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Im Rausch

Seelsorge im berauschenden Nahkampf

Ob arm oder wohlhabend, ob einfache Menschen oder schillernde „Celebrities“: Im direkten Gespräch, nicht selten bei rauschenden Festen, merke ich stets aufs Neue: Sie alle sind rettungslos gottessehnsüchtig.

 

Gastbeitrag von Toni FABER | miteinander 1-2/2020

 

Mag. Anton Faber ist Dompfarrer, Dechant und Domkapitular von St. Stephan.

 

Oft verstehen mich nicht einmal mehr meine besten Freunde angesichts all der vielen gesellschaftlichen Events im Zentrum der Stadt, an denen ich teilnehme. Doch wie wurde ich bei einem Jägerball von einer charmanten „Seitenblicke“-Journalistin gefragt: „Herr Dompfarrer, sind Sie eigentlich heute Abend auch auf der Jagd?“ „Ja, ich bin auf der Jagd! Nach jeder Seele – auch nach Ihrer!“ Die Journalistin war entzückt von meiner Antwort, die mit einem weiteren Lacher gesendet wurde.

 

Bei all den vielen, teils rauschenden Festen, die ich im Laufe eines Jahres besuche, kann ich von unzähligen Situationen erzählen, die mein Herz als City-Seelsorger jubeln lassen. Am Ende eines Abendempfangs beim City-Networker Ali Rahimini suchte eine Gesellschaftsreporterin das Gespräch mit mir: „Da waren heute so viele Menschen, die mir nur wegen meiner Arbeit und ihrem beabsichtigten Vorkommen in der Zeitung schöntun. Aber niemand begegnet mir ehrlich als Mensch.“ Durch aufmerksames Zuhören und Gebet konnte ich sie an diesem Abend spüren lassen, dass sie ein geliebtes Kind Gottes ist.

 

Dienst für den Liebhaber des Lebens

 

Für ein kurzes, fürbittendes Segensgebet mit dem Kreuzzeichen auf die Stirne ist eigentlich immer Zeit. Selbst im ungewöhnlichsten Ambiente findet es dankbare Annahme. Ob beim Sauschädelessen oder am Opernball, immer darf ich als deutlich erkennbarer Mann Gottes und als menschen- und lebensfreundliches Antlitz der ersten Kirche des Landes Ansprechpartner in den verschiedensten Anliegen der Menschen sein: Sorgen um die eigene Gesundheit oder die der geliebten Familie, private Taufen oder öffentliche Segnungen, ein schlichtes Fürbitt- und Segensgebet. Immer lässt sich eine Möglichkeit finden, den Lebenshunger und -durst des menschlichen Gegenübers zumindest ein klein wenig zu stillen. So ist es bei den Armen wie bei den Wohlhabenden, bei den schlichten Zeitgenossen wie bei den schillernderen Celebrities. Jeder Mensch ist rettungslos gottessehnsüchtig.

 

Ins Herz eingepflanzt ist mir auch ein göttliches Wort an den Apostel Paulus über die Menschen in Korinth: „Viel Volk gehört mit zu dieser Stadt!“ Tag für Tag motiviert es mich: Hab keine Angst! Hab Mut zu deinem Dienst der Verkündigung Gottes, des Liebhabers des Lebens! Wie oft öffnet das unerwartete persönliche Zweiergespräch am Rand eines berauschenden Events das Herz des Suchenden. Ob Mitglied der Kirche oder schon länger nicht mehr. Gerade bei ein, zwei Gläsern Wein verschwimmen die Grenzen und viele nehmen einen neuen Anlauf.

 

100 Wiedereintritte pro Jahr

 

Am nächsten Tag bin ich oft beeindruckt vom Erlebten und gespannt, ob der ausgesprochene Wille zum Neubeginn mit dem Wiedereintritt für bare Münze genommen werden kann. Nicht alle angekündigten Schritte werden in den darauf folgenden Wochen umgesetzt. Doch die rund 100 Wiedereintritte in der Dompfarre, die ich seit Jahren jährlich feiern darf, legen beredt Zeugnis vom guten Geist so mancher abendlichen Begegnung ab. Als Mitarbeiter Gottes ist es für mich ein persönliches Fest, gerade in diesem Bereich des gesellschaftlichen Lebens sehr gebraucht zu werden.

 

Niemals will ich eine Seele jagen oder fangen! Ein Diener des Lebens und seiner Förderung zu sein, beglückt und berauscht mich.

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