen auf dich!“

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